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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Everson
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dass er wegkam, als er die Situation erfasste. Innerlich musste Evan lachen. Sorry, Kumpel, aber heute Nacht wirst du dich nicht an meine besoffene Frau ranmachen. Obwohl, wenn er es sich recht überlegte, wäre es eine Art ausgleichender Gerechtigkeit gewesen, den Typ gewähren zu lassen.
    Nein, er glaubte nicht, dass Sarah mit einem anderen Mann mitging, selbst wenn sie völlig stoned gewesen wäre. Sie nahm es ernst mit der Treue und hatte offensichtlich mehr Charakter als er.
    »Tut mir leid, Schatz«, entschuldigte er sich. »Ich bin eingeschlafen. Können wir gehen?«
    Sie nickte, und er nahm sie am Ellenbogen, um ihr vom Barhocker aufzuhelfen. Sarah lehnte sich schwerfällig gegen ihn. Er stützte sie, indem er ihr den Arm um die Hüfte legte, während sie etwas wackelig auf die Tür zugingen. »Ich glaube, mir ist der Hintern eingeschlafen«, murmelte sie. »Vielleicht kannst du ihn mir ja ein bisschen massieren, wenn wir nach Hause kommen.«
    Er nahm den Ausdruck trunkener Lust in ihren Augen wahr und rieb ihr für eine Sekunde den Hintern durch die Jeans. »Natürlich!« Panik flammte in ihm auf … wie sollte er ausgerechnet heute Nacht mit Sarah Liebe machen? Nachdem … Doch dann tat er seine Furcht mit einem Achselzucken ab. Wenn er sie erst einmal nach Hause gebracht und ausgezogen hatte, würde sie ohnehin nicht mehr in der Verfassung sein. Er behielt recht.
    Weniger als eine Viertelstunde später lag Sarah mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett. Evan zog ihr Hose und Strümpfe aus. Bald war das Zimmer von ihrem leisen Schnarchen erfüllt. Evan legte sich neben sie, doch jedes Mal, wenn er die Augen schloss, tauchte Ligeias Gesicht vor ihm auf.
    Es wurde eine lange Nacht.

11
    4. Juni 1887
    Der Gefreite »Three Hands« Nelson war in diesem Moment alles andere als ein glücklicher Seemann. Sein Rücken war voller Schorf und schmerzte. Immer, wenn er sich vorbeugte, musste er ein Stöhnen unterdrücken. Gestern hatte der Käpt’n an ihm ein Exempel statuiert. Jawoll, das hatte er. Nun, Nelson hielt nichts davon, derartige Dinge auszusitzen. Er hatte vor, es seinem Chef heimzuzahlen. Nicht umsonst trug er den Beinamen »Three Hands«. An Land hieß es immer, Jack Nelson konnte einem die Hand schütteln, zugleich auf die Schulter klopfen … und im selben Augenblick die Scheine aus der Brieftasche angeln. Ein Junge, der im Tenderloin District von San Francisco aufwuchs, war entweder ziemlich umtriebig. Oder frühzeitig tot.
    Der Käpt’n hatte zwischen Nelsons Sachen eine Flasche entdeckt, außerdem die dazu passende aufgebrochene Kiste im Laderaum.
    Buckley hatte dem Seemann die Chance geboten, reinen Tisch zu machen. Doch Nelson verweigerte jegliche Erklärung, woraufhin der Kapitän ihn an den Pranger stellte. Dabei hatte Nelson die Flasche von Taffy stibitzt – er war nicht so dumm, eine Kiste gewaltsam zu öffnen und eindeutige Spuren zu hinterlassen. Unglaublich, wie dämlich Taffy war. Hätte er die Flasche doch nur nicht genommen! Doch er besaß ein gewisses Ehrgefühl. Nelson leugnete rundheraus, den Fusel aus dem Frachtraum entwendet zu haben, wollte aber auch nicht verraten, woher er kam.
    Also hatte Kapitän Buckley ihn an Deck festgebunden, um ihn einen ganzen Tag lang auszupeitschen. Ihr Käpt’n war ein regelrechter Sadist, jawoll, das war er.
    Die Sache war die: Nun hatte »Three Hands« eine Rechnung offen. Wenn er schon für etwas bestraft wurde, wofür er nicht verantwortlich war, musste derjenige bluten, von dem er die Strafe kassiert hatte. Deshalb schlich Nelson in diesem Moment lautlos durch die unteren Decks. Mit seinem schmerzenden Rücken fiel ihm das besonders schwer, doch er konnte einiges wegstecken. Die gesamte Mannschaft befand sich oben. Nelson ging vor der Tür in die Knie und drehte versuchsweise am Knauf. Abgeschlossen, wie erwartet. Er zog ein Stück Draht aus der Gesäßtasche und schob es ins Schlüsselloch.
    Schlösser stellten für Jack »Three Hands« Nelson kein Problem dar. Er lächelte, als er spürte, dass der Riegel zurückschnappte. Vorsichtig schob er die Tür auf und blickte sich rasch noch einmal um. Zufrieden, dass ihn niemand gesehen hatte, schlüpfte Nelson in die Unterkunft des Käpt’ns und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Wenn der Boss ihm seinen Stolz wegnahm, würde er ihm umgekehrt etwas anderes wegnehmen. Er wusste, dass der alte Mistkerl den besten Schnaps immer für sich behielt. Jeden Abend konnte er beim Essen seine Fahne riechen.

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