Light & Darkness
sie das ansehnlichere Büfett mit frischem Obst, weich gedämpftem Gemüse, Reis- und Nudelgerichten. »Ich bringe sie dazu, mir zu vertrauen«, sagte er ohne emotionale Regung. »Wenn sie das tun, werde ich sie brechen.«
Es dauerte eine Sekunde, bis Light die Tragweite seiner Worte verstand. Sie starrte ihn an. Vorfreude glitzerte in seinen schwarzen Augen. »Was hast du vor?«
Sanft, fast schon liebenswert, lächelte Dante sie an. Ihr Herzschlag pochte unregelmäßig. Langsam lehnte er sich nach vorne. Light spürte seinen Atem, der warm ihre Wange streichelte. »Finde es heraus«, hauchte er in ihr Ohr. Light schauderte und im nächsten Augenblick berührten seine Lippen ihre Wange. Weich und warm schmiegten sie sich an ihre Haut. Es war ein unschuldiger, flüchtiger Kuss. Light war wie erstarrt. Ein undefinierbares Gefühl kochte in ihr auf. Das Blut pochte in ihren Schläfen und eine prickelnde Wärme breitete sich in ihrem Inneren aus, während ihr Körper so starr und unbeweglich wie Eis schien.
Dante wich zurück, immer noch ein schelmisches Grinsen im Gesicht. »Schade, dass Kane das nicht sehen konnte«, sagte er gespielt traurig. »Aber immerhin hat Anna uns beobachtet. Das, oder sie hat einen Geist gesehen.«
Light fand ihre Stimme wieder. »Was erhoffst du dir davon?« Die Worte hingen dünn und hilflos in der Luft.
»Regel Nummer zwei, nach der goldenen Regel: Verrate dem Feind nie deinen Plan.« Dante kippte etwas von der Tomatensoße über seine Portion Nudeln, wandte sich ab und ging zum Tisch, an dem Anna auf sie wartete. Nachdem Light sich aus ihrer Starre lösen konnte, bediente sie sich hastig am Büfett und folgte Dante. Sie wagte es nicht, sich umzusehen. Wie viele neugierige Blicke hatten den Kuss gesehen? Die Berührung seiner Lippen kribbelte noch immer auf ihrer Haut. Es war eine prickelnde Hitze, wie nach einem leichten Sonnenbrand.
»Wie war es mit Logan?« Light glitt auf den Platz zwischen Anna und Dante. Anna verdrehte die Augen. Ihr Versuch, das Gespräch von Grund auf in eine andere Richtung zu lenken, funktionierte. »Er hat mich gefragt, ob ich am Freitag mit ihm ausgehen möchte. Am Freitag! Am Tag meiner Delegation! Gott, wie kann er so etwas Wichtiges nur vergessen?«
»Er hat es sicher nicht wirklich vergessen«, versuchte Light sie zu beruhigen. »Er hat in diesem Moment einfach nicht dran gedacht.«
Anna sank in sich zusammen. »Vermutlich hast du Recht. Kommst du mit zur Essensausgabe?«
Light blickte sehnsüchtig auf ihren Teller und hörte ihren Magen protestieren. »Aber mein Essen …«
»Dein Essen kann nicht kalt werden, das war es schon vor zehn Minuten.«
Darauf wusste Light nichts zu erwidern. Sie schob ihre Beine zwischen den Bänken hervor und begleitete Anna zur Ausgabe. Als ihnen der Gestank der nach Kohl riechenden Suppen entgegenschlug, begann Light durch den Mund zu atmen.
»Was war das gerade zwischen dir und Dante?« Annas Frage kam nicht unerwartet.
Light berührte ihre Wange mit den Fingerspitzen. Sie seufzte und ließ ihre Hand wieder sinken. »Das war nichts. Dante wollte mich nur verwirren. Du solltest nichts, was er sagt oder tut, auf die goldene Waage legen. Er ist ein Dämon und Dämonen lügen.« Sie zuckte mit den Schultern, als wäre es das Offensichtlichste.
»Du willst mir also sagen, dass zwischen Dante und dir überhaupt nichts läuft?«, hakte Anna nach.
Light reichte ihrer Freundin ein Tablett. »Nein. Gar nichts.«
»Und du findest ihn nicht gut aussehend oder attraktiv?«
»Das habe ich nie gesagt.« Light sah zurück zu ihrem Platz, wo Dante die Beine unter dem Tisch ausgestreckt hatte und seine Mittagessen herunter schlang. Seine braunen Haare ließen sein Gesicht weniger streng und jünger wirken. Sie blickte zurück zu Anna. »Er ist attraktiv, aber das ist Kane auch.«
»Du stellst Dante also mit Kane auf eine Stufe?«
Light schnaubte. »So war das nicht gemeint.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Sie sprach leise, damit niemand sie hören konnte, aber ihre Worte klangen intensiv. »Kane ist einer meiner besten Freunde und mir sehr wichtig. Doch er ist das Wesen von Jude. Dante ist aber mein Wesen. Mein Erstes. Er wird mir immer etwas bedeuten. Das ist es, was mich und ihn verbindet. Nicht mehr und nicht weniger.«
Anna, die ihr inzwischen voll beladenes Tablett auf einer Hand balancierte, strich Light eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte gutmütig. »Du magst ihn, mehr als du vermutlich
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