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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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neben mich, ein fachmännischer Blick.
    »Verdammt, Süße.«
    Ich sehe zu ihm, fragend, wieder bröckelt alles, und meine Selbstsicherheit ist dahin. Habe ich mich überschätzt? Ist es der Alkohol?
    »Das ist spitze!«
    Er zwinkert mir vielsagend zu und nickt dann wieder zu Tristan. Ich sehe langsam nach oben.
    Er ist an den Bühnenrand gekommen und hat mich entdeckt. Überraschung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Ob er sich freut, mich zu sehen, oder ob es ihm eher unrecht ist, dass ich hier bin, kann ich nicht sagen. Ich hebe eine Hand zum Gruß und versuche, dabei sehr locker zu wirken. Allerdings bewege ich mich dabei, als hätte ich einen Besen verschluckt, und in mir beginnt sich eine eisige Angst breitzumachen. Was, wenn er mich nicht hierhaben will? Wenn er mich nicht wiedersehen will?
    Aber dann sehe ich ein Lächeln und mein Herz schwillt an, wird größer und weist die anderen inneren Organe in ihre Schranken. Er winkt mir kurz zu, so gut es beim Spielen geht. Okay, es ist in Ordnung, dass ich hier bin.
    Aber dann beschleicht mich ein anderer Gedanke: Helen! Ich sehe mich erschrocken um. Irgendwo hier muss sie sein, ich kann es fast schon spüren. Sie ist hier. Ich sehe zu den anderen Tischen, dann zu den Leuten, die keinen Sitzplatz bekommen haben. Der Raum ist gut gefüllt. Einige Frauen in unserem Alter. Ich suche nach ihrem Gesicht, ihrem Lächeln. Ich komme mir wie »die andere Frau« vor, und das fühlt sich mies und schäbig an. Ich kann sie nicht finden, aber ich bin kein Idiot, sie ist hier irgendwo. Vermutlich sind sie mehr oder weniger direkt aus Frankreich hier angekommen. Mein Blick geht wieder zur Bühne, und ich versuche, in jeder seiner Bewegungen zu erkennen, wo sie sein könnte. Ein Lächeln in eine bestimmte Ecke des Raumes, ein Zwinkern oder Winken. Aber er spielt einfach nur die Lieder, und das auch noch sehr gut.
    Nach fast einer Dreiviertelstunde entscheidet sich die Band, eine kleine Pause zu machen, und somit habe ich die Chance, mich wieder etwas zu fangen. Wir bestellen jeweils ein neues Bier, und Marco entschuldigt sich plötzlich, aber er müsse sich jetzt sofort eine Zigarette genehmigen. Ich blicke ihm verdattert hinterher.
    »Hey!«
    Ich zucke merklich zusammen. Tristan taucht neben mir an der Bar auf, eine Flasche Bier in der Hand und dieses typische Tristan-Lächeln im Gesicht.
    »Hey.«
    Meine Stimme klingt merkwürdig belegt. Stille. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, und ihm scheint es nicht anders zu gehen.
    »Was machst du hier?«
    Eine durchaus stimmige Frage, und ich bin sehr froh, eine Antwort zu haben. Vielleicht denkt er ja, dass ich nur wegen ihm da bin. Aber das ist nicht der Fall, und das finde ich gut.
    »Marco, ein Freund, hat eine Begleitung gebraucht. Und du?«
    Ganz offensichtlich bin ich noch nicht wieder Herr meiner Gedanken, denn sonst würde ich wohl kaum eine so selten dumme Frage stellen. Er grinst und zieht sich Marcos Stuhl zurecht. Na toll, jetzt hat er sich zu mir gesetzt und ist mir näher, als ich es verkrafte.
    »Ich spiele mit Volkan und den Jungs in der Band.«
    Ich will ihn umarmen und wissen, was mit ihm los ist, und ihm sagen, dass ich ihn vermisse, aber ich traue mich nicht, weil es unpassend ist und keinen Sinn ergibt. Vor allem nicht, wenn Helen da ist, und nach alldem, was ich bei unserem letzten Treffen zu ihm gesagt habe.
    »Wie war der Bodensee?«
    Er hat es also gelesen, ich muss lächeln.
    »Toll. Wie war Frankreich?«
    »Toll.«
    Ich entscheide mich, ihm zu glauben, so wie er mir glaubt. Vielleicht waren beide Trips schön, und vielleicht hatten beide den gleichen Zweck, nämlich uns zu vergessen. Aber jetzt sitzen wir doch wieder zusammen an diesem Tresen und sehen uns an. Ich weiß nicht, was er fühlt, was ich für ihn bin, wo wir stehen oder wo Helen ist, aber ich freue mich so sehr, ihn zu sehen.
    »Ich hoffe, wir sind nicht zu mies.«
    Er nickt zur Bühne, und ich schüttele den Kopf, müsste aber lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich mich an die Songs erinnern könnte. Er nimmt einen Schluck Bier, und mein Blick fällt auf das Tattoo an seiner Handkante.  Hope . Es berührt mich nach wie vor in meinem Inneren.
    »Nein, ihr seid gut. Mit viel Alkohol sogar sehr gut.«
    Er lacht, und ich entspanne mich etwas.
    »Hast du einen Musikwunsch?«
    Ich überlege kurz, kann aber nur in seine fragenden grünen Augen blicken und somit keinen klaren Gedanken mehr fassen.
    »Keinen spontanen, nein, tut mir

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