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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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über die roten Blutkörperchen übernommen, um das letzte Rennen der Formel-1-Saison zu gewinnen. Alles in meinem Kopf dreht sich. Ich versuche, mich zu beruhigen. Helen. Er spricht von Helen. Er wird ein kitschiges Liebeslied für seine Freundin singen. Er singt nicht für mich, also hör auf, dir so was einzubilden, du dumme Nuss! Es kann nicht um dich gehen. Es geht nicht um dich. Meine Atmung beruhigt sich wieder, und ich nehme einen Schluck Bier.
    Tristan entfernt sich einen Schritt vom Mikrofon und scheint schon wieder seine Gitarre zu stimmen. Zumindest hört es sich zunächst so an. Er zupft verschiedene Saiten an, und dann entsteht plötzlich eine vage Melodie, aber es weckt keine musikalische Erinnerung. Ich lehne mich zurück. Er nickt mit dem Kopf, als habe er die richtige Stelle gefunden, und dann passiert es: Ich höre die Musik, nur ein paar Akkorde, und sofort weiß ich, um welches Lied es sich handelt. Es ist weltbekannt, es ist ein Klassiker, es ist ein Lied zum Tanzen und Mitsingen. Es ist, mehr denn je, mein Lied. Seine Finger sausen jetzt nur so über die Saiten. Er spielt Layla von Eric Clapton.
    Tristan nähert sich dem Mikro und singt die ersten Zeilen mit geschlossenen Augen. Und für die nächsten drei Minuten muss mein Körper ohne mich überleben.
    Würden nicht gerade tausend Gedanken gleichzeitig über mich hereinbrechen, wäre ich schon längst wie ein Groupie auf diese Bühne gestürmt, um ihn zu umarmen, zu küssen und von der Bühne zu schleifen. Tristan öffnet die Augen, sein Blick sucht im Publikum nach einem ganz bestimmten Gesicht, und es ist nicht das von Helen. Seine Augen finden meine. Die anderen Gäste scheinen zu verschwinden. Ich sehe nur noch ihn, sogar Marco existiert für diesen kurzen Moment nicht mehr. Ich habe Tristan bereits singen gehört, aber dieses Lied scheint für seine Stimme gemacht. Noch nie ist mir der Text so bewusst geworden wie heute Nacht. Ich weiß, dass Eric Clapton das Lied für die Frau von George Harrison geschrieben hat, in die er damals ganz schrecklich verliebt war. Sie war vergeben, und das auch noch an einen seiner Freunde. Tristan kennt Oliver nur von Fotos und aus Erzählungen, aber auch ich bin vergeben. Ich interpretiere zu viel in dieses Lied, nicht wahr? Es ist nur ein Lied, das so heißt wie ich.
    Aber als im Refrain ein ganzer Saal meinen Namen singt, fällt mir die Behauptung schwer, ich würde mich nicht angesprochen fühlen. Durch seinen Gesang bittet Tristan mich  – Layla – um eine Chance: Er sei doch schon auf seinen Knien! Und tatsächlich geht er in die Knie. Aber noch weigere ich mich, dem Liedtext Glauben zu schenken. Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt, Tristan einfach nur anzustarren. Er steht wieder auf, kommt an den Rand der Bühne, ein freches Lächeln auf seinem Gesicht, während er mich dabei genau ansieht. Ich muss lächeln und denke, spätestens jetzt haben auch die anderen im Raum verstanden, für wen er dieses Lied spielt. Es folgt ein Gitarrensolo, und Tristans Hände tanzen über die Saiten, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Er wirkt so selbstsicher und gelöst auf der Bühne. Er geht in diesem Lied scheinbar auf. Ich habe wirklich versucht, cool zu wirken, aber alle anderen im Raum klatschen auch. Und so gebe ich auf. Das Lächeln auf meinem Gesicht wird noch größer, und Tristan zwinkert mir zu, geht dann zum anderen Bühnenrand, und ich weiß, dass ich das Lied von nun an für immer mit Tristan in Verbindung bringen werde und dass … ich mich ohne Zweifel und endgültig in Tristan verliebt habe. Es ist sinnlos, mich weiterhin selbst zu belügen. Ich bin verliebt, in Tristan Wolf.
    Marco lehnt sich zu mir.
    »Nur dein Fahrradkurier, hm?«

Nach dem Konzert weiß ich nicht, was ich machen soll. Thomas begrüßen? Tristan suchen? Oder einfach so schnell wie möglich verschwinden? Aber Marco sagt, ich solle noch kurz warten, er müsse sich noch von Volkan verabschieden. Ich bleibe also sitzen und versuche, so unauffällig wie möglich zu sein. Ich weiß nämlich nicht, was ich tun oder sagen soll, wenn Tristan plötzlich neben mir auftaucht. Ich weiß nicht, wie lange ich es noch vermeiden kann, ihn zu küssen.
    »Entschuldigung?«
    Eine Hand berührt meine Schulter, und ich will schon flüchten, aber es kann nicht Tristan sein, das würde ich spüren, und es fühlt sich nicht an wie Tristan. Ich gebe der Stimme Zeit, neben mich zu treten und ein Gesicht zu bekommen.
    »Hi. Du musst Layla

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