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Lilienzucht (German Edition)

Lilienzucht (German Edition)

Titel: Lilienzucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Röbke
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Handy vollständig betriebsbereit und Josie hat sich mit den vordringlichsten Funktionen schon ein wenig vertraut gemacht.
    Als plötzlich das Gerät zwischen ihren Fingern vibriert und ein feines Glockenspiel ertönt, lässt Josie es beinahe vor Schreck fallen. Einen Moment lauscht sie noch dem zauberhaften Klingelton, dann drückt sie mit zittrigen Fingern den Annahmeknopf und hält das Telefon ans Ohr.
    „Oh, ich wusste , dass du es schaffen würdest!“, lacht Victor am anderen Ende der Leitung, bevor Josie auch nur den Mund öffnen kann, um ihren Namen zu nennen oder ihn zu begrüßen. „Ich hoffe, du hattest einen schönen Tag.“, sagt er gut gelaunt.
    „Oh ja, danke.“, antwortet Josie. „Ich habe heute Nora ein bisschen geholfen, die Babysachen zu ordnen und ein paar Dinge im Kinderzimmer zu ändern. – Ihr war danach... Aber guten Tag erstmal.“
    „Hallo, Kleines. Bist du allein?“
    „Ja, mutter- und vater-, bruder- und schwägerinnenallein.“, antwortet Josie grinsend. „Eine unserer Katzen treibt sich zwar irgendwo hier rum, aber ich denke, das zählt nicht. Die kann dicht halten.“
    Mühsam unterdrückt Victor ein Lachen und versucht streng zu klingen, als er wieder das Wort ergreift. „Wenn du mich gleich mit ‚Mylord’ angesprochen hättest, hätte ich es schneller gewusst, Kleines.“
    „Oh“, antwortet Josie prompt, „natürlich, Mylord. Das hatte ich gar nicht bedacht. - Ich werde es mir merken, Mylord.“
    „Fein, Kleines.“, meint Victor und Josie kann sein breites Grinsen förmlich durch den Hörer sehen. „Schließlich sollen dir die Aufgaben, die ich dir in der nächsten Zeit stellen werde, einen Eindruck davon vermitteln, wie es sich anfühlt, mein Spielzeug zu sein. Und die Anrede gehört einfach dazu.“
    Das Wort „Spielzeug“ löst bei Josie ein unerwartet vertrautes Kribbeln im Unterleib aus. „Wie Sie wünschen, Mylord.“, erklärt Josie ihr Einverständnis bereitwillig.
    Einen Augenblick lang ist es erstaunlich still am anderen Ende der Leitung.
    „Alles in Ordnung, Mylord?“, fragt Josie vorsichtig nach.
    „Oh, ja, schon gut, Kleines.“, gibt Victor rasch zurück und räuspert sich ein wenig; offenbar hat sie ihn aus seinen Gedanken gerissen. „Ich hatte nur gerade etwas den Faden verloren.“, erklärt er. „Zur Anrede wollte ich dir noch etwas sagen: ‚Mylord’ ist eigentlich nicht gerade üblich für eine solche Spielbeziehung; aber wir werden es vorläufig dabei belassen, jedenfalls bis du dich endgültig entschieden hast. Bis dahin wird mir auch eine passende Anrede eingefallen sein, denke ich. – Nun, wie gefällt dir dein neues Telefon?“
    „Es ist wunderschön, Mylord.“, findet Josie.
    Victor kann ihre Begeisterung mit jeder Faser seines Körpers spüren. „Ich wusste nicht, was deine Lieblingsfarbe ist, aber ich fand einfach, dass ein samtiges, dunkles Rot und Gold zu dir passen würden.“
    „Dunkelrot gehört auch durchaus zu meinen Lieblingsfarben, Mylord. Dunkelrot und helles, lichtes Grün. Wie gesagt, es ist wunderschön. Vielen Dank, Mylord.“
    „Keine Ursache, Kleines, es ist ja in erster Linie ein Arbeitsgerät; wenn du so willst, meine Fernsteuerung für dich.“ Victor lacht leise.
    Josie indes drohen, die Knie weich zu werden; ihr wird heiß, als ihr schlagartig klar wird, dass sie sehr viel devoter sein muss, als sie bisher  selbst vernutet hat.
    „Du kannst den Klingelton übrigens noch verändern, wenn er dir nicht gefallen sollte.“, fährt er gut gelaunt fort. „Allerdings muss ich darauf bestehen, dass du beibehältst, für mich einen gesonderten Rufton einzurichten, damit du sofort hören kannst, dass ich es bin.“
    „Oh, nein!“, winkt Josie eifrig ab. „Der Klingelton ist wirklich schön, Mylord; es klingt fast so, als würde eine Fee ihren Zauberstab schwingen.“ Victors leises Kichern lässt sie verlegen inne halten.
    „Das klingt ziemlich kitschig, oder?“, sagt sie leise. Ein feines Rosa hat sich auf ihren Wangen ausgebreitet.
    „Schon.“, meint Victor unbarmherzig, doch seine Stimme wird ganz weich, als er fortfährt. „Aber es ist in Ordnung. Ein bisschen Kitsch hat noch keinen umgebracht. – Was ist mit dem anderen Klingelton?“
    „Ich weiß  nicht, Mylord“, antwortet Josie schulterzuckend, „den kenne ich noch  nicht, mich hat ja sonst noch keiner angerufen.“
    „Stimmt“, entgegnet Victor schmunzelnd, „wann auch? Aber ich kann es dir erzählen, du wirst es sicher kennen. Es ist

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