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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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nach. »Ich glaube, ich
wußte nicht, was Liebe ist, bis es zu spät war und ich Caleb verloren hatte.«
    Eine schreckliche Trauer erfaßte
Lily. »Aber jetzt lieben Sie ihn?«
    »Ja«, antwortete Sandra resigniert.
»Obwohl es mir nichts nützt. Als ich zurückkam, hoffte ich, Caleb möge seine
Einstellung geändert haben, aber das war nicht der Fall. Denn inzwischen
hatte er Sie kennengelernt.«
    Lily hatte sich seit den Jahren bei
den Sommers nie wieder so sehr als Eindringling gefühlt wie in diesem
Augenblick. »Ich fahre nach Tylerville zurück«, bot sie an. »Das heißt, falls
die Postkutsche noch da ist.«
    Sandra ergriff ihre Hand. »Nein –
bitte nicht, Lily! Sie gehören zu Caleb.«
    »Sie scheinen unsere Bekanntschaft
für ernster zu halten, als sie ist«, widersprach Lily heftig. »Ich kenne Caleb
kaum. Wir haben in der Kirche nebeneinander gesessen, und einmal kam er zum
Dinner, aber ...«
    »Er strahlte richtig, als er mir von
dem Picknick erzählte«, fiel Sandra ihr ins Wort.
    Beschämt fragte Lily sich, ob er
auch den Kuß erwähnt haben mochte. »Er ... er hat es Ihnen erzählt?«
    »Wir sprechen über alles«, erklärte
Sandra. »Caleb und ich sind gute Freunde.«
    Diese Menschen sind mir zu modern,
dachte Lily. Ich hätte mir gleich denken sollen, daß ich nicht zu ihnen passe.
»Sandra, Sie müssen ihm sagen, was Sie für ihn empfinden!«
    »Das habe ich versucht«, erwiderte
Sandra traurig. »Er hat mir auf die Schulter geklopft und gesagt: > Wir
kommen so gut miteinander aus, Sandy. Laß es uns nicht zerstören, indem wir
über Liebe reden. < «
    Obwohl sie den Tränen nahe war,
mußte Lily lachen. Sandras Imitation von Caleb war sehr treffend. Aber dann
wurde sie wieder ernst. »Es tut mir so leid, Sandra. Aber vielleicht ändert er
seine Meinung noch, wenn Sie Geduld aufbringen und darauf warten.«
    Sandra schüttelte den. Kopf. »Wenn
der Major sich einmal entschieden hat, ist nicht mehr daran zu rütteln. Nicht
einmal mit Dynamit ließe sich seine Überzeugung erschüttern.« Damit erhob sie
sich und strich ihre Röcke glatt. »Tantchen sagte, der Tee sei fertig«, fügte
sie noch hinzu, bevor sie hinausging.
    Lily folgte ihr widerstrebend.
    Mrs. Tibbet befand sich im Salon,
ein silbernes Teeservice auf einem Tablett an ihrer Seite. Sandra war nirgendwo
zu sehen.
    »Meine Nichte hat Kopfschmerzen«,
sagte Mrs. Tibbet entschuldigend und bedeutete Lily, Platz zu nehmen.
    Lily vermutete, daß Sandra weinte,
und das bereitete ihr Kummer. Dankbar akzeptierte sie die Tasse Tee, die Mrs.
Tibbet ihr anbot.
    »Fährt morgen eine Kutsche?« fragte
Lily schüchtern.
    Mrs. Tibbet schüttelte den Kopf.
»Nein, meine Liebe. Caleb wird Sie nach Tylerville zurückbegleiten.«
    Der Gedanke flößte Lily Unbehagen
ein. Die Fahrt dauerte mindestens zwei Stunden, so lange wollte sie nicht mit
ihm allein sein. »Wie können Sie so freundlich von ihm sprechen?« fragte sie.
»Wo er doch Ihrer Nichte das Herz gebrochen hat!«
    Gertrude Tibbet berührte den
strengen grauen Knoten in ihrem Nacken. »Wie schon gesagt, meine Liebe, es
existieren zwei Versionen der Geschichte. Bevor Sie Caleb zum Herzensbrecher
abstempeln, sollten Sie sich anhören, was er dazu zu sagen hat.«
    Lily nippte an ihrem Tee. »Sandra
liebt ihn immer noch«, meinte sie bedrückt.
    Gertrude lachte. »Hat sie das
behauptet?«
    Bevor Lily antworten konnte, klopfte
es an der Tür, und Caleb kam herein.
    »Hallo, Gertrude«, sagte er und
küßte die alte Dame auf die Wange, doch den Blick wandte er nicht von Lily.
    Gertrude tätschelte seine Hand.
»Nimm Platz, Lieber. Lily erzählte mir gerade, daß Sandra in dich verliebt
ist.«
    Zu Lilys Verwunderung lachte Caleb
schallend und warf seinen Hut aufs Sofa. Nachdem er seine Handschuhe
abgestreift hatte, ging er zum Schrank, auf dem ein Tablett mit alkoholischen
Getränken stand, und schenkte sich ein Glas ein.
    Lily schaute mit großen Augen zu,
wie er den Inhalt des Glases in einem Zug hinunterstürzte, es absetzte, zu ihr
kam und sich neben sie auf das kleine Sofa setzte. Er war ihr so nahe, daß sie
den Duft spüren konnte, der ihm anhaftete. Er roch nach Wind und Sonnenschein.
    »Nun?« fragte sie scharf.
    Caleb rieb sich nachdenklich das
Kinn. »Gertrude«, sagte er bittend. »Könntest du uns für einen Moment
entschuldigen?«
    Lilys
Gastgeberin nickte, stand auf und verließ den Raum.
    Lily sah ihr bekümmert nach. »Du
hast mich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hergebracht!«

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