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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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höllisch aufpassen musste. Der Staub barg Gefahren, denen man zu Fuß weniger schnell entkam als mit dem Buggy. Es empfahl sich, Abstand zu halten. Zwar waren die Käfer langsam, dafür neigten die filigranen, flinken Spinnen zu unliebsamen Überraschungsauftritten.
    Hanna ließ den Blick schweifen. In unbestimmter Ferne sah er einen geisterhaften Schemen dahineilen. Er trat zur Ladefläche, ergriff mit jeder Hand einen Überlebensrucksack und marschierte los.
     

KAP HERACLIDES, MONTES JURA
     
    Während Chambers ihrer Beistandspflicht nachkam, suchten Julian, Amber und Rogaschow fieberhaft das Innere des Wracks und die nähere Umgebung ab, doch nichts deutete darauf hin, dass Hanna noch in der Nähe war.
    »Wie ist er von hier weggekommen?«, wunderte sich Amber.
    »Die Ganymed hatte einen Buggy an Bord«, sagte Julian, während er um die Nase des Shuttles herumstapfte. »Und der ist verschwunden.«
    »Ja, und ich weiß auch, wohin«, erklang Rogaschows Stimme vom entgegengesetzten Ende des Schiffes. »Vielleicht solltet ihr mal herkommen.«
    Sekunden später standen sie in der Schneise versammelt. Hatten sie bislang nur die Verwüstung wahrgenommen, die der notgelandete Shuttle im Regolith hinterlassen hatte, die Brutalität seines Eindringens, fesselte jetzt etwas anderes ihre Aufmerksamkeit: eine Geschichte über jemanden, der sich in den fernen Dunst aufgemacht hatte, erzählt von –
    »Reifenspuren«, sagte Julian.
    »Dein Buggy«, bestätigte Rogaschow. »Hanna ist durch die Schneise nach unten gefahren und raus auf die Ebene. Ich weiß ja nicht, wie gut er sich in der Gegend auskennt, aber was kann ihn anderes interessieren als der Ort, zu dem wir auch wollen?«
    »Ja, die Ratte ist abgehauen!« Omura kam mit Chambers die Anhöhe herunter, auf der Locatelli lag.
    »Momoka«, begann Julian. »Es tut mir unendlich –«
    »Geschenkt. Keine Kranzniederlegungen, wenn ich bitten darf. Mich interessiert einzig, ihn umzubringen.«
    »Wir werden Warren begraben.«
    »Dazu ist keine Zeit.« Ihre Stimme hatte jede Modulation eingebüßt. Ein von Rache getriebenes Verkehrsleitsystem. »Ich habe mir Warrens Gesicht angesehen, Julian. Und weißt du was? Er hat zu mir gesprochen. Nicht irgendwelches Gelaber aus dem Jenseits, nicht solcher Scheiß. Er würde auch zu dir sprechen, wenn du dich der Mühe unterziehen wolltest, zu ihm rüberzugehen. Du musst ihm einfach nur ins Gesicht sehen. Er hat sich ein bisschen verändert, aber du kannst ihn laut und deutlich sagen hören, dass Menschen hier oben nichts verloren haben. Nicht das Geringste! Wir nicht – und du auch nicht«, fügte sie feindselig hinzu.
    »Momoka, ich –«
    »Er sagt, dass wir deine Einladung nie hätten annehmen dürfen!«
    Ihr habt sie aber angenommen, dachte Julian, doch er schwieg.
    »Carl ist ins Fördergebiet gefahren«, sagte Amber.
    »Na bestens.« Omura marschierte zu den Rovers. »Da müssen wir ja sowieso hin, oder?«
    »Nein, warte«, sagte Julian.
    »Worauf?« Sie blieb stehen. »Ihr hattet es doch vorhin so eilig.«
    »Ich habe im Lagerraum des Shuttles zusätzliche Sauerstoffreserven gefunden. Wirklich, Momoka, wir könnten jetzt die Zeit erübrigen, ihn anständig zu –«
    »Sehr feinfühlig, aber Warren ist schon begraben. Carl hat ihm den Bauch aufgeschlitzt und den Helm abgenommen. Ich sehe keinen Grund, ihn auch noch zu steinigen.«
    Eine Sekunde lang herrschte eisiges Schweigen.
    »Was ist jetzt?«, fragte sie. »Können wir?«
    »Ich fahre«, sagte Chambers.
    »Ich kann auch gerne –«, bot sich Rogaschow an.
    »Keiner von euch fährt«, beschied Omura. »Wenn hier einer Grund hat zu fahren, dann ja wohl ich. Ihm hinterher zufahren.«
    »Bist du sicher?«, fragte Amber vorsichtig.
    »Ich war noch nie so sicher«, sagte Omura, und ihre Stimme ließ die Visiere beschlagen.
    »Na schön.« Julian schaute hinaus auf die Ebene. »Da wir ohnehin keine Satellitenverbindung haben, werde ich uns vier auf eine Frequenz zusammenschalten. Ab jetzt wird uns niemand mehr hören können, auch Carl nicht, wenn wir ihm zu nahe kommen sollten. Vielleicht nützt es was.«
     

GAIA, VALLIS ALPINA
     
    »Es muss einen Weg geben!«
    Tim hatte jedes Zeitgefühl verloren. Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten, zugleich schrumpfte eine Stunde auf ein entmutigendes Nichts zusammen, eben so viel, um sich nutzlos zu fühlen. Hatten die Todesfälle noch den relativen Vorzug besessen, sie von der Bombe abzulenken, gewann diese, nachdem sie die

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