LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)
hob die Hand, um anzuklopfen. Doch dann erstarrte er.
Ein Laut auf der anderen Seite. Genau die Art von Geräusch, die ein Mann verursachte, wenn er … nun ja … seine Männlichkeit unter Beweis stellte. Es klang ziemlich hoch und rhythmisch. Und wer da so stöhnte, war eindeutig nicht der Käpt’n mit seiner rauen Stimme. Reg presste das Ohr gegen das Holz, und ein leises Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als er unzweifelhaft eine Frau belauschte, die kurz vor dem Höhepunkt stand. Zwischen ihren spitzen Schreien erklang das schwerfällige, sonore und doch gleichermaßen befriedigte Stöhnen eines Mannes.
Reg merkte, dass er einen Ständer bekam, und wich von der Tür zurück. So so. Das war tatsächlich rätselhaft. Der Käpt’n hatte also heimlich eine Frau auf diese Fahrt mitgenommen. Reg hatte nicht die geringste Ahnung, wie es ihm gelungen war, das während der letzten paar Wochen vor ihnen geheim zu halten. Obwohl, wenn er so zurückdachte, war Buckley in den vergangenen Tagen ungewöhnlich oft unter Deck verschwunden.
In seinem Kopf machte es noch einige Male Klick, und sein Grinsen wurde breiter. Kein Wunder, dass der Alte so hart mit Rogers umgesprungen war, nachdem dieser unter Deck herumgeschnüffelt und sogar geklaut hatte. Der Schnaps war ihm herzlich egal, er hütete ein ganz anderes Laster. Der Seemann trat zurück und lehnte sich an die Wand, bis die leisen Geräusche, die aus der Kapitänskajüte drangen, verstummten. Erneut tauchte das Schiff in ein Wellental ein. Das war für Reg das Signal.
»Käpt’n«, rief er, indem er kurz an die Tür klopfte. »Wir segeln mitten in einen Sturm hinein. Alle Mann an Deck.«
Reg wartete Buckleys Antwort gar nicht erst ab, sondern wandte sich um und schritt den Gang entlang. Anstatt in die Kombüse zu gehen, schlug er die entgegengesetzte Richtung ein. Im Laderaum schlüpfte er rasch hinter einen Stapel Kisten mit Schwarzgebranntem und behielt die Tür der Kapitänskajüte im Auge. Es dauerte nicht lange, bis sie sich öffnete und Buckley heraushastete. Er richtete sich die Hemdsärmel und lief nach oben.
Reg wartete, immer noch lächelnd, einen Herzschlag lang, ehe er sich aus seinem Versteck wagte. Das nächste Mal, wenn er mit dem Käpt’n sprach, würde er ordentlich Gesprächsstoff haben. Und Buckley würde es nicht ohne Weiteres abstreiten können.
Er probierte den Knauf an der Tür zur Kapitänskajüte und stellte wenig überraschend fest, dass abgeschlossen war. Doch das brachte Reg nicht aus der Ruhe. Er langte in seine Gesäßtasche und fischte einen Haken heraus, klemmte ihn unter den Türrahmen und bog ihn gerade. Anschließend steckte er ihn in den Schlitz des Schlosses und musste sich nur noch ein bisschen dagegen stemmen, bis der Riegel zurückschnappte.
Reg musste grinsen. So leise wie möglich schob er die Tür auf, glitt in die Kajüte hinein und zog sie sofort hinter sich zu.
Das Erste, was ihm auffiel, war der bestialische Gestank, der ihm entgegenschlug. In der Kapitänskajüte roch es wirklich übel, so viel stand fest. Zunächst glaubte er, es handele sich um rohen Fisch, doch dann nahm er ein weitaus unangenehmeres Aroma wahr. Er kniff die Augen zusammen und schüttelte angewidert den Kopf.
»Mein Gott«, flüsterte Reg. »Züchtet der hier drin etwa Maden?« Verwesung hing so schwer in der Luft, dass er würgen musste.
Wie zur Antwort vernahm er ein jaulendes Quietschen aus der Düsternis direkt vor ihm. Mit zwei Fingern vor der Nase näherte er sich vorsichtig der Stelle, an der sich, wie er wusste, die Koje des Kapitäns befand. Es war stockfinster, doch Reg konnte im Dunkeln wie eine Katze sehen. Schon im nächsten Moment vergaß er den Gestank und ließ sich auf die Knie sinken, um die Gestalt im Bett des Käpt’ns in Augenschein zu nehmen.
»Soso«, murmelte er und starrte auf die Frau hinab. Sie war nackt und an die Wand gefesselt. Anscheinend machte der Käpt’n sich Sorgen, sein kleiner Leckerbissen könne ihm davonschwimmen. Reg strich ihr mit den Fingern über die Wange und stellte fest, dass von ihrem Hinterkopf über die Wangenknochen hin zum Mund ein Lederriemen verlief.
»Der geht wirklich auf Nummer sicher, damit keiner mitbekommt, dass du hier bist, was?«
Reg beugte sich so weit vor, dass die Frau seine Augen erkennen konnte. Ihre funkelten raubtierhaft in der Schwärze. »Ganz ruhig, dann nehme ich dir den Knebel ab«, versprach er. »Aber ein lautes Wort, und es ist aus mit der Freiheit,
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