Liebst du mich wirklich, Raoul
grata , wie Sie bestimmt wissen. Meinen Artikel im Sunday Echo haben Sie doch wohl gelesen?“
Statt einer Antwort schüttelte sie den Kopf und stellte wie in Trance ihre Tasche ab.
„Offenbar nicht.“ Aus seiner Aktentasche kramte er eine Zeitung hervor und reichte sie Rhianna. „Hier. Aber setzen Sie sich besser hin!“
Die große Schlagzeile leuchtete ihr entgegen: Castle Pride-Darstellerin lässt Hochzeit platzen! „Er gehört zu mir“, rief die tränenüberströmte Donna Winston.
Himmel, nein! schoss es Rhianna durch den Kopf. Die Geschichte, inklusive Fotos, füllte die gesamte dritte Seite der Zeitung:
Die Hochzeitsgesellschaft in der malerischen Kirche war entsetzt, als der TV-Star Donna Winston, Darstellerin in der erfolgreichen Serie Castle Pride, die Zeremonie mit den Worten störte: „Ich erwarte ein Baby vom Bräutigam!“
Die Zweiundzwanzigjährige behauptete, eine mehrmonatige Affäre mit Simon Rawlins gehabt zu haben, der gerade seine große Jugendliebe Caroline Seymour ehelichen wollte.
Nur Minuten vor dem Auftritt der Braut lief Donna zum Altar und stellte den Bräutigam zur Rede: „Du bist der Vater meines Kindes, Simon! Wir gehören zusammen, und ich lasse dich nicht gehen!“
Die Unruhestifterin wurde sofort aus der Kirche entfernt, aber draußen im hellen Sonnenschein ereiferte sie sich weiter: „Simon lebt eine Lüge, aber das muss jetzt aufhören! Er trägt schließlich Verantwortung.“
Sie gab preis, den sechsundzwanzigjährigen Simon durch ihre frühere Mitbewohnerin Rhianna Carlow kennengelernt zu haben, in deren Wohnung auch die meisten ihrer heimlichen Treffen stattfanden.
„Rhianna hat von allem gewusst“, erklärte Donna. „Und sie war Zeit ihres Lebens eine enge Freundin der Braut. Wahrscheinlich bekam sie deshalb nach einer Weile ein schlechtes Gewissen und versuchte, mich zu einer Abtreibung zu überreden. Das würde ich aber nie tun, weil ich weiß, dass Simon mich liebt. Und dieses Kind ist ein Beweis unserer Liebe zueinander.“
In der Zwischenzeit verkündete der Pfarrer von Polkernick, dass die Trauungszeremonie und der darauf folgende Großempfang auf unbestimmte Zeit verschoben seien. Enttäuschte Freunde und Familie verließen die Kirche, zu einer Stellungnahme war man nicht bereit.
Rhianna Carlow war ebenfalls untergetaucht. Zuletzt wurde sie am Vorabend der Hochzeit gesehen, als sie in Begleitung des umschwärmten Multimillionärs Raoul Penvarnon eine Party verließ, in dessen Landhaus der Empfang hätte stattfinden sollen.
Man vermutet, das Paar sei mit der Luxusjacht des Millionärs zu einem Liebesurlaub aufgebrochen, denn das Boot verließ den Hafen von Polkernick am Freitagabend mit unbekanntem Ziel.
Die betrogene Braut, die dreiundzwanzigjährige Caroline Seymour, wird von ihrer Familie im streng bewachten Penvarnon House getröstet.
Rhianna sog scharf den Atem ein und sah Jason Tully an. „Sie haben im Namen Ihrer sogenannten Karriere bereits das Schlimmste angerichtet, Mr. Tully“, sagte sie kalt. „Was wollen Sie noch?“
„Fragen stellen und etwas mehr Geld verdienen.“ Neugierig sah er sich um. „Gemütlich hier. Aber wo ist Ihr neuer Freund? Schläft er den Stress weg nach einer Nacht mit der wilden Lady Ariadne?“ Sein freches Kichern war eine Beleidigung. „Kaum zu glauben, dass er sich an Grace Trewints Tochter rantraut. Ja, die Leute konnten es gar nicht abwarten, mir den alten Skandal brühwarm auf dem Silbertablett zu servieren, nachdem klar war, was Sie der armen Miss Seymour angetan haben. Rhianna, Ihr Name ist in Cornwall keinen Pfifferling mehr wert“, bemerkte er höhnisch. „Und wie ich höre, lebt die betrogene Ehefrau von damals just hinter der französischen Grenze. Was sie wohl dazu sagt, dass ihr Sohn in die Fußstapfen des Vaters getreten ist?“
Mit aller Kraft versuchte Rhianna, möglichst ruhig zu bleiben. „Sie werden von ihr nicht mehr bekommen als zwei Worte: Kein Kommentar. So viel kann ich Ihnen versprechen. Außerdem, was wollen Sie von ihr, wenn Sie mich haben können. Ich erzähle Ihnen alles, was sie wissen möchten.“ Sie richtete sich auf und griff nach ihrer Tasche. „Es war lediglich ein kleines Abenteuer. So etwas passiert schon einmal, wenn man einen Drink zu viel hatte. Ich habe mich ihm an den Hals geworfen, und im Nachhinein war es keine besonders gute Idee. Deshalb ist es auch schon vorbei, und ich verschwinde.“ Sie lächelte voller Überzeugungskraft. „Sollten Sie zufällig auf
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