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LIMIT - reich, gewissenlos, tot

LIMIT - reich, gewissenlos, tot

Titel: LIMIT - reich, gewissenlos, tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sullivan Mark T.
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schimmerte zinngrau das Tageslicht. Connor hörte ein Geräusch, schlug blinzelnd die Augen auf und stöhnte. Er hatte noch immer Bauchschmerzen. Bridger und Hailey waren schon auf den Beinen. Sie hatten das Rollo eine Handbreit hochgezogen. Bridger saß auf dem Schreibtischstuhl seines Vaters, Hailey auf dem kleinen Hocker vor dem Fenster.
    »Gibt’s was Neues von Dad?«, fragte Connor seine Schwester.
    »Nein«, sagte sie.
    »Wer hätte das gedacht«, sagte Connor. »Ich hab Hunger.«
    »Hol dir was aus dem Kühlschrank«, sagte Bridger.
    Connor stand auf, holte sich zwei Packungen Käsekräcker und ein Sprite, während Bridger auf die Website der Dritten Front ging und einen neuen Hyperlink vorfand:
    DRITTE FRONT GEGEN SIR LAWRENCE TREADWELL .
    Connor klickte den Link an. Als sich die Seite aufgebaut hatte, sah man das Innere des Gerichtssaals. Auf dem Zeugenstuhl saß im ramponierten Smoking eine der Geiseln, vermummt und gefesselt. Die als Pantomimin verkleidete Gerichtsdienerin trat rechts von ihm hinter den Vorhängen hervor und schlug mit ihrem Stab dreimal auf den Holzboden. Sie warf den Kopf zurück und rief: »Die Dritte Front führt Klage gegen Lawrence Treadwell, den Präsidenten von GlobalCon. Den Vorsitz hat der ehrenwerte Richter New Truth. Bitte erheben Sie sich!«
    Wie zuvor schwenkte die Kamera zunächst über sämtliche Mitwirkende der Verhandlung: Sechs vermummte Geschworene, der General als Vertreter der Anklage und Emilia als Verteidigerin. Richter Truth, als Harlekin verkleidet, betrat die Bühne und schlug mit dem Hammer auf den Tisch.
    »Nehmt ihm die Kapuze ab«, befahl er. »Er soll seinen Anklägern in die Augen sehen.«
    Mouse nahm Treadwell die Kapuze ab. Seine Fönwelle hatte kapituliert, die Haare hingen ihm strähnig ins Gesicht. Er schüttelte sie nach hinten, blinzelte ein paar Mal in die grellen Scheinwerfer und taxierte seine Umgebung. Er war es gewohnt, Krisen zu meistern, und bereit, trotzig jeden Ball zurückzuschlagen.
    Richter Truth ergriff das Wort: »General, wie lautet die Anklage?«
    Der General rezitierte: »Massenmord, versuchter Völkermord und Verbrechen an der Umwelt.«
     
    Im Kommandozentrum wurde es still. Die Agenten mussten diese Vorwürfe erst einmal verdauen. Cheyenne hatte es die Sprache verschlagen.
    »Massenmord?«, murmelte Willis Kane.
    »Und Völkermord«, sagte Cheyenne.
    »Und Verbrechen an der Umwelt«, sagte Hennessy, die Augen auf den Bildschirm geheftet.
    Sir Lawrence sah einigermaßen perplex drein. Er glotzte von einem zum anderen, als halte er die Anklage für einen Scherz. Dann rastete er aus.
    »Was soll das heißen, verfluchte Scheiße!«, schrie er und zerrte an seinen Fesseln. »Ich hab noch nie jemanden umgebracht, und ganz sicher hab ich keinen Völkermord begangen! Umweltverbrechen, was soll das heißen, verflucht noch eins? Das ist doch Blödsinn! Wer in drei Teufels Namen sind Sie? Und warum verstecken Sie sich hinter dieser lächerlichen Aufmachung? Warum tun Sie das? Hat Ihnen das Geld nicht gereicht?«
    »Kriegen Sie sich wieder ein, Sir Lawrence«, erwiderte der General unbeeindruckt. »Wie Sie wissen, wird dieser Prozess live im Internet übertragen. Gestern Abend, da hatten wir mehrere Millionen Zuschauer. So viele werden es heute Morgen zwar nicht sein, aber Ihre Aktionäre sehen mit Sicherheit zu.«
    Während Treadwell noch an diesem Brocken kaute, den der General ihm hingeworfen hatte, schweifte Cheyennes Aufmerksamkeit auf den Fernseher an der Decke. Aus reiner Gewohnheit schaltete sie auf den Bloomsberg Report. Der Dow Jones war um achtzehn Punkte gefallen. Die Aktien von GlobalCon waren schon um drei Dollar gesunken.
    Auf dem Computermonitor schlug Richter Truth mit dem Hammer auf den Tisch und rief: »Ruhe im Saal!« Nach kurzer Pause sagte er ruhiger: »General?«
    Der Staatsanwalt trat vor die Geschworenenbank, die behandschuhten Hände hinter dem Rücken verschränkt.
    »Meine Damen und Herren Geschworenen«, fing er an. »Was den Vorwurf des Völkermords anbelangt, so werden wir, die Dritte Front, zweifelsfrei Mr. Treadwells maßgebliche Rolle im Öl- und Gasgeschäft darlegen, seine rücksichtslose Haltung gegenüber der Umwelt und seine persönliche Verantwortung für die Kohlendioxid- und Schwermetallwolken, die in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren in die Atmosphäre geblasen wurden. Sir Lawrence wurde auf diese Weise zum siebtreichsten Mann der Welt, wogegen das Ökosystem der Erde inzwischen am Rande einer

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