Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
Vom Netzwerk:
kratzte. »Sie sind wie Fliegen, größtenteils harmlos, aber immer störend. Man lernt besser, sie zu ignorieren.«
    »Na toll«, sagte Lila und griff auf ihre interne Karte von Bathshebat zu. Dann wandte sie sich mit entschlossenem Schritt dem Suk zu. Tath war nur noch ein nagendes Unwohlsein in ihrer Körpermitte. Er wusste, was geschah, und er mochte es nicht, aber er traute sich nicht einmal, sich so weit zu entfalten, dass er mit ihr sprechen konnte, während der Kobold ihr so nah war.
    Sie beruhigte sich mit dem Gedanken, dass sie im Suk mit Sicherheit jemanden finden würde, mit dessen Hilfe sie den Kobold loswerden konnte. Dieser Gedanke munterte sie so sehr auf, dass sie sogar fragte: »Also, von was bist du der Kobold?«
    »Kobold von was?«, fragte der Kobold ungläubig. »Ich bin der Fürst der Unterwelt und Meister der ätherischen Wissenschaften, keine Hafenratte oder eine kleine Plage. Ich bin kein Kobold von irgendwas. Das habe ich dir schon gesagt, hörst du nicht zu? Nein. Genau wie all die anderen.«
    »Also bist du der Kobold von nichts. Aber du bist ein Kobold.«
    »Für den Moment, ja, scheint es so, aber der Schein trügt oft. Man hat mir vielleicht alle Kräfte genommen, bis auf mein gutes Aussehen und meinen Charme, aber ich besitze noch all mein Wissen, und ich war ein sehr, sehr alter Dämon, beinahe an der Grenze zur Verknöcherung, als dies geschah, darum weiß ich eine ganze Menge, Baby, und das wird sehr nützlich werden, wart’s nur ab. Zum Beispiel duelliert man sich am besten auf der Heroldsbrücke, es sei denn, man tritt gegen einen Zerfallsdämon an, dann muss man sie aus der Stadt bringen, nach Wulsingore. Vergiss das niemals, auch nicht, wenn du in Eile bist. Nein, meine Dame. Ich besiegte sogar Bittere Wut Brutorian Malsotis auf ebendieser …«
    »Vielleicht der Kobold des Geschwätzes?«, unterbrach ihn Lila und überquerte die Brücke mit noch schnelleren Schritten, wich den prunkvoll gekleideten Dämonenhändlern aus, die ihre Stände an den besten Plätzen inmitten der Brücke hatten.
    »Wie grob«, seufzte der Kobold sentimental. »Wie meine eigene Tochter. Also, hier gab es früher einen ganzen Straßenzug der wunderhübschen späten Berserkerarchitektur, atemberaubend, auch wenn es natürlich nicht möglich war, die Fassaden anzusehen, ohne sofort ausgesprochen schlechte Laune zu bekommen … Moment mal, gehst du in Richtung Suk?«
    »Sieht ganz so aus.«
    Der Kobold kniff sie ins Ohrläppchen.
    »Au! Bei Gott, ich werde dir einen qualvollen Tod bereiten, wenn du das noch mal machst!«, zischte Lila ihn an.
    »Wir sollten das diskutieren«, befahl der Kobold. »Biege hier links ab und geh in den zweiten Stock. Der Boden des Restaurants ist ziemlich unappetitlich, wegen der Schaben und Aspnit, die sich von dem ernähren, was vom Tisch fällt, aber der Tee ist erste Klasse. Nimm einen Minztee, behalt die Schuhe an und hör mir zu. Es dauert nur einen Moment.«
    »Das bezweifele ich«, murmelte Lila, aber der Schmerz an ihrem Ohr war stark, und sie wusste, dass er niemals aufgeben würde und sie möglicherweise einen Teil ihres Ohrs verlor, wenn sie es nicht tat. Also ging sie wie angewiesen nach links, trat durch einen schmierigen Perlenvorhang und einige wacklige Stufen zu einem Raum hinauf.
    Drei ältere Dämonen saßen in der Ecke, flüsternd und streitend über einige Karten und andere Gegenstände auf einem niedrigen Tisch gebeugt. Sie alle rauchten und kauten eine pflanzliche Substanz, von der sie ganze Hände voll in regelmäßigen Abständen in den Mund steckten. Die Reste spuckten sie in einen Eisennapf, in dem das Zeug vor sich hin blubberte und Rauchfäden von sich gab. Diese sogen sie reihum in die Nase. Als Lila sich den am wenigsten widerlichen Platz suchte, sich dort hinsetzte und vorgab, kein Interesse an ihnen zu haben, plusterten sie ihre Federn auf und stellten ihre Stacheln auf, beachteten sie aber ansonsten gar nicht. In dem groben Stroh, das auf dem Boden verteilt war, zeigte sich erhebliche Insektenaktivität. Ein starker Geruch nach verbranntem Frittierfett, Räucherstäbchen und Espresso lag in der Luft.
    »Also?«, murmelte sie und sah den Ober durch ein Loch in der Decke erscheinen. Er hatte eine Spinnenform, war etwa so groß wie ein kleiner Hund und krabbelte gemächlich kopfüber die Decke entlang, um dann an einem langen, klebrigen Seidenfaden die Speisekarte zu ihr herunterzulassen. Die meisten Haare an seinen dicken Beinen waren

Weitere Kostenlose Bücher