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Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Titel: Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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die ersten Verfärbungen, was bedeutete, dass Imogens Lebensenergie ihren Zenit zwar schon überschritten hatte, jedoch noch lange nicht aufgebraucht war. Anfangs bedauerte Lilith, dass sie kein praktischeres Sinnbild in sich trug, wie zum Beispiel eine Sanduhr, doch schließlich begriff sie die Bedeutung des Baumes: Bei einem Baby, das schutzlos und anfällig für Krankheiten war, trug die junge Eiche nur wenige, noch keimende Blätter, doch mit den Jahren gewann sie an Stärke und Kraft, bis sie irgendwann groß und prachtvoll gewachsen war. Lilith wusste, dass sie bei Vadim dieses Bild nicht erwarten konnte.
    Was war heute nur mit ihr los? Sie verspürte lediglich ein leichtes magisches Kribbeln, und die Wärme, die ihr Inneres normalerweise erfüllte, flackerte nur für kurze Augenblicke auf. Es war fast wie in den ersten Monaten nach ihrer Wandlung, als sie von Imogen diverse Duftstoffe als Hilfsmittel benötigte, um ihre Kräfte abrufen zu können. Hinderten sie all die widersprüchlichen Emotionen daran, zur Ruhe zu kommen? Denn wenn sie Vadims inständige Hoffnungen zu teilen begann, dann müsste sie sich seinen baldigen Tod wünschen und das brachte sie einfach nicht übers Herz.
    Lilith stieß frustriert den Atem aus und erinnerte sich an Rebekkas Worte: Sie waren unter der Erde, abgeschnitten vom Zyklus der Natur, teilten nicht mehr den Rhythmus von Tag und Nacht, und ihre Bansheekraft war dabei, in einen tiefen Schlaf zu fallen.
    »Ganz ruhig, es wird funktionieren«, raunte Rebekka ihr zu. »Atme. Liebe. Beschütze. Stirb.«
    Wie ein Mantra wiederholte sie die Worte und schließlich fiel auch Lilith mit ein. Immer wieder murmelten sie die Namen der Symphorien und plötzlich leuchteten die Zeichen in Liliths Geist auf. Sie nahm Rebekkas magische Präsenz neben ihrer wahr und verblüfft stellte sie fest, wie sich ihre Kräfte wie von selbst miteinander verbanden und harmonisch zusammenfügten. Sie tauchten in Vadims Geist ein und schon formte sich vor Liliths Auge das Bild der Eiche. Sie war so erschüttert über deren Anblick, dass Lilith für einen Moment ihre Konzentration verlor und die Verbindung fast abgerissen wäre: Die Rinde der Eiche hatte eine schwarze Färbung angenommen, um ihren Stamm sammelte sich das Laub, die Äste waren verdorrt und lediglich ein einziges farbloses Blatt baumelte in ihrer Krone. Lilith wusste, was dies zu bedeuten hatte. Es war nur noch eine Frage von Tagen oder sogar Stunden, bis Rebekka und sie das Todesmal bei Vadim sichten würden. Er schien mit seiner Prophezeiung über die wenige Zeit, die ihm bleiben sollte, absolut richtig zu liegen. Entsprachen dann vielleicht auch die anderen Dinge der Wahrheit? Das würde immerhin erklären, weshalb Vadim imstande war, so detailliert über das Todesmal zu berichten. Aber das ergab alles keinen Sinn! Nicht einmal eine Banshee konnte ihren eigenen Tod vorhersagen und Vadim war lediglich ein Vampir. Eigentlich wollten sie das Rätsel um Vadims Wahnvorstellungen lösen, aber nun hatte sich alles noch mehr verkompliziert …
    Etwas Sanftes, so flüchtig wie ein Frühlingshauch, streifte ihr Bewusstsein und weckte Liliths Aufmerksamkeit. War es Rebekkas magische Anwesenheit, die sie für einen Moment aus den Augen verloren hatte?
    »Lilith«, hörte sie in diesem Augenblick Rebekkas Stimme wie aus weiter Ferne. »Ich denke, wir sind fertig. Ziehen wir uns zurück!«
    Nein, Rebekkas Präsenz fühlte sich anders an, stärker und lebendiger. Das, was Lilith gespürt hatte, war so zart und unwirklich gewesen, dass sie es beinahe nicht wahrgenommen hätte. War außer Rebekka und ihr etwa noch etwas anderes in Vadims Geist eingedrungen? Wenn sie es nur noch ein Mal ausfindig machen könnte, und sei es nur, um sicherzugehen, dass sie es sich nicht nur eingebildet hatte!
    »Lilith, es hat keinen Sinn mehr, wir brechen den Kontakt jetzt ab!«
    »Nein!«, murmelte Lilith. »Noch nicht.«
    In aller Eile streckte sie ihre mentalen Sensoren aus und tastete um sich, doch ehe sie auch nur eine Spur aufnehmen konnte, entwand sich Rebekkas Hand der ihren, das magische Band zwischen ihnen brach jäh ab und Lilith wurde wie ein Katapult aus Vadims Bewusstsein zurück in die Realität geschleudert.
    »Verdammt!«, entfuhr es ihr. Sie fasste sich an den Kopf, der von einem pulsierenden Schmerz erfüllt war, und funkelte Rebekka wütend an.
    »Entschuldige«, gab diese schulterzuckend zurück, »aber da du nicht reagiert hast, musste ich diese rabiate

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