Liebster Mitbewohner
kaum Alkohol. Jetzt schien er mir allerdings ziemlich betrunken zu sein.
Felix zuckte nur mit den Achseln.
„Los, die Geschichte mit dem Wecker und der Badewanne!“, verlangte Elena.
Ich grinste und wollte gerade anfangen zu erzählen, als Felix plötzlich aufsprang. „Benni!“
Auch Daniel blickte mit glasigen Augen hinter mich.
Ich drehte mich um. Im Türrahmen der Küche stand ein junger Mann in unserem Alter. Er hatte rotbraunes Haar, trug eine schwarze Jeans und ein rotes Hemd. Außerdem ein extrem nettes Lächeln.
Felix klopfte ihm auf die Schulter. „ Benni kenn ich noch vom Zivi“, erklärte er. „Danach sind wir beide von hier weggezogen.“
„Und jetzt sind wir wieder hier“, ergänzte Benni. Er lächelte in die Runde.
„ Daniel kennst du ja noch von damals. Das daneben ist Maja, die war mit mir und Daniel auf der Schule. Und das ist Elena, eine Freundin von Maja.“
Wir grüßten alle.
Benni zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben mich. Auch Felix nahm wieder Platz. „Wo waren wir stehen geblieben?“
„Die Wecker- und Badewannengeschichte!“, rief Elena.
„Ich weiß nicht… soll ich?“, fragte ich gespielt unentschlossen in Felix‘ Richtung.
„Untersteh dich!“ Er drohte mir mit dem Zeigefinger.
„Na gut… also aufgepasst!“ Ich erzählte von jenem Morgen nach der ersten Nacht, die ich in Felix‘ Zimmer geschlafen hatte. Von seiner schreckhaften Reaktion auf das Klingeln meines Weckers und wie er auf dem Badewannenrand eingeschlafen war. Als ich geendet hatte, weinte Elena vor Lachen. Daniel fiel vor lauter Gekicher vom Stuhl.
„Tja, ein Morgenmensch warst du noch nie“, kommentierte Benni und zwinkerte mir zu. „Damals beim Zivi warst du bis zur Mittagspause immer unausstehlich.“
„Kann ich mir lebhaft vorstellen.“ Ich grinste.
Felix streckte mir die Zunge heraus.
„Was machst du beruflich?“, fragte Elena an Benni gewandt.
Daniel stöhnte. Er hatte sich gerade wieder auf den Stuhl zurückgekämpft. „Müssen wir jetzt über so was reden? Das hier ist weder ein Geschäftsessen noch Speed Dating.“ Auch seiner Stimme merkte man den hohen Alkoholpegel bereits an.
„Ich hab Maschinenbau studiert. Die letzten Jahre über hab ich ein paar Praktika gemacht und jetzt für Anfang des nächsten Monats eine Stelle hier in der Stadt bekommen. Was machst du so?“ Doch er richtete die Frage nicht an Elena, sondern an mich.
„Soll das jetzt so weitergehen?“, fragte Daniel genervt. „Eine Runde Was-fängst-du-Sch önes-mit-deinem-Leben-an?“
„ Was ist denn mit dir los?“ Er war offensichtlich massiv schlecht drauf. Möglicherweise war das auch die Erklärung für seinen Alkoholkonsum. Aber da ich diese obligatorischen Fragen nach dem Studium oder Beruf auch hasste, ergriff ich gerne die Möglichkeit, deren Beantwortung zu entgehen. „Es hat was mit Miri zu tun, stimmt’s?“ Normalerweise hätte ich das Thema nicht in so einer großen Runde zur Sprache gebracht. Aber auch ich war nicht mehr nüchtern. Und bei allem Verständnis: Daniels schlechte Laune ging mir auf den Keks. Schließlich hatte er diese Party angezettelt.
Daniel starrte mich böse an. „Ich will nicht darüber reden.“
„Maja hat doch recht“, schlug sich Felix auf meine Seite. „Ständig bist du am Telefonieren. Raus damit! Vielleicht kann dir einer von uns ja einen guten Rat geben.“
„Als ob ihr die großen Experten wärt“, murrte Daniel. „Elena, du hast dich eben noch über die unerträgliche Situation mit deinem Freund ausgelassen. Felix, von dir will ich gar nicht sprechen. Und Maja, du warst zehn Jahre lang in den Kerl verknallt, den du die letzten Tage versucht hast, aus seinem Zimmer zu ekeln. Wirklich, ihr seid alle sehr kompetent.“
Schweigen breitete sich am Tisch aus.
Daniel sah verständnislos von einem zum anderen. „Hab ich was Falsches gesagt?“
Felix starrte mich wie in Trance an. Elena warf mir einen Blick zu. Sie presste beide Hände vor den Mund, um nicht laut loszulachen. Benni musterte mich nur stirnrunzelnd.
Ich starrte auf meine Finger, die ich auf der Tischplatte ineinander verschränkt hatte. „Na ja, zehn Jahre waren es nun auch nicht….“
Felix erwachte aus seiner Starre. „Er meint mich?“
„Ein dämlicher, stinknormaler Schulschwarm“, versuchte ich mich herauszureden.
„Seit der fünften Klasse“, lallte Daniel fröhlich weiter. „Bis zur… dreizehnten?“
„Sicher nicht!“ Ich riss meinem ehemaligen besten
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