LIMIT - reich, gewissenlos, tot
an.«
Hailey rief die Seite auf. »Dad«, sagte sie.
»Ja, Süße?«
»Wir hatten solche Angst um dich.«
»Ich hatte auch Angst, Hailey.«
»Ich hab dich lieb.«
Ihr Vater räusperte sich und sagte: »Ich hab euch auch lieb, Hailey. Euch alle drei.«
»Wir dich auch, Dad«, sagte Bridger.
Connor fing wieder an zu weinen. »Wir dachten schon, du wärst tot.«
»Ich weiß«, sagte Hennessy nach einer langen Pause. »Ich war auch ganz nah dran.«
Aber er ist nicht tot! Und wir sind es auch nicht!
, dachte Connor froh, als Hailey vom Schreibtisch aufstand, den Handrücken gegen die Lippen gepresst. Bridger nahm ihren Platz ein und klickte weiter auf die Seite des Gerichtssaals.
Die beiden Angeklagten saßen gefesselt und vermummt zu beiden Seiten des Richterpults. Weiter unten stand auf einem Sockel der große Bildschirm. Emilia, die Vertreterin der Verteidigung, trug wieder Trauerkleidung. Der General stand reglos im Mittelgang.
Gerichtsdienerin Mouse trat hinter einen der Angeklagten. Sie schlug dreimal mit dem Stock auf den Boden und rief: »Die Dritte Front gegen Albert Maxwell Crockett und Friedrich Hermann Klinefelter. Vorsitzender ist der ehrenwerte Richter New Truth. Erheben Sie sich!«
Im Gerichtssaal nahm der als Harlekin maskierte Richter seinen Platz ein und schlug mit dem Hammer auf den Tisch, bevor er den Angeklagten Vermummung und Fesseln abnehmen ließ.
Crockett blinzelte in die Scheinwerfer. Die Falten um seine Augen erinnerten an Furchen in ausgetrockneter, sandiger Erde. Sein Smoking war inzwischen hoffnungslos zerknittert und verstaubt. Sein stoppeliges Kinn war schmutzig und zitterte leicht, als er den Hals reckte und sich mit verstörter Miene im Gerichtssaal umsah.
Klinefelter zog den Kopf ein wie eine erschrockene Schildkröte. Aus dieser sicheren Position huschte sein Blick vom einen zum anderen, taxierte Emilia, den General, die Geschworenen und Richter Truth.
»Ich habe nichts verbrochen«, erklärte der Hedgefonds-Manager. »Gar nichts. Lassen Sie uns frei.«
Crocketts Benommenheit verflog. Er fixierte die Geschworenen, suchte sich die nächste Kamera und knurrte: »Auch ich bin unschuldig. Diese Männer hier sind Barbaren. Sie haben einen Menschen bei lebendigem Leibe verbrannt! Glauben Sie ihnen kein Wort.«
Richter Truth hämmerte auf den Tisch, um ihm Einhalt zu gebieten. »Wie lautet die Anklage?«
Ohne die beiden Beschuldigten eines Blickes zu würdigen, verkündete der General: »Leichenfledderei, Schmarotzertum, Insidergeschäfte, Betrug und Mord. Vor allem Mord.«
Klinefelters Kopf schoss zwischen den Schultern hervor. »Ich bin unschuldig!«, brüllte er die vermummten Geschworenen an. »Ich habe niemanden umgebracht. Leichenfledderei, was soll das heißen? Ich tätige Investitionen. Insidergeschäfte sind mir fremd. Ich bin doch kein Mörder, ich spekuliere lediglich an der Börse, das ist auch schon alles.«
»Sie sind ein Schmarotzer im globalen Darm, Herr Klinefelter!«, stellte der General ungerührt fest und verließ seinen Platz. Er deutete mit der Linken auf Crockett. »Und Ihr Spießgeselle ist dieser Leichenfledderer hier. Gemeinsam haben Sie weltweit wertvolle Ressourcen geplündert, um sie dann sinnlos zu verschwenden. Sie haben zigtausend Menschen um ihren Lebensunterhalt und ihre Ersparnisse gebracht, ihre Kinder zu Armut und Chancenlosigkeit verdammt. Außerdem haben Sie sich beide der Anstiftung zum Mord schuldig gemacht.«
»Was sagen Sie zu den Vorwürfen? Äußern Sie sich!«, forderte Richter Truth die beiden Angeklagten auf.
»Nicht schuldig!«, rief Crockett. »Ich bin kein Leichenfledderer. Ich bin kein Mörder. Ich habe jeden Penny auf fairem und legalem Weg verdient! Nicht schuldig, Sir!«
»Und ich bin kein Schmarotzer!«, brüllte Klinefelter. Er zerrte an den Fesseln, die seine Fußknöchel am Stuhl festhielten. »Nicht schuldig!«
Richter Truth hämmerte auf den Tisch. »Herr Staatsanwalt, verlesen Sie die Anklagepunkte.«
In den folgenden dreißig Minuten erläuterte der General, unterstützt durch eine eindrucksvolle Medienshow, der staunenden Öffentlichkeit die ausgefuchsten Tricks, derer sich die Hochfinanz bediente, und begann mit der Geschichte von Harrison Timber.
Vierzig Jahre lang hatte die Firma Harrison Timber – ein Familienbetrieb mit Sitz in Friedleburg, Oregon – nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit gewirtschaftet, lange bevor das Konzept in Mode kam: Man fällte nur ausgereifte Stämme und forstete gleich
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