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Lilith - Wunschlos gluecklich

Lilith - Wunschlos gluecklich

Titel: Lilith - Wunschlos gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Armbruster
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er sich an ihre große Schwester rangemacht hatte. Und obwohl Kate ein typischer Kopfmensch war, hatte sie sich damals trotz aller Warnungen mit ihm eingelassen. Für sie war es die ganz große Liebe. Sie schwärmte schon bald davon, bei ihm einzuziehen. Plante und gestaltete in Gedanken sogar schon ihre gemeinsame Wohnungseinrichtung und stellte Toms Leben damit praktisch auf den Kopf. Genau dieses Zukunftsgesäusel brach Kate damals das Genick. Tom wollte sich nicht fest binden – noch nicht. Und so dauerte das Intermezzo nicht länger als vier Wochen. Das Ende zog Kate sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weg. Sie brauchte Monate, um darüber hinwegzukommen. Und um ehrlich zu sein, Lilith glaubte nicht, dass Kate es je wirklich geschafft hatte, von ihm loszukommen. Denn seither mied Kate den Club wie die Pest, obwohl sie vorher jedes Wochenende hier abgehangen hatte.
    Lilith seufzte. Sie war so in sich selbst versunken gewesen, dass sie Toms Rede verpasst hatte. Die ersten rhythmischen Klänge holten sie aus ihrer Gedankenwelt zurück.
    Ein blondes Mädchen stand auf der Bühne. Lilith kannte sie aus dem Club, mehr aber auch nicht. Sie wusste nicht einmal ihren Namen. Es zuckte kurz zusammen, als der Spot auf sie gerichtet wurde. Dann begann sie mit einer göttlich rauchigen Stimme, die so gar nicht zu ihrem zierlichen Körper passte, zu singen. Es hörte sich echt gut an, obwohl Lilith den Song nicht kannte und daher überhaupt nicht beurteilen konnte, wie gut sie den Song wirklich interpretierte. Er musste relativ neu sein. Obwohl … Seit dem Tod ihrer Großmutter hatte Lilith nicht unbedingt viel Zeit im Soultrade verbracht. Von daher …
    Danach betrat ein Junge aus Liliths Klassenstufe die Bühne. Jay. Sie hatte nicht viel mit ihm zu tun, obwohl sie ein paar gemeinsame Kurse belegt hatten. Lilith hielt sich meist von ihm fern, da er ihr regelrecht unsympathisch war. Eigentlich war er es nicht, es hatte eher etwas mit seiner Frauenauswahl zu tun. Und da erblickte Lilith seine bessere Hälfte auch schon … Payten Baker … Die arroganteste Schulschönheit, die es je auf dem Planeten Erde geben würde. Sie hüpfte in der ersten Reihe affektiert auf und ab und wedelte mit den Händen, als wollte sie jeden Moment abheben.
    Lilith wandte den Blick von ihr ab, denn ihr Antlitz war für sie ein regelrechtes Brechmittel, und sie wollte den eben halb verspeisten Burger nicht noch einmal rückwärts probieren.
    Als Nächstes spielte eine Band. Die Schulband. Natürlich spielten sie selbst, kein Play-back. Aus den Boxen dröhnte harter Beat und sie gaben »Fallen Leaves« von Billy Talent zum Besten. Die Menge kreischte und jubelte. Auch Beth hatte sich urplötzlich ganz vorn in die ersten Reihen gequetscht und kreischte, was ihre Lungen hergaben. Der Grund dafür war eindeutig Damian. Er war einer der Gitarristen in der Band und hatte ihnen allen gekonnt verschwiegen, dass er und seine Bandkollegen angedacht hatten, dieses Jahr teilzunehmen.
    Sie und die drei am Tisch Zurückgebliebenen beklatschten und bejohlten Damians Band.
    »Buhhh,« machte jemand hinter ihr, was aber aufgrund der vorherrschenden Lautstärke, fast nur als Flüstern an ihre Ohren drang. Dann wurde ihr an die Schulter getippt und sie wandte sich um. Ein fast lautloses, freudiges »Hi« verließ ihre Lippen, als sie Aiden erblickte. Er blinzelte ihr verräterisch zu. Lilith zupfte Camille am Ärmel. Erst schüttelte Camille sie ab, aber als sich Camille dann doch zu ihr umdrehte, stieß sie einen spitzen Schrei aus. Camille hüpfte an ihr vorbei und landete in Aidens Armen.
    Mein Gott … Es war gerade erst ein paar Stunden her, dass sie sich gesehen hatten, oder besser, seit die beiden ein Paar waren. »Nehmt euch ein Zimmer …«, zog Lilith sie auf und versuchte, ihre Küsse zu ignorieren.
    Lilith erinnerte sich nur entfernt daran, wie es war, einen Freund zu haben. Das mit Jordan und ihr war schon so lange her, und seitdem war sie allein. Ein tiefer, gequälter Seufzer entfuhr ihren Lungen, als sie sah, dass Camille und Aiden sich immer noch nicht voneinander gelöst hatten. Sie wandte sich erneut ab und konzentrierte sich lieber wieder auf die Bühne, statt dabei zuzusehen, wie die zwei sich gegenseitig und unaufhörlich die Zunge in den Hals steckten.
    Es folgten noch einige weitere mehr oder weniger talentierte Anwärter auf den nächsten Pokal, denen Lilith mal mehr, mal weniger gespannt ihre Aufmerksamkeit widmete.

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