Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer
musste nur meine Kleidung umräumen. Ich habe außerdemdie Speisekammer aufgefüllt und Bettwäsche und Handtücher gekauft …“
Ihre Getränke wurden gebracht. „Riley’s“ war bekannt für seinen schnellen Service, und an diesem Tag übertraf sich die Kellnerin selbst. Max und Claire versuchten einige Male, ein Gespräch zu beginnen, aber jedes Mal wurden sie unterbrochen, als ihre Kaffeetassen oder Wassergläser aufgefüllt wurden. Das Restaurant war überfüllt, und das unablässige Klappern von Geschirr und Besteck zwang sie, ihre Stimmen zu erheben.
„Claire! Und Mr. Benedict! Wie schön, dass ich euch hier treffe!“
Max erhob sich höflich, und Claire drehte sich um. Leigh Adkinson, eine hübsche Brünette, trat mit einem strahlenden Lächeln an ihren Tisch. Sie gehörte dem gesellschaftlichen Kreis an, in dem Claire sich als Mrs. Halsey bewegt hatte. Sie war fröhlich und nett, aber nur eine entfernte Bekannte, und seit der Scheidung hatte Claire beinahe völlig den Kontakt zu ihren alten Bekannten abgebrochen.
Doch Leigh lächelte sie an, als wären sie die besten Freundinnen, und wandte sich dann an Max. „Erinnern Sie sich an mich, Mr. Benedict? Wir haben uns am Freitag auf Virginias Party kennengelernt.“
„Natürlich erinnere ich mich. Möchten Sie sich nicht zu uns setzen?“ Er deutete auf den leeren Stuhl.
Leigh schüttelte den Kopf. „Danke, leider muss ich mich beeilen. Ich wollte Sie nur zu einer Dinnerparty einladen, die ich am Samstag gebe. Das heißt, sie beginnt mit einem Dinner bei mir zu Hause, und dann ziehen wir ins Wiltshire Hotel zum Tanz im Ballsaal. Tony eröffnet damit seine Kandidatur als Gouverneur. Bitte, sagen Sie zu. Ich habe auf Virginias Party bemerkt, wie gut Sie zusammen tanzen.“
„Claire?“ Max blickte sie fragend an.
Claire wusste nicht, was sie antworten sollte. Vielleicht wollte er lieber mit jemand anderem zu dieser Party gehen, wenn überhaupt.
„Wir wollen damit keine Spenden auftreiben“, erklärte Leighlachend. „Es ist eine Party für Freunde. Und du hast dich viel zu lange vergraben, Claire.“
Claire hasste es, wenn jemand andeutete, dass sie sich nach der Scheidung in tiefer Trauer zurückgezogen hatte, was absolut nicht der Fall war. Sie versteifte sich, und eine ablehnende Antwort lag ihr bereits auf den Lippen.
Max legte eine Hand auf ihre. „Vielen Dank. Wir kommen gern.“
„Oh, prima. Wir essen früh, um sieben. Claire weiß, wo wir wohnen. Bis Samstag dann.“
Max setzte sich wieder, und eine Weile herrschte Schweigen am Tisch. Schließlich fragte er: „Bist du böse, weil ich für uns beide zugesagt habe?“
„Es ist mir unangenehm. Leigh nimmt an, dass wir zusammengehören, und du warst zu höflich, um ihr die Wahrheit zu sagen.“
„Glaubst du wirklich, dass ich aus Höflichkeit zusagen würde, wenn ich nicht hingehen wollte?“ Ein kühler, beinahe rücksichtsloser Ausdruck trat in seine Augen. „Ich kann manchmal schonungslos offen sein.“
Claire starrte ihn verblüfft an. Max schien ein völlig anderer Mensch zu sein. Doch schon war sein harter Blick wieder verschwunden. Er wirkte ruhig und beherrscht wie stets und vermittelte ihr den Eindruck, dass ihre Sinne sie getäuscht hatten.
„Warum möchtest du nicht hingehen?“, fragte er sanft.
„Ich gehöre nicht mehr in diesen Kreis.“
„Hast du Angst, deinen Exmann wieder zu treffen?“
„Ich lege gewiss keinen Wert darauf, mit ihm und seiner Frau gesellschaftlich zu verkehren.“
„Du brauchst ja nicht mit ihnen zu verkehren. Wenn sie da sind, dann ignoriere sie einfach. Eine Scheidung bedeutet heutzutage doch nicht mehr, dass man mit allen früheren Freunden auf Kriegsfuß steht.“
„Darum geht’s überhaupt nicht“, protestierte Claire.
„Worum geht’s denn dann? Ich möchte mit dir zu diesem Dinner gehen und anschließend mit dir tanzen. Ich glaube, wir werden Spaß haben. Meinst du nicht?“
„Ich nehme dich in Beschlag und …“
„Nein, ich nehme dich in Beschlag“, unterbrach Max sanft. „Ich bin gern mit dir zusammen. Ich gebe zu, dass ich selbstsüchtig bin, aber ich fühle mich wohl mit dir.“
Seufzend gab Claire nach, obgleich sie wusste, dass sie sich zu ihrem eigenen Besten von ihm fernhalten sollte. Aber sie wollte mit ihm zusammen sein, ihn sehen, mit ihm reden, wenn auch nur als Freunde.
Nach dem Essen brachte Max sie über die Straße. Dunkle Wolken waren am Himmel aufgezogen und kündeten von einem Frühlingsregen.
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