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Liebst du mich wirklich, Raoul

Liebst du mich wirklich, Raoul

Titel: Liebst du mich wirklich, Raoul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Craven
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meiner Mutter wurde jemand aus dem Dorf engagiert – deine Tante.“
    Mit finsterer Miene sah Rhianna ihn an. „Ich würde die Worte Kezia und Pflege niemals in einem Satz verwenden.“
    „Offenbar war sie meiner Mutter sehr ergeben“, fuhr Raoul fort. „Schnell wurde sie zur Haushälterin gemacht, und ihre jüngere Schwester Grace nahm den Platz der Pflegerin ein, da sie ohnehin eine Ausbildung zur Krankenschwester machen wollte.“
    Schweigend ging er hinüber zum Kamin und starrte das Porträt an. „Augenscheinlich hat er sich auf den ersten Blick in sie verliebt. Es muss schwer für ihn gewesen sein, als verheirateter Mann trotzdem keine richtige Ehefrau zu haben. Also hat er sich anders orientiert. Aber ein Mädchen zu verführen, das wesentlich jünger war als er, und meine Mutter auf schlimmste Weise zu demütigen, war grausam. Als Grace gefeuert wurde und nach London ging, folgte er ihr. Sie lebten dort in einer Wohnung, die er für sie beide gekauft hatte. Er kam nie zurück nach Cornwall. Wir haben ihn verloren. Ich habe ihn verloren.“
    „Aber dann haben sich die beiden geliebt …“, wand Rhianna leise ein.
    „Was für eine Liebe ist das, die so viele Menschen verletzt?“, brauste er auf. „Meine Mutter landete im Pflegeheim, um Himmels willen! Es dauerte fast ein Jahr, bis sie ihr Leben wieder einigermaßen in den Griff bekam. Ihr Gesundheitszustand verbesserte sich zwar, aber laufen konnte sie nie wieder. Vor allem kam sie nicht zurück nach Penvarnon, aber wer könnte ihr das verübeln? Sie ist noch immer ziemlich schwach. Rhianna …“
    Vorsichtig legte sie ihren Zeigefinger an seine Lippen. „Du brauchst nichts mehr zu sagen. Ich verstehe.“ Sie überlegte kurz. „Hat sie nie über eine Scheidung nachgedacht?“
    „Als ich sie einmal danach fragte, sagte sie nur, es wäre nicht recht.“
    „Sie muss ihn sehr geliebt haben. Hast du deinen Vater jemals wiedergesehen?“
    „Ja. Nachdem deine Mutter ihn verließ, kam er nach Südamerika, und wir haben viel Zeit miteinander verbracht. Aber er war nicht mehr so wie früher, sondern sah alt und müde aus, lange bevor er seine tödliche Herzattacke bekam.“
    Betroffen sah sie ihn an. „Es fällt mir immer noch schwer, die Person, die ich kannte, mit dieser rücksichtslosen Ehebrecherin in Einklang zu bringen“, gestand sie leise. „Vielleicht sollten wir das Thema wechseln. Konntest du für morgen einen Flug nach Großbritannien buchen?“
    „Ja. Er geht um fünf Uhr nachmittags von Oviedo aus.“
    „Danke.“ Für einen Moment betrachtete sie stumm ihr Weinglas. „Da ist noch etwas: Heute Nacht, wäre es möglich, dass ich da in einem eigenen Zimmer schlafe?“
    Er wandte sich ab und sah aus dem Fenster. „Natürlich. Ich hätte es selbst vorschlagen sollen. Pilar wird deine Sachen umräumen.“ Er seufzte. „Sollen wir jetzt essen?“
    Es war ein äußerst verkrampftes Dinner, und ein Gespräch wollte sich nicht so recht entwickeln, obwohl das Essen köstlich war. Es gab eine delikate Mandelsuppe, anschließend dünn geschnittenes Rindfleisch in Rotweinsoße mit Oliven, gefolgt von einer leichten Zitronencreme.
    „Ich glaubte, nirgendwo so gut essen zu können wie auf deinem Boot, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.“
    Sein Lächeln wirkte steif. „Nicht sehr überraschend. Pilar ist Enriques Cousine und hat ihm das Kochen beigebracht.“ Dann stand er auf. „Du entschuldigst mich? Ich muss mich noch um wichtige Korrespondenz kümmern.“
    „Klar“, sagte sie eilig. „Bis morgen.“
    Ihr Gästezimmer lag genau gegenüber von Raouls Schlafzimmer und war einladend für sie vorbereitet worden. Das Nachttischlicht brannte, der Ventilator surrte auf der kleinsten Stufe und Rhiannas Nachthemd lag ausgebreitet auf dem Bett.
    Neben der Lampe lag die Fotomappe. Offenbar ist sie der Haushälterin beim Auspacken der Kleider in die Hände gefallen. Rhianna betrachtete erneut die Aufnahmen. Ben Penvarnon war von allen Personen am Besten getroffen, daher nahm sie sich vor, die Fotos Raoul als Erinnerung an seinen Vater anzubieten.
    Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er Interesse an den missglückten Aufnahmen von Moira Seymour hatte, wie sie durch die Büsche kroch. Was hatte Tante Kezia sich bloß dabei gedacht, so etwas einzufangen?
    Morgen werde ich sie sortieren, nahm Rhianna sich vor und lauschte dem Regen, der draußen vom Himmel prasselte. Ihr Verstand ließ ihr keine Ruhe und beschwor unentwegt Bilder von Raoul

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