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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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in Ordnung, Sie können eine Million davon rumfliegen haben, es ändert nichts, im Gegenteil. Satelliten und Bodenstationen fungieren heute zunehmend als Knoten eines IP-Netzwerks, ein Internet im Weltraum! Das Bot-Netz kann von einem Knoten zum anderen springen, um sich seinen Weg zu bahnen.«
    Sofort war Jericho klar, dass Merrick recht hatte. Im Grunde waren Bot-Netze ein alter Hut. Hacker brachten möglichst viele Computer unter ihre Kontrolle, indem sie eine spezielle Software einschleusten. Die User wussten im Allgemeinen nicht, dass ihre Rechner auf diese Weise zu Soldaten einer automatisierten Armee wurden, zu Bots. Theoretisch konnte die illegale Software endlos in den infiltrierten Rechnern vor sich hin schlummern, bis sie zu einem vorprogrammierten Zeitpunkt erwachte und ihre Wirtsrechner veranlasste, fortlaufend E-Mails an ein definiertes Angriffsziel zu schicken, völlig legale Anfragen, allerdings in sintflutartiger Menge. Auf dem Schwarzmarkt für Cyberterrorismus wurden Netze mit bis zu 100.000 Bots feilgeboten. Schlug das Bot-Netz los, feuerte es simultan Abermillionen Mails ab und flutete das Ziel mit Daten, bis der attackierte Rechner die Menge nicht mehr bewältigen konnte und unter dem IOF, dem Information Overflow, krepierte.
    »Was glauben Sie, Tom?«, fragte Shaw. »Wie lange können die ihre Attacke aufrechterhalten?«
    »Schwer zu sagen. Für gewöhnlich kann man Bot-Netze nicht stoppen. Man sagt der Software vorher, wann sie loslegen soll, und schmuggelt sie dann ein. Von da an hat man keinen Zugriff mehr auf sie.«
    »Kann man der Software nicht auch einprogrammieren, wann sie die Attacke wieder einstellen soll?«
    »Ja, sicher, man kann alles. Aber mein Verdacht ist, dass das hier anders lief. Die Attacke erfolgte als direkte Reaktion auf unseren Versuch, Julian und das Gaia zu warnen, also muss jemand die Bots individuell gestartet haben.«
    »Was bedingt, dass sie seit Installation der Software eine Anfrage an diesen Jemand gerichtet haben«, sagte Yoyo. »Und zwar: Soll ich angreifen? Die betreffende Person musste lediglich Ja sagen, zu jedem beliebigen Zeitpunkt.«
    »Und während sie das Gaia und die Peary-Basis attackieren, richten sie schon wieder eine Anfrage an Mister Unbekannt«, nickte Merrick. »Jetzt fragen sie: Soll ich aufhören?«
    »Wenn wir also wüssten, wer sie gestartet hat –«, sagte der MI6-Mann.
    »Könnten wir ihn dazu bringen, sie zu stoppen.«
    »Wo könnte sich die Person aufhalten?«, fragte Shaw.
    Merrick starrte sie an. »Woher soll ich das wissen? Es können mehrere Personen sein. Der Typ, der die Attacke in Gang gesetzt hat, kann auf dem Mond sein. Wenn er eine Steuersoftware in den Rechner des Gaia geschleust hat, sollte es kein Problem für ihn gewesen sein, die Bots von dort zu starten, allerdings hat er sich im selben Moment lahmgelegt. Also vermute ich, der Knilch, der den Wahnsinn stoppen könnte, sitzt irgendwo auf der Erde. Meine Güte, Jennifer!« Seine Hände flatterten hierhin und dorthin. »Er kann überall sein! Er kann hier sein. Im Big O. Hier in diesem Raum!«
     
    Nicht lange danach erhielten sie Nachricht von Gerald Palstein. Er wirkte niedergeschlagen, als er durch das Monitorfenster von Texas zu ihnen hereinschaute, und Jericho musste daran denken, was Shaw über die unliebsamen Entscheidungen erzählt hatte, die EMCOs Chefstratege täglich zu verantworten hatte.
    Dann sah er genauer hin.
    Nein, da war noch etwas anderes. Palstein wirkte wie jemand, dem man soeben einen vernichtenden Befund überbracht hatte.
    »Ich kann Ihnen den Film jetzt zur Verfügung stellen«, sagte er müde.
    »Sie konnten mit Ihrer Kontaktperson sprechen?« Shaws Stimme schlich sich heran, vorsichtig und tastend.
    »Nein.« Palstein fuhr sich über die Augen. »Es ist etwas geschehen.«
    Kurz geriet seine Stirn ins proportionale Missverhältnis zum Rest des Körpers, als er sich vorbeugte und unterhalb der Übertragungskamera eine Funktion betätigte. Dann änderte sich das Bild, und sie sahen eine Nachrichtensendung von CNN.
    »Eine unfassbare Tragödie ereignete sich heute im kanadischen Vancouver«, sagte Christine Roberts, smarte Frontfrau von Breaking News. »In einem Akt beispielloser Gewalt wurde praktisch die komplette Führung des Internetportals Greenwatch ausgelöscht. Der ökologisch orientierte Sender, bekannt für seine engagierte und kritische Berichterstattung, hat in den letzten Jahren immer wieder zur Aufklärung von Umweltskandalen

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