Lilienzucht (German Edition)
und sich gerade königlich amüsiert. „Was für eine unartige, kleine Schwester, ihren großen Bruder so zu hintergehen! Sagtest du nicht, du wärst eine lausige Lügnerin?“
„Bin ich auch!“, entfährt es Josie. Die Worte haben kaum ihre Lippen verlassen, da ist ihr auch schon klar, dass sie das schon verraten könnte. Ihr Blick trifft den ihrer neugierigen Schwägerin, die sie fragend ansieht. Josie hat keine Zeit nachzudenken und tut einfach das Erste, das ihr in den Sinn kommt: Sie grinst ihr achselzuckend zu.
„Na ja, egal“, sagt sie so ruhig wie möglich in den Hörer. „ich mache mich gleich an die Arbeit. Ich schicke es dir dann per Mail.“
„Bis später, Engelchen.“, flötet Victor gut gelaunt in ihr Ohr. „Viel Spaß noch!“
„Danke“, gibt Josie ein wenig atemlos zurück. „Bye.“ Mit leicht zitternden Händen legt sie auf und blickt auf in die immer noch neugierigen Augen von Nora und Justin.
„Ich hatte Victor versprochen, etwas für ihn im Internet zu recherchieren“, erklärt Josie schließlich zögernd, „und jetzt braucht er die Unterlagen doch früher als geplant. – Es scheint wirklich wichtig zu sein.“ Entschuldigend lächelt sie ihrer Schwägerin zu. „Ich hoffe, ihr verzeiht mir, wenn ich das Essen jetzt abbreche. Ich bin ohnehin fertig.“
„Soll ich dir nachher nicht noch etwas vom Nachtisch hoch bringen?“, fragt Nora fürsorglich.
„Das ist lieb, Nora“, winkt Josie lächelnd ab, „aber ich bekomme sowieso nichts mehr hinunter.“ Leicht errötend erhebt sie sich von ihrem Platz. „Entschuldigt mich bitte.“
„Geh nur.“, meint Justin nachsichtig. „Victors Pläne geraten häufiger mal durcheinander. Bist du bis zum Tee fertig?“
„Oh, ganz sicher.“, antwortet Josie lächelnd. „Bis später dann.“
Josie hat kaum ihre Zimmertür hinter sich geschlossen, da beginnt sie auch schon, sich die Kleider förmlich vom Leib zu reißen. Hektisch schaut sie auf die Uhr und stellt zu ihrer Erleichterung fest, dass sie doch noch mehr Zeit hat, als befürchtet. Ihre Bewegungen werden trotzdem nicht langsamer, dafür hämmert ihr Herz viel zu schnell gegen die Brust. Rasch entledigt sie sich ihrer Kleidung und hält dann einen Moment inne, unschlüssig ob sie auch Schuhe und Schmuck ablegen sollte. Schulterzuckend entschließt sie sich, es nicht darauf ankommen zu lassen und wirklich alles abzulegen - einschließlich der inzwischen eigentlich überflüssigen Verbände an den Handgelenken.
Schließlich steht sie nackt vor ihrem Schrankspiegel und betrachtet sich selbst mit zitternden Knien. Seufzend sieht sie ihrem Spiegelbild in die Augen und atmet ein paar Mal kräftig durch. Dann nimmt die das Handy und schaltet den Kameramodus ein. Zaghaft probiert sie ein bisschen mit der Kamera und der eigenen Positionierung herum. Nicht ganz zufrieden mit sich selbst macht sie ein paar Probeaufnahmen, die sie zwar abspeichert, jedoch auch gleich darauf als zu schlecht einstuft. Noch einmal versucht sie, sich zu sammeln und nimmt ein paar tiefe Atemzüge. Dann hebt sie Kamera wieder an und hält sie so in den Spiegel, dass das Gerät ihre Augen verdeckt. Beherzt versucht sie es nun mit einigen Posen, die sie bei den Models in den Hochglanz-Modemagazinen gesehen hat. Und siehe da, mit einem Mal gefallen ihr die Bilder erheblich besser. Ein paar Aufnahmen macht sie noch, dann wirft sie einen Blick auf die Kaminuhr. Erschrocken registriert sie, dass ihr nicht mehr viel Zeit bleibt. Sie wählt hektisch das Foto, das ihr am besten gefällt und schickt es per MMS an Victors Nummer.
Erleichtert aufatmend lässt sie ich auf ihr Bett fallen und stellt nach einem erneuten Blick auf die Uhr fest, dass die Nachricht buchstäblich in letzter Minute raus ging.
Trotz ihrer Blöße ist ihr entsetzlich heiß. Tief seufzend versucht sie, Herzschlag und Atmung wieder auf ein normales Maß herunterzuschrauben und schließt dazu einen langen Moment die Augen.
Erst der Nachrichten-Ton ihres Handys holt sie wieder ins Hier und Jetzt zurück. Neugierig schaut sie nach, ob es wirklich Victor ist, der ihr geantwortet hat.
Die SMS ist tatsächlich von ihm.
„Gut gemacht, Kleines! Schönes Foto.“, steht dort. „Aber du hast ziemlich lange gebraucht.“
„Die ersten Aufnahmen waren alle blöd.“, schreibt Josie mit immer noch leicht zittrigen Fingern zurück.
Es dauert nur Sekunden, dann kommt schon die nächste Nachricht von Victor an.
„Wieso?“, liest sie lautlos, „Wie
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