Liebst du mich wirklich, Raoul
gereizt. „Diese Hochzeit war nicht eine Sekunde lang durch mich gefährdet. Was du hier machst, ist reine Zeitverschwendung. Also warum siehst du deinen Fehler nicht ein, lässt diese Luxuskarosse wenden und bringst mich zurück nach England?“
Mit einem Ruck stemmte er sich aus seinem Stuhl hoch. „Weil es dafür längst zu spät ist, Rhianna! Und wenn dir das nicht klar ist, dann belügst du dich genauso wie mich.“
Er ließ sie allein, und Rhianna war vollkommen sprachlos.
Da sie für ihre Reise keinen Bikini eingepackt hatte und somit auch nicht schwimmen gehen konnte, begnügte Rhianna sich damit, in der Sonne zu liegen und ein Buch zu lesen. Allerdings schaffte der Roman es nicht, sie von ihrer augenblicklichen Lage abzulenken.
Verträumt dachte sie an den Moment zurück, als sie ihm nach fast fünf Jahren auf einer Sponsorenparty begegnet war. Rhianna hatte schon befürchtet, sie würden sich nie wieder über den Weg laufen, aber nun erblickte sie ihn in der Menge. Er sah umwerfend aus.
Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie sich ein Herz fasste und sich zu der Gruppe gesellte, in der er stand. Sir John Blenkinsop bemerkte sie zuerst und lächelte breit.
„Mein lieber Raoul, darf ich dir den Star unserer Sendung vorstellen? Die reizende Frau, die unsere Quote in gigantische Höhen treibt?“ Er machte eine übertriebene Handbewegung. „Rhianna, meine Liebe, dies ist Raoul Penvarnon, ein geschätzter Kunde von Apex Insurance .“
Das erstaunte Schweigen dauerte nur einen Sekundenbruchteil. „Um ehrlich zu sein, Sir John, Miss Carlow und ich kennen einander bereits. Aber mit dem Begriff reizend treffen Sie in der Tat den Nagel auf den Kopf.“ Voller Bewunderung betrachtete er ihr eng geschnürtes Korsagenkleid, das im Vorderteil nur knielang war und dann in eine Schleppe überging. Dann beugte er sich vor und gab ihr einen warmen, festen Kuss auf die Wange.
„Rhianna“, sagte er sanft, als er sich wieder aufrichtete. „Es ist lange her.“
Sag etwas! beschwor sie sich, und ihre Knie begannen zu zittern. Sag irgendetwas!
„In der Tat. Zu lange.“ Mit tauben Lippen versuchte sie, ein souveränes Lächeln zustande zu bringen. „Ist deine Reise hierher geschäftlicher oder privater Natur?“
„Der übliche Mix aus beidem“, gab er zurück. „Ich komme gerade aus Polkernick.“
„Natürlich“, rief sie mit etwas zu viel künstlicher Begeisterung. „Wie geht es allen dort?“
„Oh, ganz gut.“ Mit einer Hand wies er auf ihr leeres Glas. „Kann ich dir einen neuen Drink holen?“
„Ja, kümmere dich ein wenig um sie, mein Junge“, bat Sir John und wandte sich seiner Frau zu. „Liebling, ich sehe gerade, Clemet Jackson ist angekommen. Ich habe versprochen, mich mit ihm zu unterhalten, sobald ich ihn sehe. Warum lassen wir die beiden hier nicht allein, damit sie über alte Zeiten sprechen können?“
Ehe Rhianna sich versah, war sie allein und wartete darauf, dass Raoul mit einer frischen Weinschorle zurückkam.
Ich sollte das nicht tun, sagte sie sich immer wieder. Ich sollte mich entschuldigen und einfach gehen. Aber ich kann nicht …
„Erzähl mal!“, forderte Raoul sie wenig später auf. „Bist du eines Morgens aufgewacht und warst plötzlich berühmt? Und wie ist das, so zu leben?“
„Es hat lange gedauert, populär zu werden“, gab sie zurück. „Und natürlich ist es nicht leicht, als öffentliches Eigentum zu gelten. Die Leute sehen dich im Fernsehen und glauben, sie kennen dich in- und auswendig.“
„Trotzdem schön zu sehen, was du aus dir gemacht hast“, bemerkte er süßlich. „Ich habe schon befürchtet, du hättest dich von deinem unrühmlichen Abgang aus Polkernick nicht erholt.“
Sie schluckte. „Ich glaube, Sir John möchte dir jemanden vorstellen“, sagte sie eilig und sah an ihm vorbei zur Tür. Dann schenkte sie Raoul ein Lächeln. „Genieße deinen Aufenthalt in London.“
Damit ging sie fort, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie konnte kaum glauben, dass sie tatsächlich Raoul Penvarnon getroffen und sogar mit ihm geredet hatte. Aber das war auch schon alles. Es gab keine Hoffnung darauf, dass sich die Dinge zwischen ihnen ändern konnten.
Als sie die Marmortreppe schon halb hinuntergelaufen war, hörte sie hinter sich, wie ihr Name gerufen wurde. Rhianna blieb stehen und umfasste das Treppengeländer etwas fester.
„Du läufst ja schon wieder vor mir weg“, beklagte Raoul sich und kam neben ihr zum Stehen.
„Überhaupt nicht.“ Sie
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