LIMIT - reich, gewissenlos, tot
kriegen Sie keinen Penny.«
Truth setzte Hoc Pan die Pistole an die Schläfe. Ein vernehmliches Klicken war im stillen Saal zu hören, als er die Waffe entsicherte. Der viertreichste Mann der Welt hielt kurz inne und setzte dann seine Tätigkeit fort.
»Augenblick, Truth«, sagte der General leichthin. »Ich weiß einen kreativeren Weg, ihn zum Nachgeben zu bewegen. Bringt es her«, rief er durch den Saal.
Zwei Männer, die in der Nähe der Drillinge gestanden hatten, verließen den Saal und kamen nach kurzer Zeit wieder zurück; sie trugen einen großen rechteckigen Gegenstand, der in eine gelbe Decke gewickelt war.
Vor Chin Hoc Pan blieben sie stehen und stellten den Gegenstand hochkant auf den Boden. Der General zog die Decke weg und enthüllte ein Ölgemälde in üppigen Brauntönen, weichen Nuancen von Weiß, lebhaftem Rot und verschiedenen Blauschattierungen. Es stellte ein dunkelhäutiges junges Mädchen dar mit langen, kohlschwarzen Haaren und einer Orchidee hinter dem Ohr. Der Künstler hatte sie von schräg hinten gemalt, mit nacktem Oberkörper, sodass die linke Brustwarze zu sehen war; um die Hüften des Mädchens schlang sich lose ein bunter Sarong. Die linke Hand hatte das Mädchen an den Stamm einer Kokospalme gelegt. Ihre rechte Seite säumten Orchideen. Sie blickte über einen weißen Sandstrand auf ein türkisfarbenes Meer.
Beim Anblick seines geliebten Gauguin wurde Hoc Pan blass.
»›Blickt aufs Meer hinaus, nach ihrem Liebsten Ausschau haltend‹«, erklärte der General. »Ein Meisterwerk. Man kann ihre Erregung förmlich spüren, nicht wahr? Als wäre man aus dem Dschungel gestolpert und auf dieses junge Mädchen gestoßen, das im Bann des ersten, unschuldigen Begehrens steht.«
Hoc Pan stand der Mund offen. Er wirkte wie hypnotisiert. Der General zog ein Messer vom Mehrzweckgürtel und setzte es dem gemalten Mädchen an die Kehle.
Augenblicklich bebte der chinesische Milliardär vor Entrüstung. »Das wagen Sie nicht! Das Gemälde ist unbezahlbar!«
»Wir lassen nicht mit uns feilschen«, gab der General zurück. »Dieselbe Strafe wie für Mr. Burns: zweihundert Millionen.«
Hoc Pan schäumte vor Wut. Sein Mund wand sich wie ein Wurm nach einem heftigen Wolkenbruch.
Der General drückte dem gemalten Mädchen die Messerspitze unters Kinn. »Passen Sie auf: Ich schneide ihr den Kopf ab und stopfe Ihnen damit das Maul.«
Dem Milliardär aus Hongkong blieb mehrere Sekunden lang der Mund offen stehen, bevor er sich zähneknirschend fügte: »Zweihundert Millionen.«
Fünfzehn Minuten später waren sämtliche Überweisungen getätigt.
»Wir haben bezahlt. Jetzt lassen Sie uns gehen«, rief Margaret Grant.
»Immer mit der Ruhe!«, sagte der General. »Hier hat jemand seinen Tribut noch nicht geleistet: Senator Stonington?«
Der Senator hatte vor sich hin gedöst. Margaret Grants Zwischenruf hatte ihn geweckt. Er setzte sich auf, rieb sich die tränenden Augen und glotzte ein paar Sekunden verständnislos zum General auf, bis bei ihm der Groschen fiel.
Der Senator aus Alabama wackelte mit dem dicken Kopf und stammelte: »Ich bin doch nur ein armer Staatsdiener. Ich besitze keine hundert Millionen. Glauben Sie mir, eher könnten Sie von ’nem Gürteltier Entensuppe kriegen als Geld von mir.«
Der General lachte: »Entensuppe von ’nem Gürteltier. Das ist gut. Sie haben ganz recht, Herr Senator, hundert Millionen haben Sie nicht. Aber seien wir mal ehrlich, Sie sind kein Staatsdiener, eher eine Staatsschlampe, das war schon immer so, egal, ob Ihre Partei gerade am Ruder war oder nicht. Und Sie haben sehr wohl ein geheimes Bankkonto; die Nummer lautet übrigens A514 CH 221 BZ , bei der Hauptmann Bank in Basel. Derzeitiger Kontostand, Christoph?«
»Siebenundzwanzig Millionen Euro Guthaben, also vierunddreißig Komma zwei Millionen Dollar, General.«
Gedämpftes Raunen vonseiten der Geiseln. Bridger war beeindruckt. Das war eine Menge Geld!
»Vierunddreißig Komma zwei Millionen«, sagte der General unterdessen. »Ich will alles.«
Senator Stonington stieß ein Gurgeln aus. Er würgte, hustete und wurde so rot im Gesicht, als stünde er kurz vor einem Herzanfall.
»Meine Freunde, ich mag ein fettes altes Walross sein und mitunter ein wenig aufgebläht, aber meine Reputation ist tadellos«, sagte er. »Ich habe kein geheimes Bankkonto. Wer etwas anderes behauptet, ist ein gottverdammter Lügner. Nicht besser als ein Wolf, ein Stinktier oder eine tollwütige
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