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Liliths Kinder

Liliths Kinder

Titel: Liliths Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Tränen fort und stierte weiter über die hochstehen-den Stauden des Maisfeldes hinweg, hinüber zu den gigantischen Bauten, in denen der Tod seit einer Ewigkeit hauste - und aus denen er nie wirklich weichen würde.
    Insgeheim erwartete Copan, wie unzählige Male zuvor, dort drüben dunkle Schatten aufsteigen zu sehen. Auf ledernen Schwingen würden sie sich emporschwingen in die Nacht, die das ewig trübe Licht des Tages mittlerweile ganz vertrieben hatte. Dann würden die Tyrannen ihre Kreise ziehen und sich schließlich herabstürzen aus der Finsternis, um Opfer zu schlagen. Copan lauschte, fast unbewußt, nach jenem dumpfen Rauschen, mit dem ihre Flügel das dunkle Meer der Nacht aufwühlten. So vertraut war es ihm in seinem langen Leben geworden, daß er das schreckliche Geräusch nun beinahe vermißte, ganz so, als wäre ihm ein Teil seiner selbst genommen worden.
    Nichts geschah.
    Nichts zumindest, das Copan zu sehen oder auch nur zu hören vermocht hätte.
    Doch plötzlich - »Copan?«
    - glaubte er sich von totenkalter Hand im Nacken gepackt!
    Etwas von der imaginären Kälte schien auf Copan überzuspringen, sandte eisige Schauer über seinen Rücken und drang tiefer in ihn, um ihn für endlose Sekunden zu lähmen.
    Als er es dann endlich schaffte, sich wieder zu bewegen und umzudrehen, meinte Copan, alle Kraft in seinen Gliedern wäre unter dem Schrecken zu etwas Zähem geronnen.
    In den zwei oder drei Sekunden, die er brauchte, um sich umzuwenden, rechnete Copan damit, gleich in das Gesicht eines Tyrannen zu sehen. Als er dann sah, wer ihn da eben tatsächlich hinterrücks angesprochen hatte, verspürte der alte Maya eine Art völlig widersinniger Enttäuschung, obschon er doch eigentlich hätte erleichtert sein sollen. Ein undefinierbarer Laut kam ihm von den Lip-pen, so eigenartig, daß der andere unwillkürlich zurückschreckte.
    »Copan?« entfuhr es ihm. »Was ist mit dir?«
    Der Alte versuchte ein Lächeln. Es wurde zu einer Grimasse, die sein Erschrecken nur noch deutlicher machte.
    »Vador«, stieß er dann hervor, und endlich fühlte er wirklich Erleichterung. Wie bei jedem Einwohner Mayabs verschwanden Va-dors wahre Gesichtszüge unter einer ebenso aufwendigen wie farbenfrohen Bemalung; man pflegte damit den ungesund blassen Teint zu kaschieren. Und es war nicht immer ein leichtes herauszufinden, wer sich unter den bunten Masken aus Naturfarben verbarg; zumal dann nicht, wenn die nächtliche Sonne schon hinter den Horizont gesunken war.
    »Es ist - nichts. Ich war nur überrascht von deinem plötzlichen Auftauchen«, erklärte Copan, nun schon merklich ruhiger.
    Sein Blick jedoch schweifte, eher zufällig denn beabsichtigt, über die Maispflanzen hinweg zum Tempelbezirk hin.
    Vador, selbst kein junger Mann mehr, aber noch lange nicht in Copans Alter, bemerkte es sehr wohl und nickte wissend.
    »Du hast einen von ihnen erwartet?«
    Copan zuckte die schmalen Schultern. »Erwartet ist wohl nicht der richtige Ausdruck .«
    »Du weißt, was ich meine.«
    Der Alte nickte unbehaglich. »Natürlich.«
    »Dann glaubst du also nicht, daß wir endlich unseren Frieden vor den Tyrannen gefunden haben?« fuhr Vador fort. Er sprach zu Copan, ohne ihn anzusehen. Auch sein Blick hing beinahe wie gebannt an den Palästen und Tempeln jenseits des Maisfeldes. Jetzt, da die Nacht Mayab zur Gänze erobert hatte, ragten die ebenso gewaltigen wie prachtvollen Bauten dort drüben als kantige Schatten zwischen und über den Bäumen auf und wirkten noch um ein Vielfaches bedrohlicher als im spärlichen Licht des Tages.
    Das Zucken in Copans Zügen wäre Verneinung genug gewesen, hätte Vador ihm ins Gesicht gesehen. So aber sagte der Alte: »Gewiß nicht. Die Tyrannen lassen sich auf Dauer nicht bezähmen. Sie sind Bestien, die ihre Lüste mit Gewalt und Grausamkeit stillen müssen. Triebhaft sind sie, wie wilde Tiere.«
    »Du meinst -?« begann Vador, doch Copans heftiges Nicken ließ ihn verstummen.
    »Ja«, sagte der alte Mann überzeugt, »ich bin sicher, daß sie sich nicht lange mit den freiwilligen Blutgaben bescheiden werden. Weil ihnen nicht allein am Trinken von Blut gelegen ist. Um ihre Triebe zu befriedigen, braucht es mehr - sie wollen und müssen töten, und sie berauschen sich an dem, was sie ihren Opfern dabei an Leid zufügen.«
    Vador senkte den Blick und hob die linke Hand, deren Gelenk mit einem Stück Stoff verbunden war. Darunter, das wußte Copan, verbarg sich eine noch frische Schnittwunde. Vador

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