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Lieblingsmomente: Roman

Lieblingsmomente: Roman

Titel: Lieblingsmomente: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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die direkte Aussprache des Problems ganz gut ein Bild machen. Er lässt es unkommentiert im Raum stehen. Gegen elf Uhr ziehen wir schließlich weiter in eine andere Location, in der heute Abend das Konzert stattfindet.
    Dank der öffentlichen Verkehrsmittel haben wir um kurz nach elf Uhr unsere neue Destination erreicht: die Kiste . Als wir den kleinen Jazzclub betreten, stelle ich zu meiner Erleichterung fest, dass ich mit meinem schicken Casual Look genau die richtige Wahl getroffen habe. Nur bei Beccies Leihgabe der hohen schwarzen Pumps bin ich mir inzwischen nicht mehr ganz so sicher. Ich will nicht jammern, aber meine Füße tun mir weh.
    Marco organisiert uns dankenswerterweise zwei Hocker an der Bar und bestellt direkt zwei Biere dazu. Ich war schon einige Male hier, habe so manches Jazz-Konzert genossen, manchmal sogar fotografiert. Gegen Bezahlung. Heute habe ich meine Kamera zwar auch in der Tasche, allerdings nicht aus beruflichen Gründen, sondern weil ich beschlossen habe, wieder auf jede Eventualität vorbereitet zu sein. Manchmal erwischt man das perfekte Motiv und ist unbewaffnet. Das wird mir nicht mehr passieren. Ich werde meine Kamera bei mir haben, komme was wolle.
    Marco scheint hier jeden zu kennen. Ich bin beeindruckt und freue mich, mal wieder einen Abend außer Haus in netter Gesellschaft zu genießen. Er begrüßt eine junge Frau mit einer herzlichen Umarmung und stellt sie mir vor: Es ist Nesli, Volkans Frau. Mit einem sympathischen Lächeln bedankt sie sich für unser Kommen und lädt uns auf einen Drink nach dem Konzert ein. Dann verschwindet sie wieder in der Menge und begrüßt weitere Gäste.
    »Sie ist nett.«
    »Ja, sie ist auch so ein kreatives Köpfchen wie du.«
    Ich muss grinsen, und meine Wangen werden heiß. Ich schiebe es auf den Alkohol und die Hitze hier im Raum.
    »Und woher kennst du Volkan?«
    »Ach, Volkan ist ein Universalkünstler. Jede Woche versucht er etwas Neues. Momentan hat er diese Band, die spielen eigene Lieder und Cover-Songs, die sie neu interpretieren. Es gibt keine feste Besetzung. Jeden Monat werden neue Musiker gesucht, und dann treten sie gemeinsam auf.«
    Ich nicke, das Konzept klingt ganz unterhaltsam.
    »Und wie heißen sie?«
    »Uns gibt’s nicht.«
    »Sind sie gut?«
    »Das letzte Mal waren sie … ganz okay.«
    Er lacht und stößt mit mir an.
    »Es kann nur besser werden.«
    Dann wird das Licht gedimmt, und die Musiker betreten die Bühne. Ein kleiner, dicklicher Mann verschwindet sofort hinter das Schlagzeug und gibt fortan nur noch den Blick auf seine schwarze Lockenpracht frei. Dann tritt Marcos Freund Volkan auf die Bühne, ein Mann um die dreißig in lässigen grauen Jeans und einem blau-weiß-rot kariertem Flanellhemd. Er trägt einen dünnen Schal um den Hals und einen grauen Hut, der ihm den Look eines Straßenmusikers verleiht. In seiner Hand hält er, wie Marco mir erklärt, eine Pro-Arte-Klassik-Akustikgitarre, die schon etwas mitgenommen aussieht. Sofort fällt mir der große Silberring an seiner rechten Hand auf. Er begrüßt die anwesenden Gäste mit einer tiefen, rauchigen Stimme. Ohne Zweifel verbringt er viel Zeit am Mikrofon – wahrscheinlich auch mit Zigaretten und Alkohol, wenn er nicht gerade singt.
    »Schön, dass ihr alle gekommen seid, obwohl wir beim letzten Mal ja unser Bestes gegeben haben, um euch zu vergraulen.«
    Kurzes Gelächter im Publikum.
    »Ich würde euch jetzt gerne die geniale Mischung an Musikern vorstellen, die wir für heute Abend gewinnen konnten. Außer Lucy, meiner treuen Begleitung, haben wir ein paar echte Schmuckstücke für euch auftreiben können.«
    Lucy, so erfahre ich von Marco, ist seine Gitarre, die er seit sechzehn Jahren bei keinem seiner Konzerte daheim lässt. Dann stellt er den Schlagzeuger als Stuttgarter Urgestein vor, dessen Namen ich nicht verstehe, der aber ein bisschen wie »Ragna« klingt und von dem ich außer den wilden Locken auch jetzt nichts sehe. Dann kommt ein Mann mit schulterlangen Haaren und Vollbart, Ben, in Led-Zeppelin-T-Shirt, Bootcut-Jeans und braunen Doc Martens auf die Bühne. Ich hätte ihn mir gut in einer Band wie den Foo Fighters vorstellen können. Die Lefthand Gibson Les Paul vervollständigen dieses Bild. Während er auf einem Barhocker Platz nimmt, grüßt er kurz in die Menge. Optisch will er so gar nicht zu dem wuschelhaarigen Ragna und Volkan passen, der mit Lucy im Arm eher wie eine lässige Version von Eric Clapton wirkt.
    »Da wir heute ein sehr

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