Liebst du ihn noch immer
sich wieder veranlaßt, Doug zu verteidigen. „Schließlich mußte er ja für die Firma repräsentieren", sagte sie abweisend. Aber insgeheim fragte sie sich, ob so ein teures Modell wohl wirklich nötig gewesen war. Der Ärger jedoch, der jetzt in ihr hochstieg, richtete sich gegen Rusty, nicht gegen Doug. Die Zweifel, die er bei ihr säte, mißfielen ihr. Doug war tot, und sie wollte nicht, daß ein Schatten auf sein Andenken fiel. „Es geht nicht darum, warum er den Wagen gekauft hat, sondern wie ich ihn abzahle", erklärte sie tonlos.
„Warum wollen Sie ihn behalten? Sie wollen ihn nicht fahren, die Erinnerungen, die er in Ihnen auslöst, quälen Sie, und für die nächsten Jahre bedeutet er eine ständige Belastung Ihres Bankkontos."
Widerwillig mußte Kate ihm recht geben. Sie wollte jedoch weiterhin auf ihn böse sein, um nicht über Dougs Verhalten nachdenken zu müssen. „Ich kann ihn nicht verkaufen. Er läuft auf Dougs Namen. Erst wenn sein Tod offiziell ist, und das kann bis zu sieben Jahren dauern, kann ich über sein Eigentum verfügen."
„Ich glaube, wir könnten mit der Autofirma einen Handel erreichen. Wenn der Wagen in gutem Zustand ist, werden sie den Vertrag lieber rückgängig machen, als durch die ganze Prozedur der ständigen Mahnungen und des Geldeintreibens zu gehen."
Kate dachte darüber nach. Es widerstrebte ihr, Dougs geliebten Cadillac wegzugeben, aber sie konnte sich die Opfer tatsächlich nicht leisten, die es kostete, ihn zu behalten. „Ja, die Idee ist wohl gut... wenn sie darauf eingehen. Ich verliere nicht gern die fünftausend Dollar, die Doug angezahlt hat, aber wenn ich den Wagen behalte, wird er mich noch mehr kosten."
Später am Tag, als Kate im Innenhof saß und zusah, wie Rustys schlanker, muskulöser Körper durch das Wasser glitt, wanderten ihre Gedanken wieder zu dem Thema Cadillac zurück. Zu ihrer großen Erleichterung hatte Rusty den Händler inzwischen zur Zurücknahme überredet. Aber Kate ging die Frage immer wieder durch den Kopf, warum Doug etwas gekauft hatte, was sie sich nicht leisten konnten. Warum hatte er ihr nie erzählt, wie schlecht es um ihre Finanzen stand?
Rustys Hund Rebell kam zu Kate und legte seinen Kopf in ihren Schoß. Seine Herkunft war unbekannt. Er schien eine Mischung aus Englischem Hirtenhund und Deutschem Schäferhund zu sein. Das Tier hatte Kate sogleich angenommen, als wenn es spürte, daß sie Schutz brauchte, und Kate genoß die Gesellschaft des Hundes fast so sehr wie die Gesellschaft seines Herrchens. Ja, es gab Dinge, über die sie mit niemandem außer mit Rebell sprechen mochte.
Doch ihre Zweifel an Doug konnte sie nicht einmal dem Hund anvertrauen. Sie zu denken allein, empfand sie als Untreue. Während sie dem Tier den Kopf kraulte, versuchte sie, die unbeantworteten Fragen von sich zu schieben. Es gab genügend Dinge, auf die sie sich konzentrieren mußte in den etwas mehr als zwei verbleibenden Wochen, bis das Baby kam.
3. KAPITEL
Gegen die Wand gelehnt starrte Kate aus dem Fenster in die flimmernde Hitze über dem Helikopterlandeplatz. Der Juni schien unerträglich zu werden, und Kates Zustand machte alles nur noch schlimmer. Sie fühlte sich schwerfällig, plump und elend.
Es war fast Mittag, und Rusty war noch nicht von seinem morgendlichen Mannschaftstransport zurück. Seit dem ersten Anruf von Centex waren sie sehr beschäftigt. Kaum daß sie, außer zum Mittagessen, Rusty zu Gesicht bekam. Er richtete es immer so ein, daß sie gemeinsam Mittag aßen, und Kate hatte den Verdacht, er tat das, um auch sicher zu sein, daß es ihr gut ginge und sie eine anständige Mahlzeit zu sich nähme. Durch seine Fürsorglichkeit, die er immer wieder bewies, fühlte sie sich umsorgt wie schon seit ihrer Kindheit nicht mehr.
Schnell hatte sie sich daran gewöhnt, daß Rusty fast jeden Abend in ihrem Haus verbrachte. Sie sah ihm gern beim Schwimmen zu und genoß es, jemanden bei sich zu haben, der die Einsamkeit der Abende vertrieb. Sogar auf jene Abende freute sie sich, wo sie sich geliehene Videofilme oder Shows ansahen, sich eine Schale Popcorn teilten und über die Filme diskutierten, als seien sie Filmkritiker. Wenn sie sich auch wünschte, er möge ein aktives gesellschaftliches Leben führen, damit er sich in Lake Jackson wohl fühlte, so schienen die Abende, an denen er andere Pläne hatte, sich doch endlos zu dehnen.
Kate wurde bang bei der Vorstellung, daß er in nicht allzu langer Zeit seinen Hund nehmen, in den
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