Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer
Mann, den es überhaupt nicht zu stören schien,dass sein Haar zerzaust und seine Hose mit Grasflecken übersät wurde. Die untergehende Sonne verlieh seinem Haupt einen goldenen Schein und ließ seine meergrünen Augen strahlend funkeln, und als Claire ihn betrachtete, schwoll ihr Herz, bis es beinahe zu zerspringen drohte, und einen Augenblick lang verschwamm alles vor ihren Augen.
Ich will ihn nicht lieben, dachte sie verzweifelt, aber es war bereits zu spät. Sein Anblick, während er lachend über den Rasen rollte und sanft mit den vier kichernden, quietschenden Kindern rang, vernichtete ihren Widerstand viel schneller, als es ein Verführungsversuch vermocht hätte.
Claire fühlte sich noch immer wie benommen, als Max sie schließlich nach Hause fuhr. Es war bereits nach zehn Uhr, da alle den Abend genossen hatten und nur widerstrebend aufgebrochen waren.
„Ich mag deine Familie“, verkündete er, als er sie zu ihrer Wohnungstür begleitete.
„Sie mögen dich auch. Ich hoffe, all diese Fragen haben dich nicht ge stört.“
„Keineswegs. Es hätte mich enttäuscht, wenn sie nicht an deinem Wohlergehen interessiert wären. Sie haben dich sehr lieb.“
Claire blieb erstaunt stehen, den Schlüssel in der Hand. „Sie glauben, dass ich ein Idiot bin und nicht allein zurechtkomme“, erwiderte sie unvermittelt.
Max nahm ihr den Schlüssel ab, öffnete die Tür, knipste das Licht an und schob sie hinein, die Hand auf ihrem Rücken. „Den Eindruck hatte ich nicht“, murmelte er und schmiegte seine warmen Hände um ihre bloßen Schultern.
Ihr Puls beschleunigte sich plötzlich. Sie senkte den Blick, um ihre Reaktion vor ihm zu verbergen.
„Wenn du deine Familie schon für übertrieben besorgt hältst, dann solltest du erst einmal meine erleben. Meine gesamte Familie ist so unglaublich neugierig, dass ich manchmal glaube, der KGB würde mit mehr Finesse vorgehen.“
Sie lachte, wie er es erhofft hatte, und ihr Gesicht leuchtete derartauf, dass plötzlich Verlangen in ihm aufstieg. Er biss die Zähne zusammen, hielt sich mühsam davor zurück, Claire an sich zu ziehen und seine Hüften an ihren weichen Körper zu pressen.
„Gute Nacht“, sagte er, beugte sich hinab und drückte die Lippen auf ihre Stirn. „Darf ich dich morgen anrufen?“
„Schon wieder? Ich meine, natürlich darfst du, aber ich dachte, du wärst meine Gesellschaft allmählich leid.“
„Ganz im Gegenteil. Bei dir kann ich mich entspannen. Wenn du allerdings schon etwas anderes vorhast …“
„Nein, das nicht“, versicherte Claire hastig. Denn ein Tag ohne ihn erschien ihr plötzlich trostlos.
„Dann iss mit mir zu Mittag. Gibt es ein Restaurant in der Nähe von deinem Büro?“
„Ja, direkt gegenüber. ‚Riley’s‘.“
„Gut. Wir treffen uns dort um zwölf.“ Max berührte flüchtig ihre Wange und ging.
Claire verschloss die Tür hinter ihm und lehnte sich dagegen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie hatte sich in ihn verliebt – in einen Mann, der seiner eigenen Aussage zufolge nur eine unverbindliche Freundschaft wollte. Wie dumm von ihr! Sie hatte von Anfang an geahnt, dass Maxwell Benedict eine Gefahr für sie und ihr stilles, unkompliziertes Leben bedeutete. Indem er keinerlei Forderungen stellte, hatte er viel mehr erhalten, als sie zu geben bereit war.
4. KAPITEL
A ls Claire das Büro betrat, sah sie auf den ersten Blick, dass Sam wieder einmal dort übernachtet hatte. Das Licht brannte, Schubladen standen offen, und alter Kaffee siedete auf der Warmhalteplatte. Sie schüttete ihn fort und setzte die Kaffeemaschine in Gang, bevor sie Ordnung im Raum schuf.
Als der Kaffee fertig war, schenkte sie einen Becher voll ein und trug ihn hinüber in Sams Büro. Er schlief am Schreibtisch, den Kopf auf die verschränkten Arme gelegt. Ein Notizblock, mit Zahlen und chemischen Formeln übersät, lag neben ihm, und fünf Plastikbecher mit unterschiedlich großen Kaffeeresten standen herum.
Claire stellte den dampfenden Becher auf den Schreibtisch, durchquerte den Raum und öffnete die Gardinen. „Sam, wach auf. Es ist fast acht Uhr.“
Er rührte sich, gähnte, setzte sich auf, gähnte erneut und rieb sich die Augen. Anerkennend blickte er auf den Becher mit frischem Kaffee und leerte ihn halb. „Was sagtest du, wie spät es ist?“
„Acht.“
„Fünf Stunden Schlaf. Nicht schlecht.“ Es war wirklich viel für ihn. Häufig kam er mit weniger aus.
Sam war in
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