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Lied aus der Vergangenheit

Lied aus der Vergangenheit

Titel: Lied aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Forna
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gerade darauf geantwortet, welche Campusaktivitäten ich betreute.
    In demselben gleichmütigen Ton fragte er dann: »Wissen Sie von irgendwelchen illegalen Aktivitäten auf dem Campus?«
    »Was?«, sagte ich. »Nein. Ich meine, was für Aktivitäten? Dass Studenten trinken? Das passiert andauernd.«
    »Nein«, erwiderte er. »Ich rede nicht von Trinken.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »In dem Fall, nein.«
    »Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen erklären würde, dass Sie deswegen hier sind, weil wir glauben, dass Ihnen doch etwas bekannt ist?«
    »Nun, in dem Fall müsste ich Ihnen sagen, dass das nicht der Fall ist. Ich weiß nicht einmal, wovon Sie reden.«
    »Sie bestreiten es also?«
    »Nein, ich bestreite nichts, ich sage lediglich, dass ich es nicht weiß.«
    »Dann bestreiten Sie es also nicht? « Er fixierte mich mit einem harten Blick und hielt gleichzeitig seinen Bleistift in die Höhe und ließ ihn triumphierend wirbeln. Er klang fast vergnügt. Ich fragte mich, ob das in seiner Welt als witzig galt.
    »Ich sage einfach, dass ich es nicht weiß.« Die Worte fielen lauter aus, als ich beabsichtigt hatte. Ich war frustriert, fand diese kleinkarierten Wortklaubereien überhaupt nicht amüsant. Ich spürte, dass sich Kopfschmerzen anbahnten. Ich sah zu, wie er meiner langen – und länger werdenden – Aussage meine jüngsten Worte hinzufügte. Er war entweder ein Idiot, oder er amüsierte sich damit, so zu tun, als wäre er ein strohdummer Polizeibeamter.
    »Dürfte ich fragen, worum es hier eigentlich geht?«, sagte ich jetzt.
    Er sah mich mehrere Augenblicke lang an und blinzelte, als versuchte er, der Lautfolge, die ich gerade von mir gegeben hatte, einen Sinn zu entlocken. »Worum es hier geht?«, wiederholte er.
    »Ja«, gab ich einigermaßen gereizt zurück. »Warum bin ich hier?«
    »Tja«, sagte er. »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Gegenwärtig wissen wir noch nicht, ob Sie irgendwelche Informationen haben, also können wir es nicht sagen.« Er fing schon wieder damit an.
    Ich sagte: »Sie behaupten also, Sie wissen nicht, worum es hier geht?«
    »Wir führen Ermittlungen durch, Sie verstehen.«
    »Sie müssen doch wissen, warum Sie Ermittlungen durchführen!« Ich bemühte mich, die Fassung zu bewahren, aber seine Begriffsstutzigkeit zehrte an meinen Nerven. Ich lächelte, um meinen Ärger zu verbergen. Er lächelte zurück. Es folgte eine tödliche Stille.
    »Mr Cole«, sagte er. »Ich bin sicher, dass Sie nichts zu befürchten haben. Lassen Sie uns bitte fortfahren.« Er beugte sich über sein Blatt, als läse er die nächste Frage davon ab.
    »Sie sind mit Dr. Kamara befreundet?«
    »Welchem Dr. Kamara?« Jämmerlich, aber ich konnte nicht anders.
    »Dr. Julius Kamara. Er lehrt Maschinenbau. Nach meinen Informationen ist er ein Freund von Ihnen.«
    »Ich kenne ihn, ja.« Ich schlug die Beine übereinander.
    Er stellte Fragen über Julius. Wie lang kannte ich ihn schon? Mit wem war Julius sonst noch befreundet? Was wusste ich über Julius’ familiären und sonstigen Hintergrund? Ich widerstand jeder weiteren Versuchung, mich auf Geplänkel mit ihm einzulassen, und antwortete so knapp wie möglich, nicht zuletzt wegen des intensiven Drucks in meinem Unterleib.
    »Dr. Kamara benutzt Ihr Arbeitszimmer an der Universität.«
    »Von Zeit zu Zeit, ja.«
    »Wie oft?«
    »Nicht oft.«
    »Ein Mal die Woche, zwei Mal die Woche?«
    »Ein Mal die Woche. Nicht öfter.«
    »Und wann war das letzte Mal, als Sie ihm erlaubt haben, Ihr Zimmer zu benutzen?«
    »Ich kann mich nicht genau erinnern«, sagte ich. Ich wusste es ganz genau. Es war der Tag gewesen, an dem ich Saffia besucht hatte; ich erinnerte mich zwar weder an den Wochentag noch an das Datum, aber ich hatte beides in mein Notizheft geschrieben.
    »Diese Woche, letzte Woche?«
    »Während der Examen, glaube ich. Der Dekan weiß Bescheid. Er war sehr froh über dieses Arrangement. Arbeitszimmer für die Lehrkräfte sind auf dem Campus knapp.«
    Er nickte und bedachte mich mit einem langen, überlegten Blick, bevor er den Bleistift wieder aufs Papier setzte.
    In plötzlicher Verzweiflung sagte ich: »Wenn ich auf die Toilette gehen könnte, bevor wir fortfahren!«
    Nichts außer dem Kratzen von Bleistiftmine auf Papier.
    »Vielleicht dürfte ich Ihren Namen wissen.«
    Er sah auf. »Johnson.«
    »Mr Johnson. Ich bin gern bereit, Ihnen auf jede erdenkliche Weise behilflich zu sein. Aber bevor wir fortfahren, würde ich gern die Toilette

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