Lied des Schicksals
früh aufgestanden war, sah Dalkira zufällig, wie Darcy zum Fluss ging. Sie folgte ihm mit ihrer angeborenen Lautlosigkeit. Hinter einem hohen Busch versteckt beobachtete sie, wie er sich auszog, bevor er in den Fluss sprang. In dem kurzen Moment, in dem sie ihn in seiner ganzen Nacktheit sehen konnte, stockte ihr der Atem. Sein Körper war ebenmäÃig und stark. Schwarzes lockiges Haar umgab sein Geschlecht.
Plötzlich spürte sie ein Kribbeln zwischen den Beinen, als ob sie pinkeln müsste. Sie zog ihr Kleid hoch und hockte sich hin, um Wasser zu lassen. Doch davon ging das Kribbeln nicht weg. Erst als sie sich streichelte, verschwand das Kribbeln. An seine Stelle trat ein völlig anderes Gefühl, ein Gefühl, das Dalkira gefiel. Während sie Darcy beim Schwimmen beobachtete, streichelte sie sich sanft immer weiter, was ihr groÃes Vergnügen bereitete. Nun verstand sie, was mit ihr los war.
Als Darcy aus dem Wasser kam, sah es so aus, als würde er direkt zu ihrem Versteck blicken. Ihre Hand verharrte in der Bewegung, und sie hielt die Luft an, bis er anfing, sich abzutrocknen. Dann huschte sie völlig lautlos davon und kehrte unbemerkt ins Haus zurück. Doch das Kribbeln zwischen ihren Beinen hielt fast den ganzen Tag an. Dalkira fing an, davon zu träumen, dass sie mit Darcy so zusammenliegen würde, wie sie es mit dem alten Mann tun müsste, dem sie als Ehefrau versprochen war. Bloà dass sie sich umbringen würde, bevor der alte Mann sie zur Frau nahm.
Mehrere Tage lang stand Dalkira früh auf, um Darcy beim Schwimmen zu beobachten und sich an seiner Nacktheit zu erfreuen, bis eines Morgens Yarea, die neugierig geworden war, ihr zum Fluss folgte. Das jüngere Mädchen hatte noch nicht gelernt, wie man sich lautlos bewegt, auÃerdem rechnete sie nicht damit, dass Dalkira sich verstecken würde. Darcy hörte sie näher kommen, bevor er sie sah. Er trat gerade in der Mitte des Flusses Wasser. Sie war mehr überrascht, ihn zu sehen, als er sie.
»Geh zurück zum Haus, Yarea«, rief er ihr zu.
Das Mädchen blickte mit erstauntem Gesichtsausdruck um sich. »Massa tun sehen Dalkira?«
»Dalkira nicht hier am Fluss. Du gehst zurück zum Haus. Jetzt.«
Yarea wandte sich ab. Darcy beobachtete sie, bis sie das hohe Ufer erreicht hatte und nicht mehr zu sehen war. Also hab ich mir das doch nicht eingebildet, dachte er. Einige Male hatte er das Gefühl gehabt, dass er beobachtet wurde, hatte aber die Idee stets als töricht abgetan. Mit gemächlichen Zügen schwamm er zurück ans Ufer. Er wandte sich zum Fluss hin, während er sich abtrocknete und seine Hose anzog. Dass Dalkira ihm tatsächlich nachspioniert hatte, bereitete ihm Unbehagen und verärgerte ihn. Er war entschlossen, ihrer Spioniererei ein Ende zu bereiten.
Allerdings war ihm klar, dass es Zeitverschwendung wäre, sie zur Rede zu stellen, da er keinen wirklichen Beweis hatte. Sie würde einfach jedes Fehlverhalten abstreiten. Auch wollte er nicht das Risiko eingehen, dass seine Mutter vom Verhalten des Mädchens erfuhr. Sie war ein gutes Hausmädchen, willig und lächelte immer, im Gegensatz zu Yarea, die manchmal sehr mürrisch sein konnte.
Dalkira hatte sich sofort zurückgezogen, als Yarea sich vom Fluss abwandte. Sie wartete gleich hinter der nächsten Biegung des Pfads, sprang hinter dem Mädchen aus ihrem Versteck hervor und riss es mit einem heftigen Ruck an den Haaren. Vor Schreck und Schmerz schrie Yarea laut auf, verstummte aber sogleich wieder, als sie auf den Boden knallte. Den linken Arm unter dem Rücken verdreht, lag das Mädchen hilflos da. Ihre Augen weiteten sich angstvoll, als sie den Ausdruck in Dalkiras Gesicht sah.
»Du kleine Petze, du bist mir gefolgt«, herrschte sie das Mädchen in ihrer Sprache an. »Wenn du der Missus oder sonst jemand was sagst, wird es dir leidtun. Hast du das verstanden?« Sie verlieh der Frage noch mehr Nachdruck, indem sie der Jüngeren in die Rippen trat.
Yarea wimmerte, nickte aber gleichzeitig energisch. Sie wagte nicht, sich zu bewegen, bis Dalkira sich davonschlich. Dann richtete sie sich langsam auf und rieb sich den Arm, der verdreht unter ihr gelegen hatte und jetzt furchtbar wehtat. Ihre Seite schmerzte ebenfalls. Noch schlimmer war jedoch, dass das Kleid, das sie heute Morgen sauber angezogen hatte, schmutzig war. Es musste während der Nacht stark geregnet
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