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Lied aus der Vergangenheit

Lied aus der Vergangenheit

Titel: Lied aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Forna
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Stufen und Pflanzenkübeln zu erinnern. Ein paar Sekunden später kollidiert er mit dem Wagen, tritt einen Schritt zurück und dreht sich orientierungslos um. Im selben Moment hat er Mamakay in den Armen. Bei ihrer Berührung bäumt sich die Erektion, die er den ganzen Abend lang mühsam im Zaum gehalten hat, ungehemmt auf. Er zuckt zurück, prallt gegen den Wagen und bleibt so stehen, den Rücken gegen die Tür. Jetzt kann er Mamakay nicht mehr sehen. Er öffnet den Mund, um etwas zu sagen, überlegt er sich aber anders. Er greift in die Dunkelheit, nach Mamakay.
    Morgen. Er wälzt sich herum und wirft einen Arm über Mamakay, die noch immer schläft; seine Hand kommt auf ihrer Brust zu liegen. Er schließt die Augen und atmet ein. Einer nach dem anderen verschwindet jeglicher Gedanke aus seinem Bewusstsein. Er schmiegt sich langsam an sie, spürt die Veränderung der Energie in ihrem Körper, während sie vom Schlaf ins Wachsein überwechselt, die leichte Spannung, die sich in ihren Muskeln aufbaut. Sie dreht sich herum. Er rutscht an ihrem Körper hinunter, spürt dabei den Widerstand des schweißfeuchten Lakens, die Hitze, die von ihr ausgeht. Vergangene Nacht hatte er sie anfangs lediglich in den Armen gehalten. Jetzt verweilt er, während sie sich lieben, bei jeder Einzelheit von ihr. Sie ist entspannt und gelassen, frei von jeglicher Eitelkeit oder falscher Scham, lacht, wenn ihr Körper ein unerwartetes Geräusch von sich gibt, ganz anders als jede Frau, die er je gekannt hat.
    Und später spaziert sie nackt herum, macht frischen Kaffee, räumt dies und das um, kommt mit irgendwas wieder ins Bett: einer CD -Hülle, einem alten Zeitungsausschnitt. Sie redet fast ununterbrochen und bietet Adrian keinen Bademantel an, sodass er wie in der Falle sitzt, bis er sich von seiner Befangenheit und den Laken befreit. In der Nacht war er aufgestanden, um zu pinkeln, und hatte ein Badezimmer voller Pflanzen vorgefunden. Jetzt holt Mamakay Wasser, und sie waschen sich gegenseitig, auf weißen Kieseln stehend, unter einer von Kletterpflanzen umgebenen Dusche auf dem Hof. Der Mann von nebenan kommt heraus, um seine Vögel zu füttern, Reis klickert auf das Wellblechdach, die Vögel machen sich darüber her. Mamakay frittiert Kochbananen. Sie essen mit den Fingern. Adrian verbrennt sich die Zunge. Eine orangeköpfige Echse nähert sich ihnen mit einer Mischung aus Vorsicht und Wissbegierde. Mamakay pustet auf ein Scheibchen Kochbanane und wirft sie ihr hin. Die Echse schießt vor und sammelt die Trophäe mit ihrer schwarzen Zunge auf.
    »Bist du hier aufgewachsen?«, fragt er.
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Wo dann?«
    »Auf dem Campus. Später hat sich mein Vater dann ein eigenes Haus gebaut.«
    »Auf dem Campus? Wo wir gestern waren?«
    »Ja.« Sie nickt. Sie schaut ihn dabei an, die Stirn leicht gerunzelt, offenbar über seine Fragen ein wenig verwundert. »Mein Vater hat dort gelehrt. Er ist Professor für Geschichte.«
    Und da geht Adrian auf, dass er langsam, bis zur Dummheit langsam von Begriff gewesen ist. An jenem ersten Tag vor dem Krankenhaus war er in Eile gewesen. Er hatte ihr zugenickt, und sie hatte ihn angeschaut; der Blick war ihm den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Sie hatte mit Babagaleh gesprochen. Babagaleh war Elias Coles Diener. Zunächst hatte Adrian Mamakay ebenfalls für eine Bedienstete gehalten. Elias Cole war der Grund dafür, dass er sich mit ihr auf dem Campus verabredet hatte – der Grund, den er sich selbst zurechtgelegt hatte: Recherchen zu einem Patienten. Er hatte sich nicht gestattet nachzudenken. Natürlich nicht.
    Mamakay ist Elias Coles Tochter.
    Einen Moment lang bleibt Adrian stumm. Dann erzählt er Mamakay von Lisa.
    »Ich weiß«, sagt Mamakay.
    »Wie kannst du das wissen?«, fragt er.
    »Nicht wie«, erwidert sie und sieht ihn an. »Nicht wie, sondern was. Was ich weiß, ist, dass du nicht bleiben wirst.« Sie zuckt die Achseln. »Da spielt der genaue Grund ja wohl keine allzu große Rolle.«

34
    Als Kai von seinem Besuch in der Botschaft heimkommt, steht Abass auf dem Balkon und hält nach ihm Ausschau. Er rennt ihm bis zum Tor entgegen.
    »Mama sagt, du sollst mir Abendessen machen und bei den Hausaufgaben helfen.«
    »Gleichfalls hallo«, sagt Kai.
    »Hallo«, sagt Abass.
    »Wo sind deine Mama und deine Tanten?«
    »Das Baby ist gestorben«, verkündet Abass. »Die Hausaufgabe ist in Naturwissenschaften.«
    »Welches Baby? Das, um das Yeama sich

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