Lilienzucht (German Edition)
Gespräch?“
Josie ist schon wieder dabei, mühsam ein Gähnen zu unterdrücken. „Geben Sie mir bitte einen Augenblick, Mylord.“, sagt sie, während sie eifrig bemüht ist, den Rest Schlaf aus ihrem Körper zu verbannen. „Ich setze mich lieber auf, dann wird es besser gehen.“
„Nur zu, Kleines, ich warte.“, meint Victor nur.
So schnell es geht, schüttelt Josie ihr Kissen auf und legt es an die Rückwand ihres Bettes, um sich dann einigermaßen bequem sitzend ans Kissen zu lehnen und den Hörer wieder ans Ohr zu halten.
„So, ich bin ganz Ohr, Mylord.“, verkündet sie dann deutlich wacher.
„Prima.“, sagt Victor und fährt ohne Umschweife fort. „Bevor ich dir weitere Aufgaben stelle, muss ich mit dir noch mal über ein paar Dinge sprechen. Ich weiß ja Dank unseres sehr unterhaltsamen Gesprächs am Sonntag schon einiges über deine Vorlieben und Aversionen, aber jetzt geht es mir vor allem um echte Tabus, also Dinge, die dir nicht nur unangenehm sind oder die du einfach nicht leiden kannst, sondern die dir richtig Angst machen oder aber wirklich schweren Ekel bei dir hervorrufen. – Hast du zum Beispiel Platzangst?“
„Nicht, dass ich wüsste, Mylord.“, antwortet Josie ernst und fügt nachdenklich hinzu: „Außer vielleicht, wenn mir neben dem Platz auch noch der Sauerstoff knapp wird. – Ich bekomme ziemlich schnell Panik, wenn ich nicht genug Luft bekomme oder etwas schwer auf meinem Kehlkopf liegt. Ich weiß auch nicht genau, warum. – Meinen Sie so was, Mylord?“
„Ja, genau das meine ich.“, bestätigt Victor. „Das war auch schon ein wichtiger Hinweis für mich. Wie sieht es mit absoluter Dunkelheit aus? Macht dir das Angst?“
„Nein, die Dunkelheit selbst nicht, Mylord.“, gibt Josie wahrheitsgemäß zurück und seufzt dann leise. „Allerdings erschrecke ich mich im Dunklen noch schneller und heftiger, als ohnehin schon.“
Victor kann sich ein leises Lachen nicht verkneifen. „Stimmt“, meint er amüsiert, „mir ist schon bei unserer ersten Begegnung aufgefallen, dass du ziemlich schreckhaft sein kannst. Darum war ich ja auch so verblüfft, als ich dich in der Dachkammer vorgefunden habe...“
„Ich weiß auch nicht, Mylord.“, seufzt Josie achselzuckend, doch Victor unterbricht sie weich.
„Schon gut.“, meint er sanft. „Das hatten wir ja schon besprochen. – Oh, da fällt mir gerade etwas ein. Du bist ziemlich kälteempfindlich, oder?“
Wieder seufzt die junge Lady tief. „Ja, leider, ... Mylord“, gibt sie ein wenig verschämt zu. „Ich kühle irgendwie wahnsinnig schnell aus; im Winter ist es mir – ehrlich gesagt - gar nicht so unrecht, die Woche über in Justins Stadtwohnung zu bleiben, die kann man einfach besser heizen. So sehr ich dieses alte Gemäuer hier liebe, aber im Winter muss ich regelmäßig in mehreren Kleiderlagen übereinander hier rumlaufen.“
„Wie ist es mit Hitze?“, fragt Victor kommentarlos weiter.
„Auch nicht viel besser, Mylord.“, muss Josie mit einem erneuten Seufzen zugeben. „Wenn es so richtig heiß ist, kann es leider passieren, dass mein Kreislauf komplett verrückt spielt. Da reicht manchmal schon ein zu langes Duschbad.“ Josies Gehirn scheint endlich seinen vollständigen Wachzustand erreicht zu haben, denn ihr fällt plötzlich etwas ein. „Hmm, vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich bisher eigentlich immer zu wenig getrunken habe. Sie sagten doch so was, Mylord...“
„Das könnte tatsächlich möglich sein.“, bestätigt Victor. „Fällt dir noch etwas ein, was für dich ein absolutes No Go ist? Vielleicht speziell beim Sex?“
Josie überlegt sehr lange.
„Hmmm....“, sagt sie schließlich gedehnt. „Äh... Moment! Ich... Meine Augen reagieren sehr empfindlich, wenn etwas hinein gerät, Mylord; eigentlich schon bei Wasser. Das brennt ziemlich und ich bekomme feuerrote Augen.“ Unwillkürlich schießt ihr das Blut in die Wangen, als ihr bewusst wird, dass sie jetzt alles erzählen muss. Sie braucht einen Moment des Durchatmens, bevor sie weiter sprechen kann. „Ein Mal hatte ich Sperma ins Gesicht bekommen... Eigentlich ja nicht weiter schlimm, zumal ich die Augen sogar geschlossen hatte, aber leider kam mir trotzdem was davon ins Auge. Es hat scheußlich gebrannt und ich hatte noch fast drei Tage danach rote, schmerzhaft entzündete Augen. Seitdem habe ich ... nun ja ... ein bisschen Probleme mit Körperflüssigkeiten in meinem Gesicht.“
„Nun, das ist verständlich.“,
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