Light & Darkness
zugeben willst und das ist in Ordnung. Wirklich. Er ist neu und aufregend. Interessant. Unerwartet. Ich mach dir keine Vorwürfe. Ich bitte dich nur: Sei vorsichtig. Ich will nicht, dass er deine Gefühle verletzt und dich am Ende womöglich deinen Job als Delegierte kostet. Wir wollten doch in zwanzig Jahren gemeinsam im Rat sitzen.«
Light setzte ein schiefes Grinsen auf. »Seit wann bist du so vernünftig?«
»Das muss wohl am Alter liegen«, lachte Anna.
Sie gingen zurück zu ihrem Platz, an dem Dante auf sie wartete. Die Arme auf den Tisch gestützt ruhte sein Kinn in seinen Händen. Er hatte die Augenlider gesenkt, als wäre er erschöpft und müsste sich ausruhen. Ohne etwas zu sagen setzten sich Anna und Light an den Tisch und leerten ihre eigenen Teller. Die Nudeln waren kalt und viel zu weich, aber die Tomatensoße hatte einen überraschend intensiven, natürlichen Geschmack. Lights Magen brummte vor Begeisterung, aber sie konnte dieses sättigende Gefühl nicht genießen. Ihre Gedanken kreisten um Dante und um Kane, aber je länger sie darüber nachdachte, desto komplizierter wurde das Chaos in ihrem Kopf. Für sie war es einfach, denn Kane war für sie wie ein Bruder. Aber seine Gefühle für sie reichten darüber hinaus, dessen war sie sich inzwischen bewusst. Sie musste ihm begreiflich machen, dass zwischen ihnen nie mehr sein würde, aber sie wusste nicht wie. Ein leichter Ausweg wäre schön, doch den gab es nicht. Denn Liebe war nicht einfach, sie war kompliziert, schmerzhaft und alles dazwischen.
11. K apitel
»Die vom Staat auferlegte Bürde eines Delegierten beginnt mit Vollendung des 10. Lebensjahres und endet mit dem Tod. Ein zehnjähriger Schulbesuch sichert das Grundlagenwissen eines jeden Delegierten.«
(Buch der Delegation, Artikel 3)
Der Rest des Schultages verging schnell. Nach der Pause standen zwei Stunden Englisch und eine Stunde Wesenskunde bei Dr. Adrian auf dem Plan. Kane und Jude waren nach ihrem Besuch im Direktorat nicht zurückgekommen, was Light vermuten ließ, dass der Schulleiter sie nach Hause geschickt hatte.
Vor dem Schulgebäude warteten Light und Dante auf ihre Eltern, die mit ihnen ins Rathaus fahren wollten, um Revision gegen die Delegation einzulegen. Kurz nach 16 Uhr – mit einer halben Stunde Verspätung – fuhr der Wagen vor.
»Hallo Schatz«, begrüßte ihre Mutter sie. »Ich hoffe, es gab keinen Ärger.«
»Nein. Keinen Ärger. Dante hat sich vorbildlich verhalten.«
Die Erleichterung war ihrem Dad anzusehen. »Das freut mich.«
Light erzählte von Annas bevorstehender Delegation und ihrem Wunsch, mit Logan Swimmer auf den Winterball zu gehen. Sie erwähnte auch die nach Kohl stinkende Suppe, denn ihr war jedes Mittel recht, um ihre Eltern zum Schweigen zu bringen. Sie wollte keine Fragen über ihren ersten Schultag mit Dante beantworten und die damit verbundenen Informationen. Sie sollten nicht erfahren, welch eine Fähigkeit Dante besaß, oder dass er auf Grund seiner Herkunft alle Fragen des Grundwissenstests beantworten konnte.
Mr Bennett wartete bereits am Eingang des Kapitols und trug ein gequältes Lächeln auf den Lippen. Er schämte sich noch immer wegen des Fehlers, der ihm mit Dante unterlaufen war. »Guten Tag«, begrüßte er sie und schüttelte ihnen nacheinander die Hand. »Dante, schön Sie wiederzusehen. Ich sehe, Sie haben Ihre Haarfarbe dem allgemeinen Standard angepasst. Gefällt mir sehr gut. Was halten Sie davon, wenn wir keine weitere Zeit verschwenden und gleich einen Blick in die Akte werfen?«, sprudelte es aus ihm heraus. Er führte sie in einen Konferenzraum, der direkt neben dem Saal lag, in dem Light und Dante sich das erste Mal begegnet waren. Seitdem schien eine Ewigkeit vergangen zu sein.
»Das ist Seth Conway.« Mr Bennett deutete auf einen Mann Ende zwanzig, der gerade dabei war seinen Laptop aufzubauen. »Er arbeitet für die Abteilung, die sich mit der Verarbeitung der Fragebögen und Psychoanalysen beschäftigt. Er wird mit Ihnen in Ruhe die Bögen von Light und Dante durchsehen. Sobald wir den Fehler in den Daten gefunden haben, können wir die Revision beantragen. Ich lasse Sie mit Mr Conway alleine.«
Schneller als Light »Auf Wiedersehen« sagen konnte, war Mr Bennett durch die Tür verschwunden. Lange Zeit war nichts zu hören, außer dem Rattern des Computers, der sich darauf vorbereitete die entsprechenden Daten aufzurufen. Mr Conway räusperte sich. »Hier sind Ihre Daten.« Er erhob sich von seinem
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