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Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)

Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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zweiter Schatten.
    Die Schlange bemerkte es ebenfalls und drehte sich um. Vor ihr standen Shankar und Samira mit gefletschten Zähnen. Aus Shankars Kehle drang ein leises, drohendes Grollen.
    Die Kobra zischte Shankar und Samira wütend an: »Was wollt ihr? Weg mit euch!«
    Shankar knurrte: »Komm nur her. Ich beiß dir den Schwanz ab!«
    Samira trat zornig einen Schritt vor. »Wenn du Lilli etwas zuleide tust, machen wir Hackfleisch aus dir.«
    Die Kobra konnte dies natürlich nicht hören, aber die Drohgebärden der Raubkatzen waren eindeutig. »Feinde! Verschwindet!«, zischte sie laut und schnellte plötzlich nach vorn. Sie verfehlte Shankar, der behände zur Seite sprang, nur um Haaresbreite.
    Lilli zuckte erschreckt zusammen. Bebend vor Angst fragte sie sich, ob Shankar und Samira der Schlange überhaupt gewachsen waren. Was, wenn die Kobra einen der beiden biss?
    Mit einem Mal fauchte Shankar laut und fuhr mit der Pranke durch die Luft. »Pass auf! Zack!« Seine messerscharfen Krallen zischten so schnell an der Nase der Kobra vorbei, dass die Schlange nicht mehr zu wissen schien, wie ihr geschah.
    Lilli beobachtete mit offenem Mund, was sich da abspielte. Shankar gab seine Show-Posen zum Besten! Und diese hatte er so oft geübt, dass er tatsächlich wie ein gemeingefährliches Raubtier wirkte. Offensichtlich wollte er der Schlange Angst einjagen und sie in die Flucht schlagen. Vielleicht würde es ihm damit gelingen, einen richtigen Kampf zu verhindern. Ein solcher wäre sogar für die Raubkatzen sehr riskant! Witterte Shankar, welche lebensbedrohliche Gefahr von der Kobra ausging? Immerhin hatte er früher in Afrika gelebt.
    Die Kobra schien sich darüber zu wundern, dass der Löwe sie nicht wirklich angriff, sondern nur herumfuchtelte. Gleichzeitig war es nicht zu übersehen, dass sie Angst vor ihm hatte.
    Da stieß Shankar ein markerschütterndes Gebrüll aus. Es kam aus tiefster Löwenbrust und tat den Kindern in den Ohren weh. »Weg daaa!«, donnerte Shankar, und seine Lautstärke ließ sowohl die Terrarien im Reptilienhaus als auch den Boden erzittern.
    Die Kobra zuckte zusammen. Sie konnte Shankars Gebrüll zwar nicht hören, schien aber Erschütterungen gegenüber sehr empfindlich zu sein. Unsicher wich sie ein paar Zentimeter zurück.
    Shankar erkannte seine Chance. »Verzieh dich! Mach, dass du wegkommst!«, brauste er auf, peitschte mit seinen riesigen Pranken durch die Luft und fletschte die scharfen Reißzähne. Es war die beste Show, die er je abgeliefert hatte.
    Die Kobra versuchte, den Attacken des Löwen auszuweichen, doch dann trat sie endgültig den Rückzug an. Shankar folgte ihr langsam. Er knurrte nun nur noch und fixierte die Schlange mit bedrohlich gesenktem Kopf. Schritt für Schritt drängte er sie von den Kindern fort. Samira war hinter ihm, ebenfalls mit gefletschten Zähnen.
    Die Kobra schlängelte immer schneller vor dem Löwen und der Tigerin davon und floh zu ihrem Terrarium. Rasch glitt sie in ihren Käfig zurück und versteckte sich im hintersten Winkel.
    »Gott sei Dank«, entfuhr es Lilli.
    Jesahja stieß laut die Luft aus, die er die ganze Zeit über angehalten hatte. Mit wackeligen Beinen ging er zum Terrarium der Schlange und verschloss es. »Das war knapp«, sagte er und strich sich mit dem Handrücken über die Stirn.
    Plötzlich erklangen von der anderen Seite der Tür aufgeregte Stimmen. Die Stimmen gehörten jedoch nicht Trina und Trixi, da war sich Lilli sicher. Sie hörte eine aufgebracht klingende Männerstimme heraus. War das Herr Pong?
    »Shankar, Samira, ihr müsst schnell wieder in eure Gehege zurück!«, rief sie. »Die Leute, die vor der Tür stehen, dürfen euch auf keinen Fall hier sehen!«
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloss.
    »Schnell!«, wiederholte Lilli. Der Löwe und die Tigerin sprangen mit einem gewaltigen Satz auf die Fensterbank und waren im nächsten Augenblick verschwunden.
    »Mist, falscher Schlüssel!«, hörte Lilli jemanden vor der Tür rufen. Der Schlüssel wurde wieder aus dem Schloss gezogen.
    »Ist das gerade wirklich passiert oder habe ich das alles nur geträumt?« Bao rieb sich die Schläfen. »Waren tatsächlich zwei Raubkatzen hier und haben uns das Leben gerettet?«
    Lilli nickte langsam.
    »Wie sind sie hierhergekommen? Wieso laufen ein Löwe und ein Tiger frei im Zoo herum?«
    »Wir haben sie freigelassen«, gestand Lilli zögernd. »Aber das darf niemand wissen.«
    Bao sah sie fragend an.
    »Das ist eine lange Geschichte,

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