Light Dragons
wurden heiß, als ich an den äußerst erotischen Traum dachte, den ich gerade gehabt hatte. »Es geht um eine Person namens Ysolde und um einen Mann namens Baltic.«
»Das habe ich mir schon gedacht. Der Drache in dir möchte, dass du dich erinnerst«, sagte sie. Sie tätschelte mir die Hand und erhob sich. »Er möchte, dass du deine Vergangenheit akzeptierst, um dich der Gegenwart stellen zu können.«
»Nun, der Drache in mir kann einen Abgang machen. Ich möchte nämlich, dass mein Leben wieder so wird, wie es war.«
»Das ist wohl nicht möglich, Ysolde. Er hat sich schon geregt. Er möchte, dass du dich erinnerst. Es ist Zeit, Ysolde.«
»Blödsinn!«, fuhr ich sie an. »Niemand schreibt mir vor, was ich zu tun und zu lassen habe. Na ja, Dr. Kostich schon, aber das hat ja etwas mit meiner Ausbildung zu tun. Und er schickt mir auch keine erotischen Träume.«
»Erotische Träume?«, fragte Kaawa und lächelte leise.
Wieder errötete ich. Dass ich aber auch meinen Mund nicht halten konnte! »Ich glaube, die Art der Träume ist nicht so wichtig wie die Tatsache, dass mein Verstand sich verabschiedet.«
»Dein Verstand tut nichts dergleichen. Du musst der Drachenseite erlauben, mit dir zu sprechen, und dann wirst du auch den richtigen Weg finden, diese anstrengende Zeit zu bewältigen«, sagte sie von der Tür. Sie zögerte ein paar Sekunden, dann fügte sie hinzu: »Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber ich weiß viel über die Geschichte der Drachen, und ich muss zugeben, dass ich neugierig bin … Als du und Baltic euch kennengelernt habt – hat er dir direkt angeboten, dich zu seiner Gefährtin zu machen, oder kam das erst, nachdem Constantine von Norka Anspruch auf dich erhoben hat?«
Ich blickte überrascht zu ihr auf, dann kicherte ich leise. »Angenommen, die Träume sind keine Ausgeburt meines kranken Hirns, dann hat Baltic mich keineswegs gebeten, seine Gefährtin zu werden, als wir uns begegneten. Ganz im Gegenteil. Er hat mich fast umgebracht, und später hat er mir erklärt, er würde keinesfalls mit einem silbernen Drachen schlafen.«
»Faszinierend«, sagte sie und verzog nachdenklich das Gesicht. »Absolut faszinierend. Ich hatte ja keine Ahnung. Schlaf gut, Ysolde.«
»Tully«, korrigierte ich sie betrübt, aber da hatte sie die Tür schon hinter sich zugezogen.
»Du siehst furchtbar aus«, stellte die Frucht meiner Lenden sechs Stunden später fest, als ich das Esszimmer betrat. Vor Brom standen eine Schüssel Porridge, ein Teller mit Rührei und Kartoffeln und drei Scheiben Toast mit Marmelade.
»Danke«, sagte ich, gab ihm einen Kuss auf den Scheitel und nahm mir eine Tasse vom Sideboard. »Ich hoffe, du hast vor, das alles aufzuessen. Du weißt, wie ich darüber denke, wenn man Essen vergeudet.«
»Aber auch nur, weil Gareth sich wegen Geld immer so anstellt.« Brom wandte sich an May, die mit einer Tasse Kaffee am Kopfende des Tisches saß. »Er ist ein Geizhals.«
»Die Tatsache, dass du isst wie eine neunköpfige Raupe hat bestimmt einen Einfluss auf seine Vorträge über Sparsamkeit gehabt«, sagte ich und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Ich hob den Deckel einer silbernen Kanne an und spähte hinein. Sie enthielt Kaffee.
»Wenn du lieber Tee möchtest, kann ich dir welchen machen lassen«, sagte May, die mich beobachtet hatte.
»Eigentlich trinke ich am liebsten Schokolade«, erwiderte ich mit einem verschämten Lächeln. »Ich bin so was wie ein Chocoholic.«
»Oh, wir können bestimmt eine heiße Schokolade für dich auftreiben«, sagte May und erhob sich.
»Du brauchst dir wegen mir keine Mühe …«
»Es ist überhaupt keine Mühe. Ich sage einfach Renata Bescheid.«
May verschwand und ließ mich mit Brom allein. Ich setzte mich ihm gegenüber und versuchte, einen Entschluss zu fassen.
»Gabriel sagt, hier gibt es ein Museum mit menschlichen Mumien. Können wir sie uns angucken gehen?«, fragte Brom.
»Vielleicht. Ich muss mich aber heute auch mit Dr. Kostich treffen. Sie haben mir gesagt, er sei in der Stadt, und ich will ihn fragen, ob er einen Auftrag für mich hat.
Broms Gesicht verzog sich nach allen Seiten, weil er sich den Mund so mit Toast und Eiern vollgestopft hatte. »Gabriel hat gesagt, ich kann auch mit Tipene oder Maata dorthingehen, weil du sowieso mit Drachenkram beschäftigt bist.«
»Drachenkram?« Ich runzelte die Stirn. »Was denn für Drachenkram?«
Brom dachte ein paar Sekunden lang nach. Seine Backen waren prall gefüllt. »Es
Weitere Kostenlose Bücher