Liebst du mich wirklich, Raoul
Damit ließ er das Handtuch, das er sich um die Hüften geschlungen hatte, fallen und packte Rhianna um die Taille. Entschlossen trug er sie zurück zum Bett.
„Nein, das können wir doch nicht machen!“, kreischte sie und wand sich in seinen Armen. „Weißt du eigentlich, wie spät es ist?“
„Niemand wartet auf uns, Süße“, beruhigte er sie grinsend. „Pilar begleitet ihre Familie gerade zur Sonntagsmesse, und sie hat uns das Mittagessen und den Salat vorbereitet in die Küche gestellt – für den Fall, dass wir überhaupt zum Essen kommen. Heute Abend wird sie zurück sein, aber bis dahin haben wir das Haus für uns.“
Der erste Kuss von Raoul fegte alle Bedenken beiseite, und Rhianna genoss die körperliche Freiheit, die so neu für sie war, in vollen Zügen.
„Im Bett mit Lady Ariadne“, seufzte er später, als sie aneinandergeschmiegt in den Kissen lagen. „Wer hätte das gedacht?“
„Sag so etwas nicht!“, verlangte sie halb ernst. „Sie existiert nicht, und das weißt du.“
„Süße, ich mach doch nur Witze“, schwächte er ab. „Trotzdem frage ich mich, wie du an eine solche Rolle gekommen bist.“
„Glück beim Vorsprechen. Ich hatte im Gefühl, dass die Serie einschlagen wird, und ich wollte unbedingt mitspielen – obwohl Ariadne ursprünglich gar keine Hauptfigur war. Bei den Proben hat man dann ihr Potenzial entdeckt und die Rolle ausgebaut. Die Drehbücher wurden umgeschrieben.“ Sie lachte. „Jetzt ist sie zweimal geschieden, hat einen Liebhaber verschlissen und macht sich an einen Millionenerben heran. So viel Fantasie muss man haben.“
„Außerdem ist sie atemberaubend schön und unglaublich sexy“, schloss er grinsend. „Einmal abgesehen von deiner Unschuld, Rhianna. Du kannst mir doch nicht erzählen, dass dein Kollege, auch wenn er nur ein guter Freund ist, von den Sexszenen mit dir nicht angetan ist!“
Ihr Kichern war erfrischend. „Rob ist ein Vollprofi“, sagte sie. „Seine Hauptsorge bei den Bettszenen war immer, dass die Kamera ihn von seiner Schokoladenseite einfängt und bloß keinen Makel aufdeckt.“
„Das ist ein Witz, oder?“
„Kein bisschen.“ Jetzt lachte sie laut auf. „Frag den Regisseur! Du kannst praktisch jeden fragen. Für Rob sind solche Liebesszenen purer Arbeitsstress, den er ausgesprochen wichtig nimmt.“ Allmählich wurde sie wieder ernst. „Außerdem ist er nicht der untreue Typ, sondern vollkommen monogam. Deshalb bin ich auch so sicher, dass er und Daisy wieder zusammenkommen. Sie ist seine andere Hälfte.“
Nach kurzem Schweigen sagte Raoul: „Hoffen wir, dass du recht behältst.“
Sie war gerührt von seinem Gefühl für Paarharmonie. Bedauerte er vielleicht auch, dass er selbst nicht mit Liebesglück gesegnet war?
„Ich wünschte, wir wären bei Tageslicht hergekommen“, sagte Rhianna später beim Mittagessen. „Erst jetzt habe ich diese Berge dort bemerkt. Mir ist auf der Herfahrt so viel entgangen. Und in Cornwall hast du das Meer in der Nähe. Aus beiden Welten das Beste, du kannst dich glücklich schätzen.“
„An beiden Orten habe ich meine Wurzeln. Hier ist Jorge Raoul geboren worden, auch wenn es das Originalhaus nicht mehr gibt.“
Wie Penvarnon hatte auch der spanische Landsitz von Raoul das Potenzial, zu einem gemütlichen Nest ausgebaut zu werden. Rhianna beneidete ihn insgeheim um die Möglichkeit, sich ein persönliches Heim zu schaffen.
„Auch wenn es hier wirklich sehr schön ist“, begann sie mit belegter Stimme. „Ich muss mich um einen Flug nach London kümmern.“
Er zögerte kurz. „Natürlich. Ich werde sehen, was ich tun kann.“
Ihr wurde klar, wie sehr sie sich danach sehnte, dass er widersprach. Flieg nicht! Noch nicht! Bleib bei mir!
Im Gegensatz zu mir ist er eben Realist, dachte sie traurig. Ein Mann mit festen Wurzeln und konkreten Zukunftsplänen, die ganz sicher ein Mädchen ausschlossen, dessen Mutter die Ehe seiner Eltern ruiniert hat.
„Woran denkst du?“, erkundigte er sich.
„Nur daran, was ich für eine Erklärung abliefern soll, sobald ich wieder zurück bin.“
Sein Mund wurde schmal. „Pilar berichtete mir, meine Tante hätte gestern viermal angerufen, und sie klang mächtig hysterisch.“
Rhianna schnappte nach Luft. „Obwohl die Hochzeit stattfand? Hast du sie zurückgerufen?“
„Nein. Sie mag die Schwester meiner Mutter sein, aber sie hat kein Recht, sich in mein Leben einzumischen.“
„Vielleicht macht sie sich ja nur Sorgen darum, wie
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