Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
LIMIT - reich, gewissenlos, tot

LIMIT - reich, gewissenlos, tot

Titel: LIMIT - reich, gewissenlos, tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sullivan Mark T.
Vom Netzwerk:
Bald hatte er die züngelnden Laserstrahlen gefunden, die im Licht seiner Stirnlampe violett schimmerten. Er befestigte die Lampe am Zweig einer Blautanne und trat beiseite. Die FBI -Agenten klammerten sich an die Pferdeflanken, ein Bein über den Sattel geschlungen, das andere um den Pferdebauch geklemmt, und hielten sich mit den Händen am Knauf und am Brustgurt fest. Die plötzliche Gewichtsverlagerung machte die Tiere nervös, trotzdem trabten sie gefügig auf die andere Seite. Hennessy beobachtete, wie die Pferde von den Laserzungen abgetastet wurden.
    Hennessy bildete das Schlusslicht: Er hielt sich mit dem unversehrten Arm am Sattelknauf fest, biss die Zähne zusammen, spannte die Oberschenkelmuskeln an und presste Brust und Kopf an die Flanke des Pferdes, das Bocksprünge vollführte, während es den Zaun überquerte. Hennessy verlor den Halt und landete dahinter im Schnee.
    Als er sich aufgerappelt hatte und in der Schwärze der Nacht um sich blickte, stieg ihm der Geruch nach Pferden, Schnee und Wald in die Nase. Er hatte es geschafft. Nach all dem ohnmächtigen Warten war er nun endlich auf dem Clubgelände und in der Offensive. Er würde seine Kinder herausholen!
     
    Fünf Meilen entfernt, im Kontrollraum des Jefferson Clubs, beobachtete Radio auf einem Monitor, wie mehrere Gruppen von Tieren – Elche oder Pferde – den Zaun überquerten: gelbe Konturen auf hellblauem Grund. Er spielte die Aufzeichnung mehrmals ab, um sich darüber klar zu werden, ob er mit dem Computer einer Meinung war, der immer wieder anzeigte: » WILDWECHSEL . WILDWECHSEL .«
     
    Die zweite Spezialeinheit durchquerte die Ebene in nördlicher Richtung, ritt auf die Bäume zu, die mehrere hundert Meter östlich vom Tor standen. Cheyenne O’Neil begleitete die Männer. Sie würde den Zugriff von der Klippe aus beobachten und Kane Bericht erstatten. Später würde sie die Pferde wieder den Hügel hinunterführen. Sie hatte sich freiwillig für diese Aufgabe gemeldet. Die Lagerfeuer brannten noch immer, und die Bühnenscheinwerfer leuchteten grell. Niemand sprach ein Wort. Aus der Ferne waren sie nur eine Horde Tiere, die durch die Nacht trottete.
    Sie stiegen einen steilen Pfad hinauf, nach Norden, der drei Meilen parallel zum Zaun verlief, bevor er nach Westen schwenkte, am Bergkamm entlang, links vom Clubgelände. In der Lodge brannte nur noch in wenigen Räumen Licht. Doch selbst aus mehreren Meilen Entfernung war zu erkennen, wie groß das Gebäude war und wo es stand. Der Wind frischte auf. Sie zog den Kopf ein und trieb ihr Pferd weiter den Berg hinauf, an den Kundschaftern des FBI vorbei, die nach wie vor die Lodge beobachteten, auf die Nordostflanke des Jefferson Peak zu.
    Um 17 : 47  Uhr waren sie noch sechshundert Meter vom Zielort entfernt. Hennessy müsste mittlerweile auf dem Gelände sein, dachte sie. Wahrscheinlich schon auf dem Weg zur Lodge. Die Vorstellung, wie Hennessy endlich seine Kinder in die Arme schließen würde, trieb ihr Tränen der Rührung in die Augen.
    Als sie daran dachte, wie Hennessy sie vom Rücken des Pferdes aus angesehen hatte, legte sie die letzte Viertelmeile des unwegsamen Geländes mit einem Lächeln um die Lippen zurück.
     
    Im fingierten Gerichtssaal war unterdessen der General wieder in die Rolle des Staatsanwalts geschlüpft und ignorierte Chin Hoc Pan, der zusammengesackt im Zeugenstuhl schlief. Er sah auf die Uhr. Zwei Minuten vor sechs.
    Er rückte sein Headset zurecht. »Radio?«
    »Hier, General.«
    »Wo sind Cobb und Dalton?«
    »Sie haben sich noch einmal den Keller vorgenommen. Danach wollten sie zum Haus der Burns’. Vor einigen Minuten haben im Südosten mehrere Elche den Zaun überquert. Eine ganze Herde, um genau zu sein.«
    Der Terroristenführer merkte auf. »Sag mir Bescheid, falls auch im Norden Tiere auf das Gelände kommen.«
    »Roger«, sagte Radio.
    Der General warf einen Blick auf die Maschinenpistole, die er unter seinem Tisch deponiert hatte. Auch Emilia, die Verteidigerin, hatte sich ihre Waffe griffbereit unter den Schreibtisch gelegt. Sie hob den Schleier. Ihre Blicke begegneten sich. Sie lächelte und flüsterte: »Ich liebe dich.«
    Er nickte und sagte: »Der letzte Akt, meine Süße. Jetzt geht es ums Ganze.« Sie sahen einander noch eine Weile an, dann verhärtete sich die Miene des Generals, und er wandte sich ab, stand auf, ließ den Blick über die vermummte Gestalt im Zeugenstand, dann über den Gauguin auf der Staffelei streifen und gab

Weitere Kostenlose Bücher