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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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gewinne auch Mut.
    Unser Echo verhallt in der Nacht, wir halten uns noch immer an den Händen, als die ersten Regentropfen auf unsere Köpfe prasseln. Ich bin für gewöhnlich eine dieser Frauen, die bei Regen schneller gehen, weil sie sonst Locken bekommen, und ich sehe mit Locken aus wie eine schreckliche Kopie von Tina Turner an einem Bad-Hair-Day. Aber diesmal ist es mir reichlich egal. Ich genieße es sogar. Wir stehen einfach da, auf dem Dach des VW-Busses, und genießen das Sommergewitter. Und tatsächlich fühle ich mich schon bald ruhig – und sehr nass.
    »Ich sollte dich nach Hause fahren …«
    Tristan sieht mich von der Seite an, und wir wissen beide, dass keiner von uns diesen Bus heute von hier wegfahren könnte und sollte. Wir haben getrunken und getrunken, und dann noch etwas mehr getrunken. Niemals sind wir jetzt noch in der Lage zu fahren.
    »… aber ich kann nicht.«
    Er lacht kurz.
    »Soll ich dir ein Taxi rufen?«
    Ich stehe im Regen, der immer stärker wird, und spüre die Nässe auf meiner Haut. Ich brauche weder ein Taxi noch ein Auto, so wie ich mich gerade fühle, könnte ich auch nach Hause laufen.
    »Layla? Wir sollten mal raus aus dem Regen. Es sei denn, du stehst auf Lungenentzündungen.«
    Tristan kippt den Inhalt meines Glases auf den Rasen unter uns und klettert vom Dach, das schon leicht rutschig geworden ist. Aber ich bleibe oben stehen und spüre, wie sich etwas in mir verändert. Ich kann nicht sagen, was es ist und was es mit mir machen wird, aber etwas verändert sich. Vielleicht ist es aber auch nur der Alkohol, der mir mehr Mut schenkt, als ich im nüchternen Zustand vertrage.
    »Layla, im Ernst, komm runter bitte.«
    Und obwohl ich mich so fühle, als könnte ich fliegen, als könnte ich direkt über die Dächer Stuttgarts hinweg in den Nachthimmel stürmen, überzeugt mich ein lauter Donner davon, besser vom Dach zu klettern – was ich dann auch tue. Ich falle nicht, obwohl mir die Schritte schwerer fallen, als ich dachte. Tristans Arme nehmen mich unten in Empfang, inzwischen sind wir beide mehr oder weniger vom Regen durchnässt, und mir fällt ein, dass meine weiße Bluse inzwischen ziemlich durchsichtig geworden sein dürfte und mehr von mir preisgibt, als ich es geplant hatte. Auch Tristans T-Shirt klebt an seiner Haut. Ich spüre seinen Blick auf mir, wie er mich ansieht, wie sein Blick über meinen Oberkörper gleitet. Das ist eine ganz schlechte Idee! Tristan greift nach meiner Hand, und wir klettern ins Innere des Busses.
    »Wir sollten aus den nassen Klamotten raus.«
    Ich weiß, dass er recht hat, aber noch klammere ich mich an seine Antwort auf meine letzte Wahrheit-Frage. Er liebt Helen.
    »Ach, das geht schon.«
    Er zieht eine Kiste unter der Sitzbank hervor und wühlt zwei große T-Shirts hervor. Beide sehen so aus, als gehörten sie in die Altkleidersammlung. Der Druck ist zum größten Teil verwaschen, und man kann die Buchstaben nur erahnen, allerdings nicht mehr das Wort, das sie bilden.
    »Grau oder grün?«
    »Ich ziehe das nicht an.«
    »Doch. Oder hättest du lieber eine schöne Lungenentzündung. Oder Schnupfen mit Halsweh? Layla, grau oder grün?«
    Ich greife nach dem grauen T-Shirt, weil es mir nicht ganz so schrecklich vorkommt. Außerdem zwinge ich ihn damit in das grüne, und das wird für mich bestimmt ein Grund zum Lachen sein.
    »Also entweder ich rufe dir ein Taxi hierher oder du schläfst auf der Klappcouch da hinten.«
    Er dreht sich, ganz Gentleman, von mir weg, zieht sein nasses T-Shirt aus und gibt mir so einen Blick auf seinen Rücken frei. Seinen nackten, muskulösen Rücken. Ich sollte mich ebenfalls umziehen, solange er mir den Rücken zudreht, aber ich ertappe mich dabei, wie ich seine Wirbelsäule betrachte, seine Rippen, an denen ich meine, ein Tattoo an der Seite erkennen zu können. Ich kann mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, ich habe noch nie in meinem Leben einen erotischeren Rücken gesehen als diesen. Aber er liebt Helen. Und ich habe Oliver. Wir sind Freunde. Warum vergesse ich das nur immer so schnell? Bevor er sich wieder zu mir dreht, ziehe ich schnell meine nasse Bluse aus und schlüpfe in das T-Shirt, das mir viel zu groß und nicht gerade vorteilhaft für meine Figur ist. Aber es ist trocken und riecht frisch.
    »Also?«
    »Ich nehme die Couch.«
    Er dreht sich vorsichtig zu mir um und nickt dann. Ich weiß nicht, wieso ich nicht auf das Taxiangebot eingehe, und ich weiß auch nicht, wieso ich diesen

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