Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
Körper in die Hocke. »Schnell, wir müssen ihn umdrehen.«
    Yoyo warf die Keule beiseite und half ihm, ohne Fragen zu stellen. Mit vereinten Anstrengungen rollten sie Vogelaar auf den Rücken.
    »Du blutest«, sagte sie beiläufig.
    »Ich weiß.« Er öffnete Vogelaars Gürtelschnalle und zog den Gürtel aus den Schlaufen. »Ist von dem Ohr noch was übrig?«
    »Schwer zu sagen. Es sieht nicht mehr wirklich nach Ohr aus.«
    »Hab's befürchtet. Zurück auf den Bauch.«
    Dieselbe schweißtreibende Prozedur. Er bog Vogelaars Unterarme nach hinten und schnürte sie fest mit dem Gürtel zusammen. Der Bewusstlose atmete schwer und stöhnte auf. Seine Finger zuckten.
    »Notfalls ziehst du ihm noch eine über«, sagte Jericho und sah sich um. »Wir bugsieren ihn zu dem Kühlschrank da drüben. Der neben der Mikrowelle.«
    Gemeinsam fassten sie den schweren Körper unter die Arme, schleiften ihn über die Fliesen und stemmten ihn hoch. Vogelaar wog an die einhundert Kilo, außerdem ließen Stöhnen und Blinzeln darauf schließen, dass er kurz davorstand, sein Bewusstsein wiederzuerlangen. Hastig ließ Jericho seinen eigenen Gürtel aus den Schlaufen schnellen und fesselte ihn damit an den Kühlschrankgriff. Aufrecht sitzend und mit baumelndem Kopf hatte der Südafrikaner nun etwas von einem Märtyrer. Das Flackern der Neonröhre wich konstanter, steriler Helligkeit. Yoyo hatte den Lichtschalter gefunden. Jericho kroch über den Küchenboden, erspähte seine Glock und die Pistole seines Gegners und nahm beide an sich.
    »Bastarde«, kam es von Vogelaar, als spucke er Rotz in die Gosse.
    Jericho reichte Yoyo die Pistole und richtete seine Glock auf den Gefesselten.
    »Du solltest dir deine Wortwahl sehr genau überlegen. Ich könnte gekränkt sein. Ich könnte zum Beispiel darüber nachdenken, dass mein Ohr schmerzt, und wem ich das zu verdanken habe.«
    Der Südafrikaner starrte ihn hasserfüllt an. Plötzlich begann er wie ein Berserker an seinen Fesseln zu zerren. Der Kühlschrank ruckte einen Zentimeter nach vorne. Jericho entsicherte die Glock und presste sie seitlich gegen Vogelaars Nasenflügel.
    »Falsche Reaktion«, sagte er.
    »Leck mich!«
    »Und eine falsche Reaktion kostet die Nasenspitze. Willst du ohne Nase durch die Welt laufen, Vogelaar? Willst du aussehen wie ein Idiot?«
    Vogelaars Kinnladen mahlten, doch er stellte seine Befreiungsversuche ein. Offenbar setzte ihm die Vorstellung einer nasenlosen Existenz mehr zu als der drohende Verlust seines Lebens.
    »Wozu überhaupt der ganze Aufwand?«, fragte er mürrisch. »Du wirst mich doch sowieso erschießen.«
    »Warum glaubst du das?«
    »Warum?« Vogelaar lachte ungläubig auf. »Mann, spar dir die Tour.« Sein gesundes Auge wanderte zu Yoyo. Das Glasauge starrte weiter geradeaus. »Was seid ihr überhaupt für komische Vögel? Ich hätte nicht gedacht, dass Kenny es sich nehmen lässt, den Job selbst durchzuziehen.«
    In Jerichos Kopf griffen Zahnrädchen ineinander, fuhren Schaltkreise hoch, nahm die Abteilung für erstaunliche Entwicklungen und Unverständliches ihre Arbeit auf.
    »Du kennst Kenny?«
    Vogelaar zwinkerte verwirrt. »Natürlich kenne ich ihn.«
    »Jetzt hör mal zu«, sagte Jericho und ging in die Hocke. »Wir haben ein Dokument vorliegen, zwar nur bruchstückhaft, aber man muss schon ein ziemlicher Hornochse sein, um nicht zu begreifen, dass du hier bist, um Andre Donner auszuschalten. Also der Reihe nach. Fangen wir mit Donner an, klar? Wo ist er?«
    Etwas in Vogelaars Blick veränderte sich. Seine Wut wich reinster, vollkommener Verblüffung.
    »Du irrst dich«, sagte er. »Man muss ein ziemlicher Hornochse sein, um das zu glauben.«
    »Wo zum Teufel ist Andre Donner?«
    »Sag mal, bist du eigentlich komplett bescheuert, oder was? Ich –«
    »Zum letzten Mal!«, schrie Jericho. »Wo ist er?«
    »Schau doch hin«, schrie der Mann am Kühlschrank zurück. »Mach die Augen auf.«
    Tja, sagte der Leiter der Abteilung für erstaunliche Entwicklungen und Unverständliches, da haben wir ja mal wieder fein um die Ecke gedacht.
    »Ich verstehe nicht –«
    »Er sitzt vor dir! Ich – bin – Andre – Donner!«
     

SÖLDNER
     
    Die Kriege der Neuzeit, explizit der Erste und der Zweite Weltkrieg, gelten als zwischenstaatliche Konflikte, auf Basis des Kriegsvölkerrechts beschlossen und von landeseigenen Streitkräften exekutiert. In großen Teilen der Welt führte dies zu der irrigen Auffassung, Soldaten seien immer schon bewaffnete Beamte

Weitere Kostenlose Bücher