LIMIT - reich, gewissenlos, tot
er da.«
»Und wenn sie ihre Überwachungskameras einschalten? Die sehen uns doch.«
»Nur zwischen hier und der Personaltreppe«, sagte Connor. »Keine Kameras im Büro, hat Dad gesagt. Wisst ihr nicht mehr? Wenn wir bis zur Treppe kommen, können wir uns frei bewegen.«
»Und wenn sie Wachtposten aufgestellt haben?«
Connor holte die halbautomatische Pistole, die sie Cobb abgenommen hatten, und drückte sie Bridger in die Hand. Er selbst griff sich Cobbs Maschinengewehr. »Das sehen wir, wenn’s so weit ist.«
Hailey fühlte sich sofort überstimmt. »Ihr seid doch krank! Alle beide.«
Connor blieb stur. »Tut mir leid, Schwesterlein, aber ich lass mich nicht mehr treten. Nie mehr.«
Drei Stockwerke tiefer kämpfte Radio vergeblich mit dem Schlaf. Irgendwann fielen ihm dann vor lauter Übermüdung die Augen zu. Er war seit fast dreißig Stunden auf den Beinen und konnte nicht mehr.
Hätte er den Monitor im Auge behalten, der den Südflur im vierten Stock überwachte, hätte er gesehen, wie Bridger Hennessy in Snowboardklamotten aus der Wohnung seines Vaters kam, vorsichtig nach links und rechts spähte und dann auf den Flur schlich, Cobbs Pistole in der einen, den Paintball-Markierer in der anderen Hand. Connor folgte ihm, ebenso wachsam. Er hatte Cobbs Maschinenpistole in der Hand. Hailey, die widerstrebend das Kleinkalibergewehr ihres Vaters mitgenommen hatte, bildete die Nachhut.
Die drei sprinteten um die Ecke und tauchten kurz auf dem Monitor auf, der den Flur überwachte. Bridger riss eine graue Stahltür auf, die als Fluchtweg gekennzeichnet war. Er wartete, bis seine Geschwister dahinter verschwunden waren, schlüpfte hinterher und schloss leise die Tür.
Connor und Hailey beugten sich über das Geländer auf dem Treppenabsatz. Hinter ihnen befanden sich die Wäsche- und Abfallschächte. Die Drillinge horchten angestrengt. Kein Laut. Bridger stieg beruhigt die Treppe hinunter. Seine Schuhe quietschten auf den Metallstufen.
»Zieh sie aus«, zischte Hailey. »Bind sie an den Schnürsenkeln zusammen und häng sie dir um den Hals.«
»Wer hat dich gefragt?«, fuhr Bridger sie an.
»Fällt dir was Besseres ein?«
Connor legte die Waffen auf den Boden und zog die Sportschuhe aus. Bridger rümpfte die Nase. Die Schuhe seines Bruders stanken. Und zwar richtig. Bridger tat es ihm gleich, und bald darauf hatten sie ohne Zwischenfall den dritten Stock erreicht.
Bridger öffnete die Tür zum Flur einen Spaltbreit, spähte in beide Richtungen, bevor er sie weiter aufstieß. Sie knarzte entsetzlich und erschreckte die Drillinge so, dass sie blindlings den Flur entlangstürzten. Sie hatten die Aufzüge zehn Meter hinter sich gelassen, als sie die Aufzugglocke läuten hörten.
Der Aufzug!
Bridger sah sich panisch um und entdeckte schräg in der Ecke vor einem Kaffeetisch ein mit Kuhfell bezogenes Sofa. Als sich die Aufzugtür öffnete, machte er einen Satz über die Couchlehne hinweg und landete im dreieckigen Zwischenraum hinter dem Sofa. Connor landete auf ihm, wobei er Bridgers Arm einklemmte und ihm den Spannhahn von Cobbs Pistole in die Wange rammte. Hailey landete auf Connor. Bridger sah Sternchen und spürte Blut aus der Wunde tropfen.
Dennoch machte er keinen Mucks. Als er am Sofa vorbeispähte, erhaschte er einen flüchtigen Blick auf einen Geiselnehmer, der ohne Vermummung aus dem Aufzug kam. Er hatte kurzes blondes Haar, ein mageres Gesicht und trug eine Nickelbrille.
Der Mann spähte nach links und nach rechts, rückte die Brille zurecht und kam langsam auf sie zu. Kein Zweifel, gleich würde er sie entdecken. Er würde seine Kameraden rufen, und sie drei würden ein hässliches Ende nehmen. Bridger war ganz sicher.
Der Blonde bog um die Ecke und war schon ein paar Meter an ihnen vorbei, als er stehen blieb. Bridger hörte ihn schnüffeln und »Pfui Teufel!« sagen, als wäre ihm ein übler Geruch in die Nase gestiegen.
Connors Sneakers!
, dachte Bridger.
Er spürte, wie eins seiner Geschwister sich auf ihm bewegte und ihm dabei den Spannhahn noch tiefer in die Wange bohrte. Dann hörte er den Terroristen murmeln: »Quelque chose est morte«, ehe er weiterging.
Hailey lugte über die Rückenlehne des Sofas und sah, wie der Mann eine der Gästesuiten betrat.
»Er ist weg«, flüsterte sie.
»Runter von mir!«, keuchte Bridger. »Mein Gesicht ist aufgespießt!«
Hailey und Connor kletterten über die Couch. Bridger blutete aus einer bösen Risswunde auf der rechten
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