LIMIT - reich, gewissenlos, tot
schließlich Mouse, die hinter der Bühne gewartet hatte, ein Zeichen.
Augenblicklich trat Mouse vor und klopfte mit dem Stab auf den Boden. »Dritte Front gegen Chin Hoc Pan. Die Verhandlung ist eröffnet. Den Vorsitz führt der ehrenwerte Richter New Truth. Bitte erheben Sie sich!«
Truth ließ Chin Hoc Pan die Kapuze abnehmen. Der Immobilienhai aus Hongkong blinzelte in die Scheinwerfer und inspizierte die Szene aus zusammengekniffenen Augen.
»Sie jagen mir keine Angst ein«, knurrte er verächtlich, als er den General entdeckte. »Ich musste mit ansehen, wie die anderen starben, trotzdem habe ich keine Angst.«
Der Richter sagte: »General Anarchy, wie lautet die Anklage?«
»Verwerfliche Gleichgültigkeit, Perversion und willentliche Zerstörung von Leben.«
»Was verstehen Sie unter verwerflicher Gleichgültigkeit?«, fragte Chin Hoc Pan mit der lässigen Großmäuligkeit eines Pokerspielers. »Ich bin kein Perverser. Ich zerstöre kein Leben.«
»Schuldig oder nicht schuldig?«, fragte Richter Truth.
»Nicht schuldig«, antwortete der Chinese. »Hoc Pan ist unschuldig, Punkt.«
Der General trat vor den Gauguin. »Sie begeistern sich für Kunst«, sagte er.
Der Milliardär schob die Kinnlade hin und her, als müsse er sich die Antwort sorgsam überlegen. »Ich habe eine der wertvollsten Privatsammlungen der Welt.«
»Ist das hier Ihr Lieblingsbild? Was meinen Sie?«
Er zuckte mit den Schultern. »Im Augenblick schon, es ist ja auch meine jüngste Anschaffung.«
»Sie mögen es also nicht lieber als Ihre anderen Bilder?«
Chin Hoc Pan zögerte, und sagte dann: »Doch, es ist mein Lieblingsbild.«
»Warum gefällt es Ihnen so sehr? Ich bin nur neugierig.«
Chin Hoc Pan warf einen Blick auf sein geliebtes Bild und bemühte sich um eine Erklärung.
»Der Dschungel, die Palme und der Ozean im Hintergrund werfen Fragen auf: Wer ist das Mädchen? Woher kommt sie? Wer ist ihr Liebster? Es lässt einen nicht in Ruhe, verstehen Sie? Es steckt voller schöner Geheimnisse.«
Der General nickte verständnisvoll. »Sie bewundern die Schönheit des Mädchens, trotzdem haben Sie keine Frau. Und auch keine homosexuellen Neigungen. Oder sind Sie schwul?«
Der Milliardär reagierte empört. »Ich bin doch nicht schwul! Ich habe nur sehr wenig Zeit für eine Frau oder eine Familie. Aber ich mag Frauen.«
»Wohl kaum«, entgegnete der General und näherte sich mit erhobenem Zeigefinger der Geschworenenbank. »Mr. Hoc Pan, wie haben Sie so viel Geld verdient?«
Er beantwortete die Frage mit Leichtigkeit. »Immobilienentwicklung und diverse Firmen. Im gesamten asiatischen Raum. Derzeit bin ich in Shanghai sehr aktiv. Und ich mag sehr wohl Frauen.«
»Und wie steht es mit Kambodscha und Thailand?«
Chin Hoc Pan geriet einen Sekundenbruchteil aus der Fassung, ehe er wieder sein Pokerface aufsetzte. »Auch dort bin ich tätig, ja.«
»Rantoon Beach?«
»Ja, ich baue dort einen Ferienclub. Schon ausverkauft.«
»Wie wunderbar für Sie. Und was ist mit den Menschen, die in der Umgebung des Strandes wohnten, bevor Sie ihnen das Land unter dem Hintern weggekauft haben, um Ihren exklusiven Club zu bauen?«
»Die meisten arbeiten für mich.«
Ehe der General antworten konnte, murmelte Radio in sein Headset: »Zweite Herde ist eben reingekommen, General. Im Nordwesten. Oben auf der Klippe, über die wir gekommen sind.«
Cheyenne O’Neil stand bis zu den Oberschenkeln im Schnee und sah zu, wie der letzte Geiselretter über der Bergkuppe verschwand. Sie hatten sechs Meter von der Kante entfernt am Waldrand die Pferde zurückgelassen. Sie zitterte in der kalten Nachtluft und zog sich die Kapuze tief ins Gesicht. Dann stapfte sie durch den Schnee und hob das Nachtsichtfernglas an die Augen, das Kane ihr mitgegeben hatte. Nach einigen hundert Metern stieß die Klippe an einen Bergrücken, der auf einen Bergsattel führte. Der Sattel wich dem Hellroaring Peak und den Skipisten, nur eine knappe Meile entfernt. Sie senkte das Fernglas, runzelte die Stirn und setzte es erneut an, um den Sattel ein zweites Mal zu inspizieren.
Sie hatte ganz richtig gesehen: Hier verlief ein möglicher Fluchtweg. Sie senkte das Fernglas und wollte schon ihr Funkgerät einschalten, um Kane zu informieren, ließ es dann aber sein. Er hatte bis zum Zugriff Funkstille angeordnet.
Also stand sie da, stampfte mit den Füßen und machte sich zunehmend Sorgen. Schließlich folgte sie ihrer inneren Stimme und ging zu ihrem Pferd zurück. Sie
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