Lily und der Major
mir sicher, dachte er, schüttelte den
Gedanken jedoch rasch ab. Schließlich suchte er eine neue Mätresse, keine Frau.
»Hallo«, sagte er etwas verspätet.
Lily trat zurück, um ihn
einzulassen, und wieder fiel ihr Blick auf die Pralinen. Calebs heimliches Ziel
war, daß sie ihn eines Tages so ansah wie jetzt die Süßigkeiten.
Er reichte ihr den Karton und
erkannte an dem freudigen Aufblitzen ihrer Augen, daß sie nur wenige Geschenke
in ihrem Leben erhalten hatte. Und für einen verrückten, fieberhaften
Augenblick wollte er ihr alles geben, wollte er ihr die Welt zu Füßen legen und
die Menschen zwingen, sich vor Lily zu verneigen.
»Danke«, sagte sie leise.
Caleb atmete erleichtert auf. Er
brauchte ihr nur zu zeigen, wie angenehm das Leben sein konnte, dann würde sie
ihre alberne Idee, eine Farm zu bewirtschaften, schon aufgeben. »Möchten Sie
nicht Platz nehmen?« Sie deutete auf einen Sessel am Kamin.
»Nach Ihnen«, sagte Caleb höflich,
und erst als Lily sich gesetzt hatte, gesellte er sich zu ihr.
Lily hob den Deckel des Kartons und
spähte hinein. »Meinen Sie, Mrs. McAllister würde es merken, wenn ich mir vor
dem Essen eine Praline nehme?« flüsterte sie ihm zu.
Caleb war seltsam gerührt. »Essen
Sie die ganze Schachtel, wenn Sie wollen«, sagte er rauh.
Mit Sorgfalt wählte Lily eine
Praline aus und steckte sie in den Mund. Caleb schaute zu, wie sie sie auf
ihrer Zunge rollte und kostete, und sein Blut wurde heiß wie Lava in seinen
Adern.
»Möchten Sie eine?« Lily reichte ihm
den Karton.
Caleb holte tief Atem. Langsam. Er
durfte nichts überstürzen. »Nein, danke«, lehnte er ab.
Lily schien sich darüber zu freuen,
daß sie nicht zu teilen brauchte, und Caleb hätte fast gelacht. Aber am
liebsten hätte er sie auf der Stelle in sein Bett getragen und sie zu seinem
Eigentum gemacht.
Noch einmal atmete er tief ein.
Zum Glück kam Elmira McAllister
herein, ein strahlendes Lächeln im Gesicht, und Caleb sprang auf, verneigte
sich vor ihr und küßte ihre Hand.
»Major Halliday«, zwitscherte die
Hauswirtin entzückt, »ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie geehrt wir uns
fühlen, daß Sie gekommen sind.«
Als kurz darauf das Dinner serviert
wurde, glänzten sämtliche anderen Hausbewohner durch Abwesenheit. Caleb fragte
sich, ob seine Gastgeberin ihnen befohlen hatte, das Essen in ihren Zimmern
einzunehmen.
»Sie haben Schokolade am Kinn«,
flüsterte er Lily zu, als Mrs. McAllister vor dem ersten Gang in die Küche
ging.
Es war herrlich, ihre Reaktion zu
beobachten. Sie befeuchtete ihre Serviette in ihrem Wasserglas und tupfte
hastig auf die Stelle, die Caleb ihr gezeigt hatte. Irgendwann, wenn sie warm
und nachgiebig mit ihm in seinem Bett lag, würde er ihr eingestehen, daß es nie
Schokolade auf ihrem Gesicht gegeben hatte.
Mrs. McAllister brachte eine Terrine
Suppe herein, und das war gut, denn sonst hätte Caleb Lily geküßt. Als ihre
Hand unabsichtlich seinen Schenkel streifte, spürte er seinen Körper erwachen
und war dankbar für die Tischdecke, die ihn verbarg.
Als die Hauswirtin hinausging, um
das Hauptgericht zu holen, rutschte er unruhig auf seinem Stuhl herum.
»Haben Sie etwas?« fragte Lily mit
großen Augen.
»Nein«, log er. »Wo sind die anderen
Mieter?«
Lily beugte sich zu ihm hinüber; er
spürte ihre weichen Brüste an seinem Oberarm und stöhnte leise, als seine Erregung
noch spürbarer wurde. »Mrs. McAllister hat sie gebeten fortzubleiben«, gestand
Lily lächelnd. »Sie will, daß ich Sie heirate, damit ich Geld und eine
gesellschaftliche Position bekomme.«
Caleb wußte, daß Lily ihn nur
schockieren wollte. »Würden Sie das tun?« entgegnete er. »Einen Mann um seines
Geldes und seiner gesellschaftlichen Stellung willen heiraten?«
»Ich werde überhaupt niemanden
heiraten«, antwortete Lily.
»Das haben Sie schon einmal gesagt.«
Lächelnd schob er seine Hand unter ihren Arm und hoffte, daß sie bei ihrer Entscheidung
blieb. Eine verheiratete Frau eignete sich nicht als Mätresse.
Lily zuckte leicht zusammen, als
seine Finger über die sensible Haut an der Unterseite ihres Armes glitten, und
eine zarte Röte überzog ihre Wangen, aber sie zog den Arm nicht zurück. »Sie
kann jeden Augenblick zurückkommen!« flüsterte sie Caleb zu.
»Irrtum«, erwiderte er
kopfschüttelnd. »Sie wird uns so lange wie möglich allein lassen.«
An Lilys Blick erkannte er, daß er
recht hatte. »Das ist sehr unschicklich«, sagte sie.
Caleb beschrieb
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