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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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seekrank.«
    »Ich sagte Nein.« Lila ließ ihre Hand wieder die alte Form annehmen und packte den Kobold. Er dematerialisierte sich, als sie seine zähe kleine Form gerade in ihrem Griff spürte. Der Zug an ihrem Ohr verschwand, aber der Kobold tat es nicht.
    »Ach, komm schon, jetzt sei doch kein Spielverderber«, jammerte der Kobold. »Ich pass auf dich auf. Du brauchst mich, wirst schon sehen. Ich koste nichts und bin jeden Penny wert.«
    Trotz all ihrer Sensoren konnte Lila den Kobold mit elektromagnetischen Methoden nicht aufspüren, aber sie konnte ihn noch immer auf ihrer Schulter sehen und seine nervtötende Stimme über das leise Husten und Knistern des Feuers hinweg hören. Sie schaute ihn wütend an; ziemlich schwierig, weil sie dafür ihren Kopf drehen und die Augen ganz zur Seite bewegen musste. »Was muss ich tun, damit du mich verlässt?«
    »Dich verlassen? Dich verlassen!«, kreischte der Kobold und drückte beide Hände auf seine Brust. »Dieses ganze Liebesgeflüster zerreißt mich. Geh einfach dahin, wo du hinwillst, und ich komme nach und schleife meine Selbstachtung hinter mir her wie die Hühnerhäute von gestern. Aber mach dir keine Sorgen um mich. Ich ertrage das. Du musst dich nicht mal umdrehen. Aber wenn du mich brauchst …«, er klopfte mit einer Faust auf seine Brust, mit roten, funkelnden Augen und vor Emotionen heiserer Stimme, »… dann werde ich da sein.«
    »Geld?«, fragte Lila. »Magie?«
    »Man kann Liebe nicht kaufen«, sagte der Kobold und starrte sie aus großen, glühenden Augen an. »Beschmutze meine Seele nicht mit solchem Gerede. Hast du denn kein Herz?«
    »Ich habe keine Zeit für solchen Müll«, sagte Lila. »Begreif das endlich: Ich will dich nicht. Ich werde dich nie wollen! Verschwinde. Los!«
    »Also, die Sache ist die«, sagte der Kobold in einem etwas vernünftigeren Tonfall. »Ich war mal ein wirklich großer Höllenfürst, so mit Feuer und Lavastein, aber ich habe es mir mit den verdammten Cassiels verscherzt, mögen sie schmerzvoll und bis in alle Ewigkeit verrotten. Sie haben mich verflucht, und jetzt bin ich nur ein Kobold ohne jede Macht. Ich kann nicht mal mehr zaubern. Sieh her …«
    Er bewegte seine Hände auf eine Weise, die auf einen Wurf oder einen gesprochenen Zauberspruch hinwies. Kleine orangefarbene Feuer wuchsen aus seinen Fingern und verloschen dann wie an einem nassen Docht.
    »Ich glaube dir nicht.«
    »Siehst du, das ist auch der Fluch!«, rief der Kobold melodramatisch. »Das beweist es doch. Keiner glaubt mir. Darum streife ich seit Jahrzehnten durch die Straßen, suche nach einem Ausweg, verkaufe mich an den Meistbietenden, mache Botengänge wie ein popeliger Fledermausgeist. Ich ernähre mich von den Abfällen der Restaurants. Und jetzt dieser Augapfeltraum, und du bist hier. Du bist die Richtige, Baby, du bist meine Fahrkarte hier raus, und komme, was wolle, ich sorge dafür, dass du stolz auf mich bist! Komm schon, erkennst du es nicht? Wir sind füreinander gemacht.«
    »Okay«, sagte Lila und gab die erste Schlacht verloren. »Mach, was du willst, aber bei der ersten Gelegenheit hänge ich dich ab, und wenn ich dazu dein mieses kleines Leben beenden muss, dann werde ich das tun.« Sie richtete sich auf und nahm die Schultern zurück.
    »Das ist mein Mädchen«, sagte der Kobold mit bestätigender, väterlicher Stimme. Ein scharfer Schmerz zuckte durch ihr Ohrläppchen, und scharfe Krallen bohrten sich in ihre Kampfweste.
    »Ich hasse dich schon jetzt so sehr, dass ich spucken muss«, sagte Lila und spuckte in den Kanal, denn mittlerweile stand sie auf dem Ahriman-Anlegesteg und betrachtete das Morgenlicht.
    »Verwöhn mich nicht zu sehr«, sagte der Kobold fröhlich. »Denk daran, ich bin dein Vertrauter, und zu viel Vertrautheit mit einem Vertrauten könnte sich nachteilig auf unsere wunderbare Geschäftsbeziehung auswirken.«
    Der Minotaurus, der sich um das Bootshaus der Familie kümmerte, kam den Anlegesteg entlanggestapft und schaute sie mit verschlafenen schwarzen Augen an. Er schnaufte zu den Gondeln hinüber. »Willst du eine Fahrt machen?«
    »Nein, danke«, sagte Lila. »Ich gehe zu Fuß.« Sie zögerte. »Ach übrigens: Weißt du, wie ich diesen Kobold loswerde?«
    »Oh, mein Herz!«, kreischte der Kobold und schwankte auf Lilas Schulter. »Was für Dinge sie sagt!«
    Der Minotaur leckte sich mit einer langen roten Zunge über die Nüstern und schüttelte den großen Kopf, während er sich mit beiden Händen daran

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