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Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)

Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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sie Trina zu ihrer Schwester sagen.
    »Um den ist es nicht schade«, erwiderte Trixi und brach wiederum in schallendes Gelächter aus.
    Bao stand wie gelähmt da. Mit kreideweißem Gesicht starrte er auf die Schlange, die gerade aus dem Käfig auf den Fußboden glitt.
    Lilli taumelte ein paar Schritte rückwärts. »O Gott, nein! Was machen wir jetzt?« Ihre Stimme klirrte laut in ihren eigenen Ohren. »Bao, was ist mit deinen Schuhen?«
    »Meine …« Bao sah sie verständnislos an.
    »Sind sie nun magisch oder nicht?«
    Baos Blick wanderte zerstreut zu seinen Tigerschuhen. Dann schien er plötzlich zu begreifen, was Lilli meinte. »Los!«, schrie er seine Schuhe unvermittelt an. »Rettet uns!« Hastig zog er sie aus und schleuderte sie in die Mitte des Raumes.
    Die drei Kinder starrten die Tigerschuhe atemlos an.
    Doch nichts geschah. Es wurden keine Tiger daraus.
    »Vielleicht gibt es einen anderen Weg hier raus«, rief Jesahja geistesgegenwärtig. Er behielt die Kobra, die immer näher kam, genau im Auge, lief um sie herum und war mit ein paar schnellen Schritten beim Notausgang. Er rüttelte an der Klinke, aber auch diese Tür war verschlossen. Trina hatte ganze Arbeit geleistet. Gehetzt blickte Jesahja sich im Reptilienhaus um. Es gab ein paar Fenster, aber die waren zu hoch, als dass sie sie erreichen konnten. Obwohl ein Fenster offen stand, hatten sie keine Chance, hinauf zu gelangen.
    »Wir sitzen fest.«
    »Sie wird uns beißen!«, rief Bao mit gellender Stimme und wich immer weiter vor der Schlange zurück. »Der Biss einer Kobra ist tödlich, wenn nicht sofort ein Gegengift gespritzt wird!«
    »Woher weißt du das? Hattest du schon mal mit Schlangen zu tun?«, fragte Jesahja, und wenn die Situation nicht derart ernst gewesen wäre, hätte Lilli über seine unpassende Wissbegierde gelacht.
    »Was machen wir jetzt?« Lillis Herz klopfte so laut, dass sie dachte, jeder müsse es hören.
    Jesahja kratzte sich fieberhaft am Hinterkopf. Dann rief er: »Ich hab’s! Wir brauchen die Tigerschuhe nicht. Wir kennen echte Raubkatzen! Lilli, du musst Shankar und Samira rufen! Die beiden können ihre Gehege verlassen. Finn hat die Türen aufgeschlossen, bevor er ging.«
    Lilli sah Jesahja sprachlos an.
    »Los, Lilli! Shankar und Samira sind die Einzigen, die es mit einer Königskobra aufnehmen können! Sie sollen da oben reinspringen.« Er wies auf das offen stehende Fenster.
    Lilli bewunderte Jesahja dafür, dass er überhaupt noch einen klaren Gedanken fassen konnte. Shankar und Samira zu rufen war eine fantastische Idee! Die Gehege der Raubkatzen lagen gleich neben dem Reptilienhaus. Wenn sie laut genug schrie, würden der Löwe und die Tigerin sie vielleicht hören.
    Lilli schloss einen Moment lang die Augen und sammelte Kraft. Dann schrie sie aus Leibeskräften: »Shankar, Samira! Wir brauchen eure Hilfe! Kommt zum Reptilienhaus!«
    Die Schlange hielt inne und betrachtete Lilli interessiert. Dann setzte sie sich jedoch wieder in Bewegung. Sie trieb die drei Kinder mehr und mehr in die Enge. Lilli, Jesahja und Bao wichen stolpernd zurück. In einer Ecke des Raumes stießen sie schließlich gegen die Wand. Nun saßen sie endgültig in der Falle.
    Da hob die Kobra angriffslustig den Kopf. Sie reckte den oberen Teil ihres schlängelnden Leibes wie eine lange Stange in die Höhe. Ihr kleiner Kopf mit den kalten Augen und den zwei langen, nadelspitzen Giftzähnen war nun beinahe auf Augenhöhe der Kinder.
    Lillis Herz blieb vor Entsetzen einen Schlag lang stehen. Der Leib der Kobra war doppelt so dick wie ihr eigener Oberarm.
    »Himmelherrgott!«, stieß Jesahja tonlos hervor.
    Die Schlange musterte die drei Kinder, eines nach dem anderen, und zischte dabei leise. »Das Mädchen ist anders«, war alles, was Lilli verstand.
    Damit wandte die Kobra sich Bao und Jesahja zu.
    Bao schlotterte vor Angst. »Sie wird zubeißen!«
    »Ruhig, Bao!«, mahnte Jesahja heiser. »Wenn du so rumzappelst, beißt sie umso schneller.«
    Doch Bao hörte nicht auf Jesahja, schlug die Hände vors Gesicht und wimmerte: »Wir werden sterben!«
    Baos plötzliche Bewegung irritierte die Schlange. Sie zischte laut, und diesmal verstand Lilli nur zu gut, was sie sagte: »Dich beiße ich zuerst, Feind!«
    In diesem Moment nahm Lilli einen Schatten oben am Fenster wahr. Sie wagte es nicht, den Kopf zu heben, aus Angst, die Kobra mit der Bewegung zu erschrecken. Da sprang etwas Großes lautlos von der Fensterbank herab. Gleich darauf folgte ein

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