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Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)

Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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Bao. Bitte erzähl niemandem, dass die Raubkatzen uns gerettet haben!«
    Abermals drehte sich ein Schlüssel im Schloss, und die Tür öffnete sich.

Die ›magischen‹ Tigerschuhe
    Frau Essig-Steinmeier, Finn und Herr Pong stürzten ins Reptilienhaus.
    »Was ist hier los?«, dröhnte die Stimme der Direktorin.
    »Bao!« Herr Pong lief zu seinem Sohn und drückte ihn aufgewühlt an sich. Anschließend schob er ihn auf Armeslänge von sich, um ihn genau ansehen zu können. »Alles in Ordnung?«, fragte er mit chinesischem Akzent.
    Bao bejahte die Frage seines Vaters erschöpft.
    Frau Essig-Steinmeier nahm Lilli unterdessen bei den Schultern und rüttelte sie ein wenig. »Was war los, Liliane Susewind? Hier ist doch irgendetwas vor sich gegangen! Ich kann es riechen!«
    Lilli roch gar nichts. Aber sie musste der Direktorin eine Antwort geben, und sie wollte nicht lügen. »Als ich mit der Königskobra sprechen wollte, hat sie uns angegriffen.«
    »Heiliger Scheibenkleister!«, entfuhr es Finn.
    »Wieso um alles in der Welt wolltest du mit der Kobra sprechen?« Frau Essig-Steinmeier rüttelte wieder ein wenig an Lillis Schultern.
    Da rief Herr Pong unvermittelt: »Die Kobra! Dieses boshafte Tier! Ich wusste es. Ich habe die ganze Zeit über geahnt, dass sie eines Tages wieder angreifen würde.«
    »Wieder?«, fragte Jesahja, aber niemand beachtete ihn.
    Herrn Pongs Gesichtsausdruck wurde streng. »Bao, warum bist du überhaupt im Reptilienhaus? Ich habe dir doch verboten, dieses Haus jemals wieder zu betreten. Meine Güte, nur fünf Minuten habe ich dich allein gelassen, und du …«
    Bao blickte schuldbewusst zu Boden. »Ich hab aufgeregte Stimmen gehört.«
    Nun verschaffte sich Jesahja Gehör. »Weshalb darf Bao denn nicht ins Reptilienhaus gehen?« Die Neugier stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Herr Pong starrte ihn düster an. »Die Kobra ist eine teuflische Bestie.«
    »Kein Tier ist teuflisch «, widersprach Frau Essig-Steinmeier heftig. »Jedes Tier tut nur das, was seiner Art entspricht.« Sie seufzte. »Das soll aber nicht heißen, dass mir der Zwischenfall von damals nicht leidtäte. Er tut mir ganz schrecklich leid. Das war wirklich ein schlimmer Unfall.«
    »Was für ein Unfall?« Jesahja ließ nicht locker.
    Die Direktorin schien zu überlegen, ob sie antworten sollte. »Warum solltet ihr es nicht erfahren …«, murmelte sie dann. »Es war vor etwa einem Jahr. Herr Pong pflanzte gerade neue Gewächse in das Terrarium der Königskobra. Und dabei …« Sie verstummte und holte tief Atem.
    Jesahja und Lilli blickten sie mit gespannten Gesichtern an.
    »Wir haben nicht gut genug aufgepasst.« Der Tonfall der Direktorin machte deutlich, wie sehr sie die Ereignisse bedauerte, die sich damals abgespielt hatten. »Die Schlange entwischte aus dem Sicherheitsbehälter und … biss Herrn Pong.«
    »Ein Kobrabiss kann tödlich sein«, flüsterte Bao mit starrem Blick. Der Vorfall musste ihn furchtbar erschreckt haben.
    »Richtig«, pflichtete Frau Essig-Steinmeier ihm bei. »Aber zum Glück hatte Doktor Özgür ein Gegengift parat. Er hat es Herrn Pong sofort verabreicht und so wurde er gerettet.«
    Bao schniefte und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. »Aber er war lange krank und hat zu Hause im Bett gelegen.«
    Herr Pong schüttelte traurig den Kopf. »Das lag aber nicht an dem Schlangengift, sondern daran, dass ich nach dem Biss Angst vor dem Zoo und all den gefährlichen Tieren hatte. Ich wollte nicht mehr zur Arbeit gehen. Am schlimmsten ist das Reptilienhaus mit den Krokodilen und dieser schrecklichen Kobra.«
    Bao zog die Nase hoch. »Damals hast du mir die Tigerschuhe gegeben und gesagt, ich müsse sie von nun an immer tragen, wenn ich im Zoo bin, damit sie mich vor Gefahren schützen.« Sein Blick fiel auf Lilli und Jesahja. »Ihr kennt die chinesische Sage ja anscheinend auch …«
    »Ein Glück, dass du diese Schuhe hast!«, unterbrach Herr Pong seinen Sohn und seine Augen nahmen einen eigenartigen Glanz an. »Sie haben euch gerettet!«
    Bao, Lilli und Jesahja starrten den Chinesen sprachlos an.
    »Was?«, fragte die Direktorin. »Wie meinen Sie das?«
    »Ich habe eure Schreie gehört«, sagte Herr Pong zu den Kindern und schien die Ereignisse im Kopf noch einmal durchzuspielen. »Ihr habt irgendetwas gerufen, und mir wurde klar, dass ihr im Reptilienhaus seid. Dieser fürchterliche Ort …« Herrn Pong stiegen Tränen in die Augen. »Ich bin sofort hergelaufen, aber die Tür war

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