Liebster Mitbewohner
auf keinen Fall treu auf sie warten?“
„ So habe ich das überhaupt nicht gesagt. Warum fragst du nicht Elena? Aufreißertouren veranstaltet man doch normalerweise mit Freunden desselben Geschlechts.“
„Sei nicht so spießig. Außerdem ist Elena vergeben, die würde nur in der Ecke stehen und sich langweilen. Und ich müsste ein schlechtes Gewissen haben, dass ich sie links liegen lasse. Also würde ich weder jemanden ansprechen, noch mich ansprechen lassen. Kontraproduktiv, meinst du nicht?“
Daniel sah mich lange an. Dann sagte er: „Und du denkst, so kommst du über Felix hinweg?“
Ich warf ihm einen bösen Blick zu. „Ich will nicht darüber reden. Aber es ist einen Versuch wert. Außerdem geht es mir in erster Linie darum, wieder mit ihm befreundet sein zu können. Und ich glaube, das geht besser, wenn ich jemand Neues kennenlerne. Oder mich sogar wieder verliebe. Ich weiß nicht genau, wie ich es erklären soll…“
„Du willst aus dieser Situation heraus, in der du dich ihm unterlegen fühlen musst, oder? Der aktuelle Stand ist, dass du dich in ihn verknallt hast, er sich aber nicht in dich. Auf dieser Basis ist es schwer, eine Freundschaft zu führen.“
Ich nickte nur. Dani hatte es auf den Punkt gebracht.
Er seufzte. „Vielleicht wirklich nicht die schlechteste Idee.“
Meine Hoffnung wuchs wieder. „Ehrlich?“
„Trotzdem gehe ich heute nicht mit dir tanzen.“
Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme. „Danke für deine Hilfe.“
„Vielleicht am Wochenende.“
„Wieso am Wochenende? Es ist ja nicht so, als hättest du gerade etwas Besseres zu tun, oder? Selbst wenn du regelmäßig zur Uni gehen würdest… es sind Semesterferien.“
„Ich brauche einfach noch etwas Zeit, okay? Momentan habe ich nicht das Gefühl, dass ich schon wieder flirten könnte. Da würden mir nur dauernd Gedanken an Miri in die Quere kommen.“
Damit hatte er mich weich geklopft. Ich schenkte ihm einen verständnisvollen Blick. „Hast du denn mal etwas von ihr gehört?“
Daniel nickte. „Sie schreibt mir regelmäßig über Facebook. Wir haben auch ein paar Mal geskyped. Ihr gefällt es ziemlich gut in Kanada.“ Sein Blick verriet, dass er weit davon entfernt war, sich für sie zu freuen.
„Vielleicht solltet ihr den Kontakt einschränken.“
„Vielleicht. Weißt du was? Lass uns heute Abend einfach eine Runde Pokern. Was hältst du davon?“
„Hm.“ Eigentlich war ich immer Feuer und Flamme fürs Pokern. Leider konnte man dabei nicht wirklich gut neue Leute kennenlernen. Geschweige denn anständig flirten. „Aber besser als nichts, schätze ich.“
„Na also.“ Dani strahlte. Zumindest hatte ich meinen besten Freund für einen Augenblick glücklich machen können.
Elena konnte nicht Pokern, also fiel sie schon mal weg. Schließlich saßen wir abends mit Benni sowie Jan und Justin, zwei weiteren Freunden von Daniel, die auch schon auf unseren Partys gewesen waren, am Küchentisch.
Es wurde ein ganz lustiger Abend. Zur Abwechslung genoss ich Bennis Aufmerksamkeit in vollen Zügen. Und irgendwann zwischen Pass und Raise fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Benni. Er stand doch auf mich, oder?
Ich warf ihm einen unauffälligen Blick zu. Was sprach eigentlich dagegen? Gut, da waren keine großen Gefühle. Ich mochte ihn, er war nett, sah gut aus, man konnte sich toll mit ihm unterhalten. Und ich musste ihn ja nicht direkt heiraten.
Benni fing meinen Blick auf und lächelte mir zu. Und ehe ich wusste, was ich tat, lächelte ich zurück. Benni strahlte geradezu. Den Rest des Abends lief er zu Hochformen auf. Zuvor war er ja schon nett und aufmerksam gewesen. Doch nun, so schien es, ließ er mich kaum noch aus den Augen. Er schenkte mir nach, wenn mein Glass leer war, rückte mir meinen Stuhl zurecht wenn ich von der Toilette kam und mich wieder hinsetzen wollte, fing ein Gespräch mit mir an, wenn ich mich zu langweilen schien. Ich wusste selbst, dass ich sein Verhalten unter normalen Umständen wahrscheinlich anstrengend und überflüssig gefunden hätte. Eigentlich war ich stolz darauf, eine Frau zu sein, die keinen großen Wert auf dieses altmodische Gentlemen-Gehabe legte. Die nicht zuvorkommend, sondern viel lieber gleichberechtigt behandelt werden wollte. Ich war kein Fan altertümlicher Rollenklischees - auch nicht derer, die für die Frau vorteilhaft ausfielen.
Und trotzdem… Ich ließ mir Bennis Avancen nicht nur gefallen, sie gefielen mir tatsächlich. Ich
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