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Liliths Kinder

Liliths Kinder

Titel: Liliths Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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rührten schon an Dingen, die seit Jahrhunderten unangetastet waren und es besser bleiben sollten. Wenn Veränderung von anderer Seite bewirkt wurde, dann hieß Copan sie zwar nicht unbedingt gut, aber es stand außerhalb seiner Möglichkeiten, darauf Einfluß zu nehmen, und so mochte es eben geschehen. Aber selbst die Funktion der treibenden Kraft zu übernehmen - nein, das kam für Copan nicht in Frage! Denn das war - - Frevel .
    Erneut sah er dorthin, wo er in der Finsternis die Residenz der Tyrannen wußte.
    Und er lachte. Leise. Heiser. Freudlos und müde.
    Vielleicht, dachte Copan, bin ja ich der Narr hier. Zu alt für diese neue Zeit, die da kommen mag. Vielleicht stehe ich ihnen nur im Wege, diesen neuen Dingen ...
    Doch bevor seine Gedanken sich in eine Richtung, die ihm geradezu gefährlich schien, weiterbewegen konnten, unterband er ihren Fluß und lenkte sie zurück auf das, weswegen auch er ursprünglich zum Maisacker gekommen war. Wie Vador hatte er sich einen Arm voll Früchte holen wollen, bevor er tief und immer tiefer in Gedanken versunken war.
    Die Stauden am Rande der Pflanzung waren weitgehend abgeerntet, und so mußte Copan ein Stück in das Feld hineingehen. Mit den Schultern streifte er an den übermannshohen Pflanzen zu beiden Seiten entlang. Gespenstisches Rascheln begleitete seinen Weg.
    Nach einigen Metern blieb Copan dann stehen -
    - das Rascheln der Blätter jedoch verstummte nicht!
    Nicht sofort jedenfalls. Erst als vier oder fünf Sekunden vergangen waren, kehrte Stille ein - nur noch gestört von Copans mit einemmal sehr heftigen, fast keuchenden Atemzügen!
    Erschrocken versagte er sich das Luftholen. Lauschte angestrengt ins Dunkel. Und hörte - ein Rauschen, das sich zu dröhnendem Pochen steigerte. Und doch nichts anderes war als das Geräusch seines eigenen rasenden Herzschlags, der ihm das Blut schier durch die Adern peitschte.
    Langsam entließ Copan den angestauten Atem aus seinen Lungen. Pfeifend wie ein Wind in der Nacht strich er ihm über die Lippen - - und plötzlich hob um den Alten her wieder jenes Rascheln und Knistern an, mit dem die Blätter und Stauden aneinanderrieben.
    Aber es ging kein Wind in dieser Nacht! Kein noch so geringer Hauch fächelte Copans Gesicht, um den Schweiß darauf zu trocknen. Kalt und klebrig füllte er die Furchen seiner alten Züge, so daß ihm war, als trage er eine Maske aus Eis.
    Copans Lippen bewegten sich, stumm wie die eines Fisches auf dem Trockenen, unhörbare Worte formend. Erst nach einer Weile gelang es ihm, wenigstens einen Ton hervorzubringen, und dann vergingen noch etliche Sekunden, bevor ihm endlich etwas von Sinn über die Lippen kam.
    »Vador ...«, flüsterte er mit zittriger Stimme, obgleich er den Namen des anderen doch laut und fest hatte rufen wollen. Aber eher noch leiser fuhr er fort: »Bist du es? Vador, so sag doch was.«
    Copan hoffte es, hoffte so sehr, daß es Vador war, der im Dunkeln hinter den Reihen des Maises wandelte. Daß er zurückgekommen war, um ihr so abrupt beendetes Gespräch fortzusetzen .
    »Vador ...?«
    Niemand antwortete dem Alten. Nichts hörte er außer Rascheln und Rauschen, Schleifen und Schaben - - und Schritten?
    Der Alte schluckte hart und trocken. Es schmerzte, und Copan entfuhr ein Stöhnen. Unnatürlich laut hallte es in seinen Ohren wider und überlagerte für den Moment jedes andere Geräusch.
    Und als er dann wieder nach den Lauten um sich her lauschen konnte - - waren sie verstummt.
    Ein Gefühl unendlicher Leichtigkeit wollte ihm die Brust füllen. Hatte seine Phantasie ihn genarrt, indem sie seine Furcht in beängstigende Illusion verwandelt hatte? Oder war es nur ein Tier gewe-sen, das durch das Maisfeld gelaufen war und das Weite gesucht hatte, als es die Nähe eines Menschen witterte?
    Nur ein Tier ...?
    Seine eigenen Worte von vorhin kamen Copan in den Sinn, als würden sie ihm von fremder Stimme noch einmal eingeflüstert:
    Triebhaft sind sie, wie wilde -
    - TIERE!
    Und wie Tiere brachen sie hervor aus der Nacht!
    Copan erkannte in einer einzigen Sekunde, daß er sich nicht geirrt hatte. In jeder Hinsicht sah er seine Befürchtungen Wahrheit werden.
    Das Rascheln und Knistern klang von neuem auf, ungleich lauter denn zuvor. Die Stauden ringsum wankten wild wie im Sturm. Und dann - - schälten sie sich aus den Schatten, die Copan gleichsam umtanzten, als wäre er das Opfer einer grausamen Zeremonie.
    Und auch in diesem Punkt irrte er nicht.
    Ebenso wußte er, daß am

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