LIMIT - reich, gewissenlos, tot
besser«, schnaubte Cobb und schubste sie vor sich her. »Vielleicht lebst du noch eine Weile. Vielleicht beiß ich dich, bevor du stirbst.«
36
Im Gerichtssaal zeigte der General keinerlei Reaktion auf die Nachricht, dass eine weitere Herde den Laserzaun zum Clubgelände überquert hatte.
Stattdessen starrte er Chin Hoc Pan wütend an und knurrte: »Bevor Sie dort ankamen, war Rantoon ein Paradies. Aus der Sicht eines Global Players lebten die Menschen dort im tiefsten Elend. Doch der Dschungel entlang des Strands wimmelte von Früchten und Tieren. Und im Meer schwammen riesige Fischschwärme. Die Menschen lebten von der Landwirtschaft und vom Fischfang, und zwar seit unzähligen Generationen. Ihnen, Hoc Pan, ist es binnen zwei Jahren gelungen, Rantoon zu zerstören.«
Chin Hoc Pan verdrehte die Augen. »Das nennt man Fortschritt. Die Weltwirtschaft kommt, ob Sie das wollen oder nicht. Ohne meine Hilfe wären diese Leute immer noch ohne medizinische Versorgung. Sie würden immer noch in ärmlichen Hütten leben. Von mir bekommen sie Wohnungen. Sie hatten kein Geld. Ich gebe ihnen Jobs.«
»Sie stehlen ihnen ihr Leben und geben ihnen Jobs«, sagte der General kalt. »Das ist auch so eine Marotte von Ihnen, hab ich recht? Leben stehlen, Seelen stehlen?«
Der Milliardär verzog das Gesicht. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
Der General lehnte sich zurück, die Arme verschränkt. »Stellen wir uns vor, wie Sie nachts in einem Ihrer dreizehn Häuser liegen, die Sie über die Welt verstreut besitzen, oder in Ihrem riesigen Jet, und an die Leben denken, die Sie gestohlen haben, an all die Unschuldigen, deren Seelen Sie zerstört haben. Hat es Ihnen Spaß gemacht? Bestimmt. Warum hätten Sie es sonst getan?«
Chin Hoc Pan hüstelte unsicher. »Das ist doch dummes Zeug.«
»Ich weiß, wovon ich rede«, informierte der General die Geschworenen, ehe er wieder auf das Gemälde zu sprechen kam. »Wissen Sie, warum dieser Gauguin Ihnen so sehr am Herzen liegt?«
»Können Sie neuerdings meine Gedanken lesen?«, fragte Chin Hoc Pan und schnaubte verächtlich. »Das haben schon andere versucht und sind gescheitert. Nur zu. Vielleicht gelingt es Ihnen ja.«
Der General zeigte mit seinem cremefarbenen Handschuh auf das Bild. »Sie mögen dieses Bild ihretwegen. Wofür steht dieses Mädchen?«
»Für Gauguin auf dem Höhepunkt seiner Kunst.«
»O nein«, widersprach der General. »Sie bewundern diese schmale Taille, diese knospenden Brüste. Oder ist es die kindlich glatte Haut?«
Chin Hoc Pan sagte nichts, aber seine Augen huschten zu dem Mädchen auf dem Bild.
»Sie sehen sich das Bild so gerne an, weil dieses Mädchen im richtigen Alter ist, nicht wahr?«, sagte der General. »Vierzehn, dreizehn, gelegentlich auch mal zwölf. Sie mögen sie kindlich jung, noch bevor sie zur Frau erblühen, wenn Sie sie entjungfern. Das ist Ihre Spezialität und Ihre Obsession.«
»Ich tue nichts dergleichen!«, schrie der Milliardär. »Sie lügen. Das ist alles nicht wahr!«
In der dunklen Passage hinter Burns’ Büro hörte Connor, wie Cobb Dalton anwies, ihn und Bridger aufzuspüren.
Hailey!
Er löste sich von der Seite seines verletzten Bruders, griff sich die Pumpgun, schlich vor den Einwegspiegel und sah, wie Cobb Hailey nach draußen bugsierte.
Sein erster Gedanke war, den beiden nachzujagen. Da kam Dalton ins Büro, die Maschinenpistole im Anschlag. Connor erstarrte. Die Regaltür stand einen Spaltbreit offen.
Dalton schaltete das Licht an und inspizierte den Raum, entdeckte die blutigen Tritte auf dem Teppich. Connor schlug das Herz bis zum Hals, als Dalton aufblickte und geradewegs in den Spiegel schaute. Instinktiv wich er einen Schritt zurück. Bridger, im Fieberwahn, fing wieder an zu brabbeln.
»Still, Bridger«, flüsterte Connor, wich einen Schritt zurück und legte sich, das Gewehr im Anschlag, auf den Bauch, wie er es von seinem Vater gelernt hatte. Er entsicherte die Waffe und konzentrierte sich auf den Lichtstrahl, der durch den schmalen Türspalt fiel. Er wusste, was er zu tun hatte, und fragte sich zugleich, ob er wohl dazu imstande wäre.
Die Tür bewegte sich. Connor drückte die Schultern nach vorn und beugte sich tief über den Gewehrkolben. Als Erstes erschien der Lauf der Maschinenpistole, mit dem Dalton die Tür weiter aufschob. Connors Finger am Abzug zuckte. Als Kopf und Schultern des Terroristen auftauchten, drückte er ab.
Der Schuss war ohrenbetäubend in dem engen Raum. Der Rückstoß
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