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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Laden, dass er mit verschwitztem Hemd dort ankam.
    Sie hatte Kunden, ein junges Paar, das sich nicht für eine blau weiße Servierplatte entscheiden konnte. Tory ließ ihnen Zeit. Sie stand auf der anderen Seite des Ladens und ersetzte die Kerzenleuchter, die sie am Morgen verkauft hatte.
    »Onkel Jimmy! Ist es draußen so warm geworden? Du bist ja ganz erhitzt. Kann ich dir etwas Kaltes zu trinken holen?«
    »Nein ... Doch«, korrigierte er sich. Das würde ihm Zeit geben, sich wieder zu fassen. »Was du gerade da hast, Liebes.«
    »Ich komme gleich zurück.« Sie ging nach hinten, lehnte sich an die Tür und fluchte leise. Sie hatte es in seinen Augen gesehen. Faith hatte anscheinend einen Umweg über die Bank gemacht. So viel zu Vertrauen, dachte Tory und riss die Kühlschranktür auf. So viel zu Verständnis.
    Sie holte tief Luft und brachte ihrem Onkel eine Dose Ginger Ale.
    »Danke, Liebes.« Er nahm einen tiefen Schluck. »Ah, sollen wir zum Mittagessen gehen?«
    »Es ist noch nicht einmal zwölf. Außerdem habe ich mir etwas von zu Hause mitgebracht. Ich möchte den Laden nicht mitten am Tag zuschließen. Aber trotzdem danke. Sind Gran und Cecil heute früh gut weggekommen?«
    »Ganz früh. Boots wollte, dass sie noch ein paar Tage bleiben, aber du kennst ja deine Großmutter. Sie ist am liebsten für sich. Und sie wird immer nervös, wenn sie nicht zu Hause ist.«
    Das junge Paar ging hinaus, wobei die Frau einen wehmütigen Blick zurück auf die Platte warf. »Wir kommen noch einmal wieder.«
    »Aber gern. Einen schönen Tag.«
    »So, nun lass mich mal sehen.« Die Tür hatte sich kaum geschlossen, da stellte J. R. schon das Ginger Ale beiseite und packte Tory bei den Schultern. Er musterte die wunde Stelle an ihrem Hals. »Dieser Bastard! Warum hast du mich nicht angerufen?«
    »Weil du doch nichts hättest tun können. Es war ja schon vorbei. Außerdem wollte ich dich nicht beunruhigen. Aber das hat ja Faith schon erledigt, indem sie sofort zu dir gerannt ist und dir alles erzählt hat.«
    »Hör auf. Sie hat genau das Richtige getan und ich bin ihr dankbar dafür. Du wolltest nicht die Polizei rufen, und vielleicht ist es ja auch leichter für deine Mutter, wenn wir es nicht tun. Aber ich gehöre zur Familie.«
    »Ich weiß.« Sie ließ sich von ihm in die Arme nehmen. »Er ist ja wieder weg. Er wollte nur Geld. Er ist außer sich vor Angst. Sie werden ihn bald wieder einfangen. Ich wollte nur nicht, dass es hier passiert. Ich will nichts damit zu tun haben.«
    »Natürlich nicht. Ich möchte, dass du mir etwas versprichst.« Eindringlich blickte J.R. Tory an. »Wenn du ihn noch einmal irgendwo siehst, selbst wenn er gar nicht versucht, dir nahe zu kommen, dann sag mir sofort Bescheid.«
    »In Ordnung. Aber mach dir keine Sorgen. Er hat ja bekommen, was er wollte, und mittlerweile ist er wieder meilenweit entfernt.«
    Sie musste es einfach glauben.

19
     
    Den Rest des Tages glaubte sie es auch. Den ganzen langen Nachmittag hindurch schützte sie sich mit diesem Glauben. Und obwohl sie wusste, dass es albern war, stellte sie eine ihrer Kerzen auf die Theke und hoffte, das Licht und der Duft würden die hässliche Atmosphäre vertreiben, die ihr Vater mit sich gebracht hatte.
    Um sechs schloss sie die Tür ab und ertappte sich dabei, dass sie die Straße entlang blickte, wie sie es wochenlang in New York gemacht hatte. Es ärgerte sie, dass er sie wieder so vorsichtig und ängstlich machte.
    Hatte sie wirklich im Haus ihrer Mutter gestanden und behauptet, sie würde ihrem Vater und all der Angst, die er in ihr Leben gebracht hatte, die Stirn bieten?
    Wo war ihr Mut jetzt?
    Sie konnte nur fest daran glauben, dass sie ihn wieder finden würde.
    Trotzdem verriegelte sie die Autotüren von innen und blickte während der gesamten Fahrt nach Hause ständig in den Rückspiegel.
    Sie fuhr an anderen Autos vorbei, winkte sogar Piney zu, der sie hupend überholte. Die Feldarbeit ist für heute zu Ende, dachte sie. Die Arbeiter fahren nach Hause. Dann würde ja auch der Boss Feierabend machen.
    Als sie jedoch in ihren Weg einbog, musste sie enttäuscht feststellen, dass er leer war. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass sie erwartet hatte, Cade zu sehen, und sich darauf gefreut hatte. Sicher, seine Erklärung, dass er bei ihr einziehen würde, hatte sie nicht gerade begeistert, doch je länger sie darüber nachdachte, desto bereitwilliger akzeptierte sie es. Schließlich hatte sie sich sogar darauf gefreut.
    Es

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