Liebst du mich wirklich, Raoul
kleines …“
„Es ist nicht ihre Schuld“, unterbrach Carrie entschieden. „Ich habe ihr gesagt, sie darf das.“
„Dazu hattest du kein Recht, Caroline.“ Wütend funkelte ihre Mutter sie an. „Das ist ein Familienerbstück der Penvarnons, nicht irgendein billiges Spielzeug, das man verleiht. In Zukunft wird dieser Schaukasten abgeschlossen sein. Und dieses Mädchen hat ohnehin nichts im Haus zu suchen. Ich habe genaue Instruktionen gegeben, was dieses Thema betrifft.“ Mit ausgestreckter Hand ging sie ein paar Schritte auf Rhianna zu. „Jetzt gib mir den Fächer und dann raus! Und glaub mir, das hier wird noch ein Nachspiel haben.“
„Ich habe ihn nicht beschädigt“, sagte Rhianna zaghaft. „Das würde ich niemals tun. Ich wollte ihn doch nur einmal halten, weil er ihr gehörte – und weil sie so schön ist.“
Endlich schaltete Raoul sich mit der ihm eigenen ruhigen Autorität ein. „Schon gut, Tante Moira. Ich kümmere mich darum.“ Er ging an ihr vorbei und nahm den Fächer entgegen. „Du hast ihn bestimmt nicht beschädigt, aber er ist eben sehr alt und zerbrechlich.“ Dann wandte er sich an Mrs. Seymour. „Und wie ich bereits bei meinem letzten Besuch sagte, gehört der Fächer in ein anständiges Kostümmuseum. Ich werde persönlich dafür Sorge tragen.“
Stille folgte, bis Carries Mutter ihre Fassung wiedererlangte. „Natürlich, wenn du das wünschst.“
„Ja“, erwiderte er. „Das ist mein ausdrücklicher Wunsch.“ Sorgfältig legte er den Fächer zurück in den Glaskasten und schloss den Deckel. „So, alles wieder in Ordnung. Und jetzt fort mit euch beiden! Wir verlieren kein weiteres Wort über diese Sache.“
Und er hatte Wort gehalten. Die erwartete Standpauke von Tante Kezia blieb aus. Dafür waren wenige Tage später sowohl der Schaukasten als auch der Fächer verschwunden.
„Mummy ist wegen der Sache richtig aufgebracht“, verriet Carrie Rhianna etwas später. „Sie hat es immer sehr genossen, den Gästen dieses außergewöhnliche Relikt zu präsentieren. Und jetzt kann sie das nicht mehr. Zu allem Überfluss hat Daddy ihr deutlich gesagt, dass der Fächer nun einmal Raouls Familie und nicht ihrer eigenen gehört, und dass er damit tun kann, was er will.“
Dann wurde ihre Miene wieder fröhlicher. „Außerdem meinte er, dass die Regel, du dürftest nicht ins Haus kommen Unsinn sei, und Raoul wäre auch dieser Meinung. Also brauchen wir uns deswegen keine Sorgen mehr zu machen.“
Mit einem tiefen Seufzer machte Rhianna kehrt und erstarrte. Raoul stand mit der Schulter an den Türrahmen gelehnt auf dem Absatz zur Außenterrasse.
„Mensch, hast du mich erschreckt“, keuchte sie.
„Nicht so sehr, wie ich gehofft habe“, gab er zurück. „Sonst wärst du fortgeblieben.“ Er räusperte sich. „Du warst ganz in Gedanken. Offenbar fasziniert dich das Porträt noch genauso sehr wie in deinen Kindertagen.“
Sie machte eine unmotivierte Handbewegung. „Die beiden erzählen eine beeindruckende Geschichte.“ Sie machte eine kurze Pause. „Und diese Kette ist einfach unglaublich. Ich frage mich immer, warum er ihr ausgerechnet einen türkisfarbenen Stein geschenkt hat.“
„Dieser Stein symbolisiert die Verbindung von Himmel und Meer. Genau das Richtige für eine Frau, die aus Cornwall stammt.“
„Aha. Tja, ich habe gehofft, du würdest Carrie das Amulett anlässlich ihrer Hochzeit ausleihen, damit ich es einmal in der Realität bewundern kann.“
„Tut mir leid“, sagte er ohne einen Anflug des Bedauerns. „Es wird ausschließlich von Bräuten der Penvarnons getragen als Symbol für die Beständigkeit und Treue in der Ehe.“ Sein knappes Lächeln wirkte freudlos. „Was in diesem Fall wohl ziemlich unangebracht wäre, findest du nicht?“
„Ich denke, Carrie wird eine wundervolle, loyale Ehefrau abgeben.“
„Ganz bestimmt“, bestätigte er. „Ich habe mich auch eher auf den Bräutigam bezogen, wie dir, mehr als allen anderen Menschen, klar sein dürfte.“
Sie vermied Blickkontakt. „Wie du meinst. Die Entscheidung liegt natürlich bei dir. Ich hoffe, der Fächer hat wenigstens ein schönes neues Zuhause gefunden?“
„Oh ja. Das hatte ich ja beinahe vergessen. Aber ich kann dir versichern, nach dem damaligen Vorfall ist gut für ihn gesorgt worden.“ Er ging auf den Tisch mit den vorbereiteten Tabletts zu. „Bei all dem Geplauder vergesse ich noch meine Aufgaben als Gastgeber. Möchtest du vielleicht etwas trinken?“
„Gern,
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