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Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Winter
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ließ mich treiben und dachte an nichts. Zumindest versuchte ich es. Doch vor meinem inneren Auge erschien immer wieder Felix, der stoisch neben Valerie saß und seinem neuen alten Leben in Berlin entgegenfuhr. Als ich aufblickte trieb ich gerade an der Starbucks-Filiale nahe des Ausgangs vorbei. Lustlos bestellte ich mir einen Frappucchino, schlürfte drei Schlucke und warf das Getränk in den nächsten Mülleimer. Plötzlich bekam ich kaum noch Luft in der riesigen Bahnhofshalle. Ich kämpfte mich nach draußen. Auf dem Vorplatz befanden sich die Bus- und Straßenbahn-Haltestellen. Ich hatte keine Ahnung, ob auch eines dieser Verkehrsmittel in der Nähe der WG hielt, denn schon früher war ich immer nur zu Fuß oder per U-Bahn zu Daniels Wohnung gelangt. Doch was machte es schon? Dann fuhr ich eben zur Abwechslung mal ans andere Ende der Stadt. Ich hatte sowieso nichts Besseres zu tun. Kurzentschlossen stieg ich in die nächste Straßenbahn, ohne deren Richtung oder auch nur ihre Nummer zu kennen. Ich setzte mich an einen Fensterplatz an der rechten Seite und starrte nach draußen. Warum lag eigentlich kein Schnee? Plötzlich nervte mich diese dämliche Jahreszeit, in der es zwar arschkalt war, man aber nicht mal eine weiße Landschaft zu sehen bekam.
    Ein Handy klingelte.
    Ich stöhnte laut, um dem Urheber mein Missfallen auszudrücken. Wahrscheinlich ging gleich irgend so eine Tussi dran und nervte den Rest der Fahrt mit ihrem Gequatsche, von dem man nur eine Seite mitbekam. So was sollte verboten werden. Letztens erst hatte ich gelesen, dass es Länder gab, in denen es als überaus unhöflich empfunden wurde, wenn sich jemand wagte, in öffentlichen Verkehrsmitteln zu telefonieren. Ich war absolut dafür, dass das hier auch durchgesetzt wurde!
    Es klingelte und klingelte. Mit bösem Blick sah ich mich um. Und traf auf viele andere böse Blicke, die auf mich gerichtet waren. Uups. Ich kramte mein Handy heraus und ging dran, ohne davor aufs Display zu schauen. „Was?“, fauchte ich den Urheber meiner zweiten großen Peinlichkeit des Tages an.
    „Maja, ich bin’s, Elena.“
    „Was gibt’s?“, fragte ich und bemühte mich um eine freundlichere Stimme.
    „Kann ich bei dir wohnen?“
    Mir fiel das Handy aus der Hand. Es krachte auf den Boden der Straßenbahn und die hintere Klappe, sowie der Akku, flogen in verschiedene Richtungen. Fluchend sammelte ich die Einzelteile wieder ein, die sich zum Glück nicht allzu weit verteilt hatten. Schnell bastelte ich mein Handy zusammen, drückte auf den Ein-Knopf – und brach beinahe in Tränen aus. Das Display blieb dunkel, mein Handy gab weder eine akustische noch visuelle Reaktion von sich.
    An der nächsten Haltestelle stürzte ich aus der Straßenbahn. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Hektisch hielt ich nach einer Telefonzelle Ausschau, doch konnte keine entdecken. Komisch, sonst sah ich doch überall solche Dinger. Aber wenn man mal eine brauchte… Ich lief wahllos in eine Straße hinein. Gerade, als ich das hässliche Gelb einer Telefonzelle erblickte, fiel mir ein, dass sie mir nicht das Geringste nützte. Meine eigene Handynummer war die einzige, die ich auswendig kannte. Ich konnte Elena nicht zurückrufen.
    Stoisch geradeaus blickend stapfte ich zurück zur Haltestelle. Ich nahm die Straßenbahn in die entgegengesetzte Richtung, stieg am Hauptbahnhof aus und fuhr zurück zur WG. Ich sah nichts, hörte nichts, fühlte nichts mehr. All meine Fähigkeiten waren darauf gerichtet, nicht hysterisch schluchzend zusammenzubrechen. Ich wollte mich auf mein Sofa werfen und weinen. Und danach würde ich losgehen und mir ein neues Handy besorgen. Oder sollte ich erst bei Elena vorbeifahren und nach ihr sehen?
    Dieses Problem löste sich in dem Moment, in dem ich in unsere Straße einbog. Schon von weitem sah ich sie auf der Stufe vor der Haustür sitzen. Neben ihr stand ein großer schwarzer Koffer.
    Als sie mich sah richtete sie sich auf und klopfte sich das Hinterteil ihres Rockes ab. Sie lächelte, doch ich sah ihr sofort an, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.
    „Ich hab mein Handy fallen lassen. Tut mir leid, deshalb konnte ich dich nicht zurückrufen.“
    „Hm, ich dachte mir so was schon. Deshalb bin ich direkt hergekommen.“
    „Steffen?“, fragte ich.
    „Nein. Steffen ist Steffen. Ich bin der Grund. Ich habe mich entschieden, dass ich das so nicht länger möchte.“
    „Und jetzt…“
    „Will ich übergangsweise bei dir wohnen. Keine Sorge, ich

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