Lilith Parker
näher. Seit die Webseite mit den »Creepy Christmas«-Produkten online war, trafen jeden Tag mehr Bestellungen ein, sodass ganz Bonesdale mit Basteln, Verpacken und Verschicken beschäftigt war, und wenn Matt, Emma und Lilith Zeit dafür fanden, halfen sie tatkräftig mit.
Heute hatte Mildred sie gebeten, die georderten Gruselgeschenke fertigzustellen. Auf dem Küchentisch stapeltensich rotes, goldenes und blaues Geschenkpapier, Schleifen, Kartons, Bewegungssensoren, Batterien und ein Berg elektronischer Kabel.
Emma schüttelte tadelnd den Kopf. »Du sollst das Geschenkpapier falten und nicht zusammenknüllen, Matt! Die Leute bezahlen Geld für das Ding.«
»Ich kann das einfach nicht«, stöhnte er entnervt und schob das halb verpackte Geschenk von sich, das daraufhin zu knurren und zu hüpfen begann. »So etwas ist doch Mädchenkram.«
Die Küchentür flog auf und Melinda kam mit einem Stapel Pakete in den Armen herein. Die Wangen der alten Dame waren gerötet und auf ihren Schultern hatte sich ein kleines Schneegebirge gebildet.
»Was für eine Kälte!« Sie stampfte mit den FüÃen auf, um ihre Schuhe vom Schneematsch zu befreien. »Wenn die Schlange vor der Post noch länger gewesen wäre, wäre ich an Ort und Stelle festgefroren. Aber mit all diesen Einzelteilen wird Regius die Bestellungen für die Schock-Tannenbäume wahrscheinlich noch heute erledigen können.«
Hannibal nutzte den Moment und drängte sich an ihr vorbei, um seiner momentanen Lieblingsbeschäftigung nachzugehen: Schneeflocken anzubellen. Melinda schloss die Tür, legte die Pakete auf dem Tisch ab und tupfte sich mit einem spitzenbesetzten Taschentuch die Nase. Die greise Vampirlady sah erschöpft aus.
»Sollen wir dir helfen, die Pakete in den Keller zu bringen?«, bot Lilith an.
»Lieb von dir, aber es geht schon!«, lehnte sie lächelndab. »Macht ihr nur die Gruselgeschenke fertig. Heute müssen noch mindestens achtzig Stück verschickt werden.«
»Achtzig?« Emma warf einen skeptischen Blick hinter sich. Dort stapelten sich gerade einmal elf Geschenke. »Da müssen wir aber noch einen Zahn zulegen. Matt, du kannst doch die Elektronik und Bewegungssensoren anbringen, oder? Dann erledigen Lilith und ich die Mädchenarbeit und verpacken die Geschenke.«
Nach einer kurzen Teepause verschwand Melinda im Keller, wo Regiusâ Labor zum Hauptquartier der »Creepy-Christmas«-Produktion umfunktioniert worden war. Eine Tatsache, die die Laune des miesepetrigen Magiers nicht gerade verbesserte. Er hasste es, dass so viele Leute in seinem geheiligten Labor herumstöberten.
Emmas neue Arbeitsteilung erwies sich als äuÃerst praktikabel und die drei kamen erfreulich schnell voran. Eigentlich machte es sogar Spaà und Lilith ertappte sich dabei, wie sie beim Verpacken ein Weihnachtslied summte.
»Ist das nicht âºAll I want for christmas is youâ¹?«, fragte Matt mit spöttisch erhobener Augenbraue.
»Ãhm. Nö«, log sie reflexartig. »Ich habe gar nicht gesummt. Das war wahrscheinlich nur ein schauerliches Ãchzen in den Rohrleitungen.«
»Ja, so ähnlich hat es sich auch angehört«, meinte er grinsend, woraufhin Lilith ihm die Zunge herausstreckte.
»Jetzt haben wir genau dreiÃig Stück!«, verkündete Emma und stellte ein fertiges Geschenk auf den stetig anwachsenden Berg. Sie lieà sich auf ihren Stuhl zurückplumpsen. »Wenn wir Glück haben, sind wir bis zum Abendessen fertig.Ich bin richtig froh, wenn endlich der 24. Dezember ist und diese Sklavenarbeit ein Ende hat!«
Unwillkürlich verkrampfte sich Lilith und das Lächeln in ihrem Gesicht erstarb. Im Gegensatz zu Emma freute sie sich überhaupt nicht auf Weihnachten und hätte die Zeit am liebsten angehalten. Denn am 21. Dezember, dem Abend der Wintersonnenwende, würde sie mit groÃer Wahrscheinlichkeit vor dem verschlossenen Tor zu Nightfallcastle stehen und Scrope konnte ihr offiziell das Amulett abnehmen. Ab diesem Moment wäre ihre Immunität wieder aufgehoben, Scrope würde sie laut dem ursprünglich lautenden Urteil von Bonesdale verbannen und ihre Erinnerungen auslöschen. Wahrscheinlich malte er sich schon aus, wie er als Retter der Nocturi gefeiert wurde, der Lilith Parker, die angebliche Enkelin des Baron Nephelius, als Betrügerin entlarvt hatte. Sein perfider
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