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LIMIT - reich, gewissenlos, tot

LIMIT - reich, gewissenlos, tot

Titel: LIMIT - reich, gewissenlos, tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sullivan Mark T.
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Stimme der Vernunft.«
    Er schüttelte den Kopf. »Mit den Jungs verstehe ich mich inzwischen richtig gut. Aber Hailey … Zu ihr finde ich einfach keinen Draht, und …«
    Er sah auf die Tablette hinunter. »Ich fühle mich so verflucht hilflos. Am liebsten würd ich O’Neil hinterherfahren, mir die Packung Tabletten schnappen und mir eine Pulle besorgen.«
    Kane legte Hennessy die Hand auf die Schulter. »Geh schlafen, Mick. Ausgeruht bist du mir eine größere Hilfe. Und deine Kinder sind besser dran, wenn du einen klaren Kopf hast. Du kannst dich in eins der Zelte draußen legen. Und nimm die Tablette, damit du schlafen kannst.«
    Hennessy nickte. Er griff sich seinen Parka und ging hinaus in die pechschwarze Nacht. Kein einziger Stern stand am Himmel. Die Kälte biss ihn ins Gesicht, und er eilte auf das nächste Zelt zu. Im Innern bullerte der Holzofen und verbreitete eine angenehme Wärme. Im schummrigen Licht der Gaslaterne sah Hennessy, dass die meisten der zehn Schlafkojen schon belegt waren. Unten entdeckte er eine, die noch frei war, und schlüpfte in den schweren Schlafsack. Nach kurzem Zögern schluckte er die Tablette.
    Der Mann über ihm schnarchte, schnappte nach Luft und rollte sich auf die Seite, dass die Koje wackelte. Hennessy starrte in die Dunkelheit und sah im Geiste die Drillinge vor sich, wie sie als Kleinkinder mit ihren Windeln herumgelaufen waren, so fröhlich und tapsig wie drei Hundewelpen. Dann musste er an gestern denken, als sie sich im Snowboard-Parcours lachend mit Farbe beschossen hatten.
    Hennessy schloss die Augen und fing an zu beten.
Herr, segne und beschütze sie. Lass sie sicher herauskommen, damit ich sie wieder in die Arme schließen kann. Ich glaube kaum, dass ich dieses neue Leben, das du mir geschenkt hast, ohne sie ertragen könnte. Bitte gib mir die Kraft, diese harte Prüfung durchzustehen. Gib mir Hoffnung
.
    Er stellte sich vor, wie er die Arme ausbreitete und seine Kinder fest an sich drückte. Ein warmes, sicheres, vertrautes Gefühl kroch ihm den Rücken hinauf, bis in den Nacken. Die Schmerztablette tat ihre Wirkung, und er gab sich ihr hin wie der süßen Umarmung einer altvertrauten Geliebten.
    Dann kam ihm Cheyenne in den Sinn. Sie spüre es tief im Herzen, dass es den Kindern gut ginge, hatte sie gesagt und sich dabei auf die Brust geklopft. Sie war ein wenig verschroben, sehr forsch und ausgesprochen schlau. Und schön war sie auch, dachte er, und schob den Gedanken beiseite.
Ich bin sechzehn Jahre älter als sie. Das ist eine ganze Generation. Ich könnte fast ihr Vater sein
.
    Aber Cheyennes Bild wollte nicht weichen. Es spendete ihm Trost, während er in einen tiefen, traumlosen Schlaf abtauchte.

22
    »Er bewegt sich«, rief Bridger. »Mach schnell!«
    Sie hatten Cobb die Handgelenke zusammengebunden und die Arme an den Brustkorb geschnürt. Connor fesselte ihm die Fußknöchel mit Kabelbinder. Er hatte starke Schmerzen und ertrug sie mit zusammengebissenen Zähnen.
    Hailey saß zitternd auf dem Küchenhocker, und während sie ihren Brüdern zusah, hatte sie das Gefühl, als wäre sie durch eine Tür gegangen, von deren Existenz sie nichts geahnt hatte. Hier, auf der anderen Seite, herrschte das Motto ›fressen oder gefressen werden‹. Der Gedanke, dass sie alle drei tot sein könnten, verursachte ihr Übelkeit, und sie musste immerzu nervös blinzeln.
    Cobb wälzte den Kopf hin und her. Der Großteil seines Gesichts war mit grüner Farbe beschmiert, die langsam antrocknete. Er murmelte unverständliches Zeug, stieß abgehackte Laute aus und schnappte nach Luft wie ein Fisch. Dann spuckte er Farbe und flüsterte heiser: »Wasser.«
    Bridger sah Connor an. »Nein«, sagte der.
    »Wir müssen ihm etwas zu trinken geben«, sagte Hailey und ging zum Spülbecken. Zu beobachten, wie sich das Glas mit Wasser füllte, war ein vertrauter Vorgang, der ihr half, sich zu beruhigen.
    Hailey kniete sich neben Cobb und träufelte ihm Wasser auf die Lippen. Cobb öffnete den Mund und trank so gierig, dass er sich verschluckte und husten musste. Als Hailey sich zurückziehen wollte, flüsterte Cobb: »Mehr.«
    Hailey beugte sich wieder über ihn. Cobbs obere Gesichtshälfte war mit Farbe verschmiert, und er bemühte sich, die Augenlider aufzustemmen und Schlitze in die trocknende Farbe zu reißen. Als ihm dies gelungen war, rollte er mit den Augen, blinzelte und bemühte sich, den Blick zu fokussieren. Da fand er Hailey.
    Cobb spannte seine Arm- und Beinmuskeln, um

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